Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Frage dich selber, woher und wohin; Und hat sich dein Fürwitz, Dein kleiner, menschlicher Fürwitz, Dann noch nicht erschöpft: Dann fasse dir -- wenn du es kannst -- Noch einmal ein Herz, Dann tritt noch einmal hier vor mich hin Und frage noch einmal: Was willst du? Wer bist du? Und ich werde dir -- wenn du es willst -- Das Urbild der Wahrheit zeigen, Schleierlos, wie ein nacktes Weib, Und auch du wirst dann sein wie der alte Gott, Der einst in sein herrliches Paradies -- Dem Teufel zu Liebe! -- Eigenhändig einen Apfelbaum pflanzte, Und wissen, was böse, doch nicht, was gut ist!! Doch a propos ich werde pathetisch!
Und graue Haare und Gelbschnabelphrasen Sind immer komisch! Verflucht! Ich glaube, dein Monolog, Den du dir erst -- Dort am Thürgerüst! -- "Nicht bleich und neidvoll" Vordeklamirtest, Ist Schuld an dem Unsinn, den ich geschwatzt! Frage dich ſelber, woher und wohin; Und hat ſich dein Fürwitz, Dein kleiner, menſchlicher Fürwitz, Dann noch nicht erſchöpft: Dann faſſe dir — wenn du es kannſt — Noch einmal ein Herz, Dann tritt noch einmal hier vor mich hin Und frage noch einmal: Was willſt du? Wer biſt du? Und ich werde dir — wenn du es willſt — Das Urbild der Wahrheit zeigen, Schleierlos, wie ein nacktes Weib, Und auch du wirſt dann ſein wie der alte Gott, Der einſt in ſein herrliches Paradies — Dem Teufel zu Liebe! — Eigenhändig einen Apfelbaum pflanzte, Und wiſſen, was böſe, doch nicht, was gut iſt!! Doch à propos ich werde pathetiſch!
Und graue Haare und Gelbſchnabelphraſen Sind immer komiſch! Verflucht! Ich glaube, dein Monolog, Den du dir erſt — Dort am Thürgerüſt! — „Nicht bleich und neidvoll“ Vordeklamirteſt, Iſt Schuld an dem Unſinn, den ich geſchwatzt! <TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0307" n="285"/> <lg n="50"> <l>Frage dich ſelber, woher und wohin;</l><lb/> <l>Und hat ſich dein Fürwitz,</l><lb/> <l>Dein kleiner, menſchlicher Fürwitz,</l><lb/> <l>Dann noch nicht erſchöpft:</l><lb/> <l>Dann faſſe dir — wenn du es <hi rendition="#g">kannſt</hi> —</l><lb/> <l>Noch einmal ein Herz,</l><lb/> <l>Dann tritt noch einmal hier vor mich hin</l><lb/> <l>Und frage noch einmal:</l><lb/> <l>Was willſt du? Wer biſt du?</l><lb/> <l>Und ich werde dir — wenn du es <hi rendition="#g">willſt</hi> —</l><lb/> <l>Das Urbild der Wahrheit zeigen,</l><lb/> <l>Schleierlos, wie ein nacktes Weib,</l><lb/> <l>Und auch du wirſt dann ſein wie der alte Gott,</l><lb/> <l>Der einſt in ſein herrliches Paradies</l><lb/> <l>— Dem Teufel zu Liebe! —</l><lb/> <l>Eigenhändig einen Apfelbaum pflanzte,</l><lb/> <l>Und wiſſen, was böſe, doch nicht, was gut iſt!!</l><lb/> </lg> <lg n="51"> <l>Doch <hi rendition="#aq">à propos</hi> ich werde pathetiſch!</l><lb/> <l>Und graue Haare und Gelbſchnabelphraſen</l><lb/> <l>Sind immer komiſch!</l><lb/> <l>Verflucht!</l><lb/> <l>Ich glaube, dein Monolog,</l><lb/> <l>Den du dir erſt</l><lb/> <l>— Dort am Thürgerüſt! —</l><lb/> <l>„Nicht bleich und neidvoll“</l><lb/> <l>Vordeklamirteſt,</l><lb/> <l>Iſt Schuld an dem Unſinn, den ich geſchwatzt!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [285/0307]
Frage dich ſelber, woher und wohin;
Und hat ſich dein Fürwitz,
Dein kleiner, menſchlicher Fürwitz,
Dann noch nicht erſchöpft:
Dann faſſe dir — wenn du es kannſt —
Noch einmal ein Herz,
Dann tritt noch einmal hier vor mich hin
Und frage noch einmal:
Was willſt du? Wer biſt du?
Und ich werde dir — wenn du es willſt —
Das Urbild der Wahrheit zeigen,
Schleierlos, wie ein nacktes Weib,
Und auch du wirſt dann ſein wie der alte Gott,
Der einſt in ſein herrliches Paradies
— Dem Teufel zu Liebe! —
Eigenhändig einen Apfelbaum pflanzte,
Und wiſſen, was böſe, doch nicht, was gut iſt!!
Doch à propos ich werde pathetiſch!
Und graue Haare und Gelbſchnabelphraſen
Sind immer komiſch!
Verflucht!
Ich glaube, dein Monolog,
Den du dir erſt
— Dort am Thürgerüſt! —
„Nicht bleich und neidvoll“
Vordeklamirteſt,
Iſt Schuld an dem Unſinn, den ich geſchwatzt!
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