lange, so galt der schöne Antoine bei gewissen galanten Damen von Stande für einen ausgesproche- nen Weiberfeind. Dies und die Neckereien seiner Genossen, welche ihn spöttisch bedauerten, daß Laura's Aufsicht gar zu streng sei, ihm gar keine Freiheit gönne! verbunden mit dem eigenen Bewußtsein von unauflösbarer Abhängigkeit; -- wurde ihm gar bald zur schweren Strafe für eine leichtsinnig eingegan- gene Verbindung. Seine Zärtlichkeit erkaltete, das trug dazu bei, die Freundin argwöhnischer zu machen, ihre Eifersucht zu steigern. Bald wurde ihm ein Joch, was im Beginn ein Blumenkranz gewesen.
Doch sein Schutzgeist wollte nicht, daß er zum lügnerischen Heuchler werden, daß er die liebliche Freundin durch falsche Worte täuschend, sich inner- lich ganz von ihr abwenden, daß er Zerstreuung und wilden Trost im Betruge suchen solle. Was ihn retten konnte lag nahe: die Trennung ohne seine Schuld. Eingeleitet ward sie durch ein Ereigniß, welches seinem Herzen nur Ehre macht, und welches wir sogleich mittheilen werden. Vollendet ward sie durch Dazwischenkunft eines Dritten der auch schon unterwegs ist.
Wie stets geschieht, [w]o Kunstreiter in großen
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lange, ſo galt der ſchoͤne Antoine bei gewiſſen galanten Damen von Stande fuͤr einen ausgeſproche- nen Weiberfeind. Dies und die Neckereien ſeiner Genoſſen, welche ihn ſpoͤttiſch bedauerten, daß Laura’s Aufſicht gar zu ſtreng ſei, ihm gar keine Freiheit goͤnne! verbunden mit dem eigenen Bewußtſein von unaufloͤsbarer Abhaͤngigkeit; — wurde ihm gar bald zur ſchweren Strafe fuͤr eine leichtſinnig eingegan- gene Verbindung. Seine Zaͤrtlichkeit erkaltete, das trug dazu bei, die Freundin argwoͤhniſcher zu machen, ihre Eiferſucht zu ſteigern. Bald wurde ihm ein Joch, was im Beginn ein Blumenkranz geweſen.
Doch ſein Schutzgeiſt wollte nicht, daß er zum luͤgneriſchen Heuchler werden, daß er die liebliche Freundin durch falſche Worte taͤuſchend, ſich inner- lich ganz von ihr abwenden, daß er Zerſtreuung und wilden Troſt im Betruge ſuchen ſolle. Was ihn retten konnte lag nahe: die Trennung ohne ſeine Schuld. Eingeleitet ward ſie durch ein Ereigniß, welches ſeinem Herzen nur Ehre macht, und welches wir ſogleich mittheilen werden. Vollendet ward ſie durch Dazwiſchenkunft eines Dritten der auch ſchon unterwegs iſt.
Wie ſtets geſchieht, [w]o Kunſtreiter in großen
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[19/0021]
lange, ſo galt der ſchoͤne Antoine bei gewiſſen
galanten Damen von Stande fuͤr einen ausgeſproche-
nen Weiberfeind. Dies und die Neckereien ſeiner
Genoſſen, welche ihn ſpoͤttiſch bedauerten, daß Laura’s
Aufſicht gar zu ſtreng ſei, ihm gar keine Freiheit
goͤnne! verbunden mit dem eigenen Bewußtſein von
unaufloͤsbarer Abhaͤngigkeit; — wurde ihm gar bald
zur ſchweren Strafe fuͤr eine leichtſinnig eingegan-
gene Verbindung. Seine Zaͤrtlichkeit erkaltete, das
trug dazu bei, die Freundin argwoͤhniſcher zu machen,
ihre Eiferſucht zu ſteigern. Bald wurde ihm ein
Joch, was im Beginn ein Blumenkranz geweſen.
Doch ſein Schutzgeiſt wollte nicht, daß er zum
luͤgneriſchen Heuchler werden, daß er die liebliche
Freundin durch falſche Worte taͤuſchend, ſich inner-
lich ganz von ihr abwenden, daß er Zerſtreuung und
wilden Troſt im Betruge ſuchen ſolle. Was ihn
retten konnte lag nahe: die Trennung ohne ſeine
Schuld. Eingeleitet ward ſie durch ein Ereigniß,
welches ſeinem Herzen nur Ehre macht, und welches
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/21>, abgerufen am 21.11.2024.
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