über diesen Entschluß ihrer Feindin, und Herr Direk- tor, welcher soeben den Antrag von Madame und Herrn Felix in Händen hielt, ließ sich leicht beschwa- tzen, mit diesen beiden abzuschließen; wobei er sein Bedauern über den Verlust der besten Reiterin mit der traurigen Erfahrung beschwichtigte, daß ein jun- ges frisches Stück Fleisch, gleich der Felix, gar leicht eine nicht mehr blühende Künstlerin, gleich der Jar- tour, bei der Masse des Publikums ersetzt. So hatte folglich Jhre Adele völlige Freiheit, bei Jhnen zu bleiben. Die Berichte, die sie über Jhr Befinden einsendete, lauteten so larmoyant, daß wir schon das Kreuz über Sie gemacht haben; daß auf Sie gar nicht mehr gerechnet wurde. Geld hat man Jhnen nicht gesendet, Herr Antoine; nicht zurückgelassen, noch zugeschickt; nicht Gold, nicht Silber, nicht einen Pfennig. Das müßte ich wissen. Was Jhnen zuge- kommen, kann nur die Jartour aus ihren Ersparnissen Jhnen gereicht haben. Die Direktion war so weit entfernt, sich weiter um Sie zu bekümmern, daß Ma- dame mir heute schon befohlen, Jhnen Futtergeld für Jhren Fuchs abzufordern, obgleich derselbe unterdessen täglich im Cirkus gebraucht und von Herrn Felix, der ein plumper Gesell scheint, fast zu Schanden geritten
uͤber dieſen Entſchluß ihrer Feindin, und Herr Direk- tor, welcher ſoeben den Antrag von Madame und Herrn Felix in Haͤnden hielt, ließ ſich leicht beſchwa- tzen, mit dieſen beiden abzuſchließen; wobei er ſein Bedauern uͤber den Verluſt der beſten Reiterin mit der traurigen Erfahrung beſchwichtigte, daß ein jun- ges friſches Stuͤck Fleiſch, gleich der Felix, gar leicht eine nicht mehr bluͤhende Kuͤnſtlerin, gleich der Jar- tour, bei der Maſſe des Publikums erſetzt. So hatte folglich Jhre Adele voͤllige Freiheit, bei Jhnen zu bleiben. Die Berichte, die ſie uͤber Jhr Befinden einſendete, lauteten ſo larmoyant, daß wir ſchon das Kreuz uͤber Sie gemacht haben; daß auf Sie gar nicht mehr gerechnet wurde. Geld hat man Jhnen nicht geſendet, Herr Antoine; nicht zuruͤckgelaſſen, noch zugeſchickt; nicht Gold, nicht Silber, nicht einen Pfennig. Das muͤßte ich wiſſen. Was Jhnen zuge- kommen, kann nur die Jartour aus ihren Erſparniſſen Jhnen gereicht haben. Die Direktion war ſo weit entfernt, ſich weiter um Sie zu bekuͤmmern, daß Ma- dame mir heute ſchon befohlen, Jhnen Futtergeld fuͤr Jhren Fuchs abzufordern, obgleich derſelbe unterdeſſen taͤglich im Cirkus gebraucht und von Herrn Felix, der ein plumper Geſell ſcheint, faſt zu Schanden geritten
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uͤber dieſen Entſchluß ihrer Feindin, und Herr Direk-
tor, welcher ſoeben den Antrag von Madame und
Herrn Felix in Haͤnden hielt, ließ ſich leicht beſchwa-
tzen, mit dieſen beiden abzuſchließen; wobei er ſein
Bedauern uͤber den Verluſt der beſten Reiterin mit
der traurigen Erfahrung beſchwichtigte, daß ein jun-
ges friſches Stuͤck Fleiſch, gleich der Felix, gar leicht
eine nicht mehr bluͤhende Kuͤnſtlerin, gleich der Jar-
tour, bei der Maſſe des Publikums erſetzt. So hatte
folglich Jhre Adele voͤllige Freiheit, bei Jhnen zu
bleiben. Die Berichte, die ſie uͤber Jhr Befinden
einſendete, lauteten ſo larmoyant, daß wir ſchon das
Kreuz uͤber Sie gemacht haben; daß auf Sie gar
nicht mehr gerechnet wurde. Geld hat man Jhnen
nicht geſendet, Herr Antoine; nicht zuruͤckgelaſſen,
noch zugeſchickt; nicht Gold, nicht Silber, nicht einen
Pfennig. Das muͤßte ich wiſſen. Was Jhnen zuge-
kommen, kann nur die Jartour aus ihren Erſparniſſen
Jhnen gereicht haben. Die Direktion war ſo weit
entfernt, ſich weiter um Sie zu bekuͤmmern, daß Ma-
dame mir heute ſchon befohlen, Jhnen Futtergeld fuͤr
Jhren Fuchs abzufordern, obgleich derſelbe unterdeſſen
taͤglich im Cirkus gebraucht und von Herrn Felix, der
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/166>, abgerufen am 16.02.2025.
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