Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.nach oben -- der Ballon war geborsten, durch einen Wir schwebten über einer öden, menschenleeren nach oben — der Ballon war geborſten, durch einen Wir ſchwebten uͤber einer oͤden, menſchenleeren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="23"/> nach oben — der Ballon war geborſten, durch einen<lb/> großen Riß entleerte er ſich unglaublich ſchnell.</p><lb/> <p>Wir ſchwebten uͤber einer oͤden, menſchenleeren<lb/> Waldſtrecke. Um dieſe zu vermeiden, und wo moͤglich<lb/> eine freie Flaͤche zu gewinnen, bevor wir den Boden<lb/> erreichten, wurde aller Ballaſt ausgeworfen; doch<lb/> vergebens: die Erleichterung der Laſt ſtand in keinem<lb/> Verhaͤltniß zur Abnahme der tragenden Kraft; dieſe<lb/> wurde von Augenblick zu Augenblick geringer; unſer<lb/> Fallen glich beinah’ einem Sturze; mir vergingen faſt<lb/> die Sinne, Reinhard behielt vollkommene Faſſung.<lb/> Er band ſich das Ende eines Strickes, nachdem er<lb/> das entgegengeſetzte an die Gondel befeſtiget, um den<lb/> Leib, erſah den Moment, wo wir eine Luͤcke im Walde<lb/> unter uns hatten, ſprang tollkuͤhn hinab, erreichte mit<lb/> ſeinen Fuͤßen gluͤcklich den Erdboden und wendete jetzt<lb/> alle Kraͤfte an, den Ballon bis zum naͤchſten Baume<lb/> zu zerren, an deſſen Stamm er ſich klammern und<lb/> ſodann den Strick befeſtigen wollte. Doch er hatte<lb/> nicht berechnet, daß von dem Gewicht ſeiner eigenen<lb/> Schwere befreit, daß zerriſſene Gewebe ſich noch ein-<lb/> mal erheben koͤnne. Dies geſchah, und mit ſo tuͤckiſcher<lb/> Gewalt, daß der Ungluͤckliche in fruchtloſem Wider-<lb/> ſtreben vom Boden aufgezogen wurde. Jch ſtreifte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0027]
nach oben — der Ballon war geborſten, durch einen
großen Riß entleerte er ſich unglaublich ſchnell.
Wir ſchwebten uͤber einer oͤden, menſchenleeren
Waldſtrecke. Um dieſe zu vermeiden, und wo moͤglich
eine freie Flaͤche zu gewinnen, bevor wir den Boden
erreichten, wurde aller Ballaſt ausgeworfen; doch
vergebens: die Erleichterung der Laſt ſtand in keinem
Verhaͤltniß zur Abnahme der tragenden Kraft; dieſe
wurde von Augenblick zu Augenblick geringer; unſer
Fallen glich beinah’ einem Sturze; mir vergingen faſt
die Sinne, Reinhard behielt vollkommene Faſſung.
Er band ſich das Ende eines Strickes, nachdem er
das entgegengeſetzte an die Gondel befeſtiget, um den
Leib, erſah den Moment, wo wir eine Luͤcke im Walde
unter uns hatten, ſprang tollkuͤhn hinab, erreichte mit
ſeinen Fuͤßen gluͤcklich den Erdboden und wendete jetzt
alle Kraͤfte an, den Ballon bis zum naͤchſten Baume
zu zerren, an deſſen Stamm er ſich klammern und
ſodann den Strick befeſtigen wollte. Doch er hatte
nicht berechnet, daß von dem Gewicht ſeiner eigenen
Schwere befreit, daß zerriſſene Gewebe ſich noch ein-
mal erheben koͤnne. Dies geſchah, und mit ſo tuͤckiſcher
Gewalt, daß der Ungluͤckliche in fruchtloſem Wider-
ſtreben vom Boden aufgezogen wurde. Jch ſtreifte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |