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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852.

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seine Person um sich haben; sein Aeußeres, seine
bescheidene Anmuth, waren für sie das Aushängeschild,
womit sie junge Fremdlinge, denen das Pariser Stein-
pflaster unter den Füßen und ihre Mutterpfennige
in den Taschen brannten, und die ihnen der Mühe
werth schienen, anzulocken suchten. Der Baron
machte leicht Bekanntschaften, führte diese ihnen zu,
ohne zu überlegen, was er that? Und wenn die
Aermsten, dem liebenswürdigen, treuherzigen Jüng-
linge vertrauend, in die Raubhöhle abgeliefert waren,
bemächtigte sich seiner jene Zaub'rerin, welche dort
waltend, im Stillen ihr Wesen trieb. Einmal beim
Kartenspiele, vergaß Theodor Alles, sogar Bärbels
Reize, und Bärbel benützte jede Stunde für sich und
ihre Zwecke.

Nur ausnahmsweise geschah es, daß bei Theodor
auch Damen gesehen wurden. Bärbel liebte das
nicht. Denn, äußerte sie ganz richtig gegen Anton.
auf wen können wir rechnen? Nur auf meines Glei-
chen! Und meines Gleichen macht sich nicht besonders
gut in großer Gesellschaft. Wir sind besser unter
uns? Nicht wahr, Anton?

Desto häufiger wurden kleine Souper's gegeben,
bei denen sie als Frau vom Hause unter laüter Män-

ſeine Perſon um ſich haben; ſein Aeußeres, ſeine
beſcheidene Anmuth, waren fuͤr ſie das Aushaͤngeſchild,
womit ſie junge Fremdlinge, denen das Pariſer Stein-
pflaſter unter den Fuͤßen und ihre Mutterpfennige
in den Taſchen brannten, und die ihnen der Muͤhe
werth ſchienen, anzulocken ſuchten. Der Baron
machte leicht Bekanntſchaften, fuͤhrte dieſe ihnen zu,
ohne zu uͤberlegen, was er that? Und wenn die
Aermſten, dem liebenswuͤrdigen, treuherzigen Juͤng-
linge vertrauend, in die Raubhoͤhle abgeliefert waren,
bemaͤchtigte ſich ſeiner jene Zaub’rerin, welche dort
waltend, im Stillen ihr Weſen trieb. Einmal beim
Kartenſpiele, vergaß Theodor Alles, ſogar Baͤrbels
Reize, und Baͤrbel benuͤtzte jede Stunde fuͤr ſich und
ihre Zwecke.

Nur ausnahmsweiſe geſchah es, daß bei Theodor
auch Damen geſehen wurden. Baͤrbel liebte das
nicht. Denn, aͤußerte ſie ganz richtig gegen Anton.
auf wen koͤnnen wir rechnen? Nur auf meines Glei-
chen! Und meines Gleichen macht ſich nicht beſonders
gut in großer Geſellſchaft. Wir ſind beſſer unter
uns? Nicht wahr, Anton?

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bei denen ſie als Frau vom Hauſe unter lauͤter Maͤn-

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[304/0306] ſeine Perſon um ſich haben; ſein Aeußeres, ſeine beſcheidene Anmuth, waren fuͤr ſie das Aushaͤngeſchild, womit ſie junge Fremdlinge, denen das Pariſer Stein- pflaſter unter den Fuͤßen und ihre Mutterpfennige in den Taſchen brannten, und die ihnen der Muͤhe werth ſchienen, anzulocken ſuchten. Der Baron machte leicht Bekanntſchaften, fuͤhrte dieſe ihnen zu, ohne zu uͤberlegen, was er that? Und wenn die Aermſten, dem liebenswuͤrdigen, treuherzigen Juͤng- linge vertrauend, in die Raubhoͤhle abgeliefert waren, bemaͤchtigte ſich ſeiner jene Zaub’rerin, welche dort waltend, im Stillen ihr Weſen trieb. Einmal beim Kartenſpiele, vergaß Theodor Alles, ſogar Baͤrbels Reize, und Baͤrbel benuͤtzte jede Stunde fuͤr ſich und ihre Zwecke. Nur ausnahmsweiſe geſchah es, daß bei Theodor auch Damen geſehen wurden. Baͤrbel liebte das nicht. Denn, aͤußerte ſie ganz richtig gegen Anton. auf wen koͤnnen wir rechnen? Nur auf meines Glei- chen! Und meines Gleichen macht ſich nicht beſonders gut in großer Geſellſchaft. Wir ſind beſſer unter uns? Nicht wahr, Anton? Deſto haͤufiger wurden kleine Souper’s gegeben, bei denen ſie als Frau vom Hauſe unter lauͤter Maͤn-

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Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 2. Breslau, 1852, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden02_1852/306>, abgerufen am 24.11.2024.