Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Na, wie groß soll er denn sein? fragte, nicht
wenig beleidiget, der erste Wärter. Haben Sie viel-
leicht schon größere Elephanten geritten?

"Jch sah noch gar keinen!"

Dann dürfen Sie auch den unserigen nicht her-
absetzen. -- He, Jacques, gieb mir die gute Jacke
heraus, da kommen Frauenzimmer; der Herr Pro-
fessor ist mit ihnen, weißt Du, der immer erklärt,
warum die Thiere gerade so sein müssen, wie sie sind!

Das Erscheinen der kleinen Gesellschaft erlösete
Anton von den ferneren Vorwürfen des an der
Elephanten-Ehre gekränkten Kornak, der sich nun
mit aller Aufmerksamkeit seiner Pflicht widmete, den
gehorsamen, gutmüthigen Gefangenen zur Erfüllung
der seinigen anzutreiben. Ein Pferd, des Elephanten
Schützling und Begleiter hob sich von der Streu;
erst da dieses neben ihm stand, erschien er in seiner
Größe. Anton mußte unwillkührlich an Schkramprl
denken, der umgekehrt sein in Ruhestand versetztes
Riesenthum noch als Folie benützte, um durch Ver-
gleichung mit sich die Kleinheit seiner Zwerge hervor-
zuheben.

Der Herr Professor dozirte drei aufmerksamen
Hörerinnen, was man von den Eigenschaften wilder,

Na, wie groß ſoll er denn ſein? fragte, nicht
wenig beleidiget, der erſte Waͤrter. Haben Sie viel-
leicht ſchon groͤßere Elephanten geritten?

„Jch ſah noch gar keinen!“

Dann duͤrfen Sie auch den unſerigen nicht her-
abſetzen. — He, Jacques, gieb mir die gute Jacke
heraus, da kommen Frauenzimmer; der Herr Pro-
feſſor iſt mit ihnen, weißt Du, der immer erklaͤrt,
warum die Thiere gerade ſo ſein muͤſſen, wie ſie ſind!

Das Erſcheinen der kleinen Geſellſchaft erloͤſete
Anton von den ferneren Vorwuͤrfen des an der
Elephanten-Ehre gekraͤnkten Kornak, der ſich nun
mit aller Aufmerkſamkeit ſeiner Pflicht widmete, den
gehorſamen, gutmuͤthigen Gefangenen zur Erfuͤllung
der ſeinigen anzutreiben. Ein Pferd, des Elephanten
Schuͤtzling und Begleiter hob ſich von der Streu;
erſt da dieſes neben ihm ſtand, erſchien er in ſeiner
Groͤße. Anton mußte unwillkuͤhrlich an Schkramprl
denken, der umgekehrt ſein in Ruheſtand verſetztes
Rieſenthum noch als Folie benuͤtzte, um durch Ver-
gleichung mit ſich die Kleinheit ſeiner Zwerge hervor-
zuheben.

Der Herr Profeſſor dozirte drei aufmerkſamen
Hoͤrerinnen, was man von den Eigenſchaften wilder,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0205" n="203"/>
        <p>Na, wie groß <hi rendition="#g">&#x017F;oll</hi> er denn &#x017F;ein? fragte, nicht<lb/>
wenig beleidiget, der er&#x017F;te Wa&#x0364;rter. Haben Sie viel-<lb/>
leicht &#x017F;chon gro&#x0364;ßere Elephanten geritten?</p><lb/>
        <p>&#x201E;Jch &#x017F;ah noch gar keinen!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Dann du&#x0364;rfen Sie auch den un&#x017F;erigen nicht her-<lb/>
ab&#x017F;etzen. &#x2014; He, Jacques, gieb mir die gute Jacke<lb/>
heraus, da kommen Frauenzimmer; der Herr Pro-<lb/>
fe&#x017F;&#x017F;or i&#x017F;t mit ihnen, weißt Du, der immer erkla&#x0364;rt,<lb/>
warum die Thiere gerade &#x017F;o &#x017F;ein mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wie &#x017F;ie &#x017F;ind!</p><lb/>
        <p>Das Er&#x017F;cheinen der kleinen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft erlo&#x0364;&#x017F;ete<lb/>
Anton von den ferneren Vorwu&#x0364;rfen des an der<lb/>
Elephanten-Ehre gekra&#x0364;nkten Kornak, der &#x017F;ich nun<lb/>
mit aller Aufmerk&#x017F;amkeit &#x017F;einer Pflicht widmete, den<lb/>
gehor&#x017F;amen, gutmu&#x0364;thigen Gefangenen zur Erfu&#x0364;llung<lb/>
der &#x017F;einigen anzutreiben. Ein Pferd, des Elephanten<lb/>
Schu&#x0364;tzling und Begleiter hob &#x017F;ich von der Streu;<lb/>
er&#x017F;t da die&#x017F;es neben ihm &#x017F;tand, er&#x017F;chien er in &#x017F;einer<lb/>
Gro&#x0364;ße. Anton mußte unwillku&#x0364;hrlich an Schkramprl<lb/>
denken, der umgekehrt &#x017F;ein in Ruhe&#x017F;tand ver&#x017F;etztes<lb/>
Rie&#x017F;enthum noch als Folie benu&#x0364;tzte, um durch Ver-<lb/>
gleichung mit &#x017F;ich die Kleinheit &#x017F;einer Zwerge hervor-<lb/>
zuheben.</p><lb/>
        <p>Der Herr Profe&#x017F;&#x017F;or dozirte drei aufmerk&#x017F;amen<lb/>
Ho&#x0364;rerinnen, was man von den Eigen&#x017F;chaften wilder,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0205] Na, wie groß ſoll er denn ſein? fragte, nicht wenig beleidiget, der erſte Waͤrter. Haben Sie viel- leicht ſchon groͤßere Elephanten geritten? „Jch ſah noch gar keinen!“ Dann duͤrfen Sie auch den unſerigen nicht her- abſetzen. — He, Jacques, gieb mir die gute Jacke heraus, da kommen Frauenzimmer; der Herr Pro- feſſor iſt mit ihnen, weißt Du, der immer erklaͤrt, warum die Thiere gerade ſo ſein muͤſſen, wie ſie ſind! Das Erſcheinen der kleinen Geſellſchaft erloͤſete Anton von den ferneren Vorwuͤrfen des an der Elephanten-Ehre gekraͤnkten Kornak, der ſich nun mit aller Aufmerkſamkeit ſeiner Pflicht widmete, den gehorſamen, gutmuͤthigen Gefangenen zur Erfuͤllung der ſeinigen anzutreiben. Ein Pferd, des Elephanten Schuͤtzling und Begleiter hob ſich von der Streu; erſt da dieſes neben ihm ſtand, erſchien er in ſeiner Groͤße. Anton mußte unwillkuͤhrlich an Schkramprl denken, der umgekehrt ſein in Ruheſtand verſetztes Rieſenthum noch als Folie benuͤtzte, um durch Ver- gleichung mit ſich die Kleinheit ſeiner Zwerge hervor- zuheben. Der Herr Profeſſor dozirte drei aufmerkſamen Hoͤrerinnen, was man von den Eigenſchaften wilder,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/205
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/205>, abgerufen am 22.11.2024.