Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Dann schritt ich heimwärts, und mit Singen Begrüßt ich meines Vaters Haus Und schaute, wenn die Sterne gingen, Noch lange in die Nacht hinaus. Und jetzt? -- Die heimatlichen Thäler, Die seine Jugend grün umrauscht, Hat längst der lyrische Pennäler Für eine Weltstadt eingetauscht. Er sieht mit Schauder, wie das Laster Sich dort juwelenfunkelnd bläht, Das Elend aber tritt das Pflaster Von Morgens früh bis Abends spät! Er hört, wie nachts in den Fabriken Der Proletar nach Freiheit schreit, Indeß ein Volk von Domestiken Dem nackten Recht ins Antlitz speit! Er fühlt, wie wilde, wilde Flammen
Ihm heiß und roth das Hirn durchlohn, Und beißt die Zähne fest zusammen Und murmelt: Hohn, Hohn, dreimal Hohn! Dann ſchritt ich heimwärts, und mit Singen Begrüßt ich meines Vaters Haus Und ſchaute, wenn die Sterne gingen, Noch lange in die Nacht hinaus. Und jetzt? — Die heimatlichen Thäler, Die ſeine Jugend grün umrauſcht, Hat längſt der lyriſche Pennäler Für eine Weltſtadt eingetauſcht. Er ſieht mit Schauder, wie das Laſter Sich dort juwelenfunkelnd bläht, Das Elend aber tritt das Pflaſter Von Morgens früh bis Abends ſpät! Er hört, wie nachts in den Fabriken Der Proletar nach Freiheit ſchreit, Indeß ein Volk von Domeſtiken Dem nackten Recht ins Antlitz ſpeit! Er fühlt, wie wilde, wilde Flammen
Ihm heiß und roth das Hirn durchlohn, Und beißt die Zähne feſt zuſammen Und murmelt: Hohn, Hohn, dreimal Hohn! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0277" n="255"/> <lg n="14"> <l>Dann ſchritt ich heimwärts, und mit Singen</l><lb/> <l>Begrüßt ich meines Vaters Haus</l><lb/> <l>Und ſchaute, wenn die Sterne gingen,</l><lb/> <l>Noch lange in die Nacht hinaus.</l><lb/> </lg> <lg n="15"> <l>Und jetzt? — Die heimatlichen Thäler,</l><lb/> <l>Die ſeine Jugend grün umrauſcht,</l><lb/> <l>Hat längſt der lyriſche Pennäler</l><lb/> <l>Für eine Weltſtadt eingetauſcht.</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <l>Er ſieht mit Schauder, wie das Laſter</l><lb/> <l>Sich dort juwelenfunkelnd bläht,</l><lb/> <l>Das Elend aber tritt das Pflaſter</l><lb/> <l>Von Morgens früh bis Abends ſpät!</l><lb/> </lg> <lg n="17"> <l>Er hört, wie nachts in den Fabriken</l><lb/> <l>Der Proletar nach Freiheit ſchreit,</l><lb/> <l>Indeß ein Volk von Domeſtiken</l><lb/> <l>Dem nackten Recht ins Antlitz ſpeit!</l><lb/> </lg> <lg n="18"> <l>Er fühlt, wie wilde, wilde Flammen</l><lb/> <l>Ihm heiß und roth das Hirn durchlohn,</l><lb/> <l>Und beißt die Zähne feſt zuſammen</l><lb/> <l>Und murmelt: Hohn, Hohn, dreimal Hohn!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [255/0277]
Dann ſchritt ich heimwärts, und mit Singen
Begrüßt ich meines Vaters Haus
Und ſchaute, wenn die Sterne gingen,
Noch lange in die Nacht hinaus.
Und jetzt? — Die heimatlichen Thäler,
Die ſeine Jugend grün umrauſcht,
Hat längſt der lyriſche Pennäler
Für eine Weltſtadt eingetauſcht.
Er ſieht mit Schauder, wie das Laſter
Sich dort juwelenfunkelnd bläht,
Das Elend aber tritt das Pflaſter
Von Morgens früh bis Abends ſpät!
Er hört, wie nachts in den Fabriken
Der Proletar nach Freiheit ſchreit,
Indeß ein Volk von Domeſtiken
Dem nackten Recht ins Antlitz ſpeit!
Er fühlt, wie wilde, wilde Flammen
Ihm heiß und roth das Hirn durchlohn,
Und beißt die Zähne feſt zuſammen
Und murmelt: Hohn, Hohn, dreimal Hohn!
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