Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852.

Bild:
<< vorherige Seite

Waldes zu Zeuginnen auf, daß Johann ein frecher
Lügner sei, zahlte ihm sein Wochenlohn, warf ihm
sein Bündel zu, empfahl ihm, sich einen Galgen mit
freundlicher Aussicht zu suchen, woran er sich hängen
lasse und schloß mit einem Winke auf Anton, der ihn
bereits ersetzt habe.

Johannes schied mit tüchtigem Fluche.

Die Hasen in der Kiste trommelten einen Tusch.

Die Pferde setzten sich in Bewegung.



Neunundfünfzigstes Kapitel.

Langes und langweiliges Umherziehen. -- Kästner will aus Anton einen Eidam
machen. -- Adelheid. -- Anton versucht einen Roman, kommt aber nicht zu
Stande.

Jch werde meine Leser nicht belästigen durch Auf-
zählung größerer, wie geringerer Orte, woselbst Käst-
ners Rosse staunenden alten Jungfern durch graziöses
Kopfnicken nah' bevorstehenden Hochzeitskuchen ver-
sprachen, oder durch Scharren ihrer Vorderfüße das
Lebensalter jener Holden um etliche und zwanzig
flüchtige Frühlinge zu niedrig taxirten; wo Kästner's
Hirsche als kühne Feuerwerker auftraten und Büchsen
losbrannten, wie wenn sie Jäger wären, nicht Hirsche;

Waldes zu Zeuginnen auf, daß Johann ein frecher
Luͤgner ſei, zahlte ihm ſein Wochenlohn, warf ihm
ſein Buͤndel zu, empfahl ihm, ſich einen Galgen mit
freundlicher Ausſicht zu ſuchen, woran er ſich haͤngen
laſſe und ſchloß mit einem Winke auf Anton, der ihn
bereits erſetzt habe.

Johannes ſchied mit tuͤchtigem Fluche.

Die Haſen in der Kiſte trommelten einen Tuſch.

Die Pferde ſetzten ſich in Bewegung.



Neunundfuͤnfzigſtes Kapitel.

Langes und langweiliges Umherziehen. — Käſtner will aus Anton einen Eidam
machen. — Adelheid. — Anton verſucht einen Roman, kommt aber nicht zu
Stande.

Jch werde meine Leſer nicht belaͤſtigen durch Auf-
zaͤhlung groͤßerer, wie geringerer Orte, woſelbſt Kaͤſt-
ners Roſſe ſtaunenden alten Jungfern durch grazioͤſes
Kopfnicken nah’ bevorſtehenden Hochzeitskuchen ver-
ſprachen, oder durch Scharren ihrer Vorderfuͤße das
Lebensalter jener Holden um etliche und zwanzig
fluͤchtige Fruͤhlinge zu niedrig taxirten; wo Kaͤſtner’s
Hirſche als kuͤhne Feuerwerker auftraten und Buͤchſen
losbrannten, wie wenn ſie Jaͤger waͤren, nicht Hirſche;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0109" n="105"/>
Waldes zu Zeuginnen auf, daß Johann ein frecher<lb/>
Lu&#x0364;gner &#x017F;ei, zahlte ihm &#x017F;ein Wochenlohn, warf ihm<lb/>
&#x017F;ein Bu&#x0364;ndel zu, empfahl ihm, &#x017F;ich einen Galgen mit<lb/>
freundlicher Aus&#x017F;icht zu &#x017F;uchen, woran er &#x017F;ich ha&#x0364;ngen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e und &#x017F;chloß mit einem Winke auf Anton, der ihn<lb/>
bereits er&#x017F;etzt habe.</p><lb/>
        <p>Johannes &#x017F;chied mit tu&#x0364;chtigem Fluche.</p><lb/>
        <p>Die Ha&#x017F;en in der Ki&#x017F;te trommelten einen Tu&#x017F;ch.</p><lb/>
        <p>Die Pferde &#x017F;etzten &#x017F;ich in Bewegung.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Neunundfu&#x0364;nfzig&#x017F;tes Kapitel.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p> <hi rendition="#c">Langes und langweiliges Umherziehen. &#x2014;&#x017F;tner will aus Anton einen Eidam<lb/>
machen. &#x2014; Adelheid. &#x2014; Anton ver&#x017F;ucht einen Roman, kommt aber nicht zu<lb/>
Stande.</hi> </p>
        </argument><lb/>
        <p>Jch werde meine Le&#x017F;er nicht bela&#x0364;&#x017F;tigen durch Auf-<lb/>
za&#x0364;hlung gro&#x0364;ßerer, wie geringerer Orte, wo&#x017F;elb&#x017F;t Ka&#x0364;&#x017F;t-<lb/>
ners Ro&#x017F;&#x017F;e &#x017F;taunenden alten Jungfern durch grazio&#x0364;&#x017F;es<lb/>
Kopfnicken nah&#x2019; bevor&#x017F;tehenden Hochzeitskuchen ver-<lb/>
&#x017F;prachen, oder durch Scharren ihrer Vorderfu&#x0364;ße das<lb/>
Lebensalter jener Holden um etliche und zwanzig<lb/>
flu&#x0364;chtige Fru&#x0364;hlinge zu niedrig taxirten; wo Ka&#x0364;&#x017F;tner&#x2019;s<lb/>
Hir&#x017F;che als ku&#x0364;hne Feuerwerker auftraten und Bu&#x0364;ch&#x017F;en<lb/>
losbrannten, wie wenn &#x017F;ie Ja&#x0364;ger wa&#x0364;ren, nicht Hir&#x017F;che;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[105/0109] Waldes zu Zeuginnen auf, daß Johann ein frecher Luͤgner ſei, zahlte ihm ſein Wochenlohn, warf ihm ſein Buͤndel zu, empfahl ihm, ſich einen Galgen mit freundlicher Ausſicht zu ſuchen, woran er ſich haͤngen laſſe und ſchloß mit einem Winke auf Anton, der ihn bereits erſetzt habe. Johannes ſchied mit tuͤchtigem Fluche. Die Haſen in der Kiſte trommelten einen Tuſch. Die Pferde ſetzten ſich in Bewegung. Neunundfuͤnfzigſtes Kapitel. Langes und langweiliges Umherziehen. — Käſtner will aus Anton einen Eidam machen. — Adelheid. — Anton verſucht einen Roman, kommt aber nicht zu Stande. Jch werde meine Leſer nicht belaͤſtigen durch Auf- zaͤhlung groͤßerer, wie geringerer Orte, woſelbſt Kaͤſt- ners Roſſe ſtaunenden alten Jungfern durch grazioͤſes Kopfnicken nah’ bevorſtehenden Hochzeitskuchen ver- ſprachen, oder durch Scharren ihrer Vorderfuͤße das Lebensalter jener Holden um etliche und zwanzig fluͤchtige Fruͤhlinge zu niedrig taxirten; wo Kaͤſtner’s Hirſche als kuͤhne Feuerwerker auftraten und Buͤchſen losbrannten, wie wenn ſie Jaͤger waͤren, nicht Hirſche;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/109
Zitationshilfe: Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/109>, abgerufen am 04.12.2024.