auf den Abend, wo Großmutter Gocksch ihm zum Erstenmale die Geschichte seiner Mutter mitgetheilt. Der Ring, den der Kantor Hahn seiner geliebten Tochter geschenkt, zum Andenken, zum Lohn für ihren Gesang im Oratorium!! "Eva" -- hatte er hineingraben lassen!
"Und diese Carina, durch welche mir Kunde ver- sprochen ward von meiner Mutter? Diese kranke Frau, zu der ich, von unerklärlicher Gewalt mich hingezogen fühlte; die mir immer sagte, nach ihrem Tode würd' ich mein Glück preisen, sie gepflegt zu haben? Was zögr' ich noch? Jhre Papiere! Jhr Testament!"
Mit zitternden Händen erbrach er den Koffer, ergriff die bezeichneten Papiere und las die Bestäti- gung dessen, was der Ring ihn ahnen lassen.
auf den Abend, wo Großmutter Gockſch ihm zum Erſtenmale die Geſchichte ſeiner Mutter mitgetheilt. Der Ring, den der Kantor Hahn ſeiner geliebten Tochter geſchenkt, zum Andenken, zum Lohn fuͤr ihren Geſang im Oratorium!! „Eva“ — hatte er hineingraben laſſen!
„Und dieſe Carina, durch welche mir Kunde ver- ſprochen ward von meiner Mutter? Dieſe kranke Frau, zu der ich, von unerklaͤrlicher Gewalt mich hingezogen fuͤhlte; die mir immer ſagte, nach ihrem Tode wuͤrd’ ich mein Gluͤck preiſen, ſie gepflegt zu haben? Was zoͤgr’ ich noch? Jhre Papiere! Jhr Teſtament!“
Mit zitternden Haͤnden erbrach er den Koffer, ergriff die bezeichneten Papiere und las die Beſtaͤti- gung deſſen, was der Ring ihn ahnen laſſen.
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auf den Abend, wo Großmutter Gockſch ihm zum
Erſtenmale die Geſchichte ſeiner Mutter mitgetheilt.
Der Ring, den der Kantor Hahn ſeiner geliebten
Tochter geſchenkt, zum Andenken, zum Lohn fuͤr
ihren Geſang im Oratorium!! „Eva“ — hatte er
hineingraben laſſen!
„Und dieſe Carina, durch welche mir Kunde ver-
ſprochen ward von meiner Mutter? Dieſe kranke
Frau, zu der ich, von unerklaͤrlicher Gewalt mich
hingezogen fuͤhlte; die mir immer ſagte, nach ihrem
Tode wuͤrd’ ich mein Gluͤck preiſen, ſie gepflegt zu
haben? Was zoͤgr’ ich noch? Jhre Papiere! Jhr
Teſtament!“
Mit zitternden Haͤnden erbrach er den Koffer,
ergriff die bezeichneten Papiere und las die Beſtaͤti-
gung deſſen, was der Ring ihn ahnen laſſen.
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Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 3. Breslau, 1852, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holtei_vagabunden03_1852/220>, abgerufen am 19.05.2024.
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