Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Doch setzen wir uns! Nicht wahr, du erlaubst doch?" Sprach's und ließ sich, ironisch lächelnd, Mir gegenüber in den alten, Großgeblümten Lehnstuhl fallen, Der sich der hohen Ehre bewußt, Bedenklich nach vorn bog und: Knickknack! sagte, Legte phlegmatisch ein Bein übers andre, Nieste, rief: "Prosit!" Zupfte sich etwas am Kragen zurecht Und fuhr dann in seiner Rede fort: "Mensch und Poet, Sieh mal nach, was die Uhr ist! Was, eine goldne? Meine war silbern nur Und blieb mir leider schon treulos stehn, Als Cäsar über den Rubikon ging. Dreiviertel zwei? Dann hab ich noch Zeit! Der nächste Schnellzug nach Buxtehude Geht ja bekanntlich erst 7 Uhr 50! Doch wenn ich nicht irre, riecht's hier nach Kaffee!
Wie wär's denn, mein Freund, Wenn du mir, deinem Gast, Einen Löffel voll anbötest? Doch ſetzen wir uns! Nicht wahr, du erlaubſt doch?“ Sprach's und ließ ſich, ironiſch lächelnd, Mir gegenüber in den alten, Großgeblümten Lehnſtuhl fallen, Der ſich der hohen Ehre bewußt, Bedenklich nach vorn bog und: Knickknack! ſagte, Legte phlegmatiſch ein Bein übers andre, Nieste, rief: „Proſit!“ Zupfte ſich etwas am Kragen zurecht Und fuhr dann in ſeiner Rede fort: „Menſch und Poet, Sieh mal nach, was die Uhr iſt! Was, eine goldne? Meine war ſilbern nur Und blieb mir leider ſchon treulos ſtehn, Als Cäſar über den Rubikon ging. Dreiviertel zwei? Dann hab ich noch Zeit! Der nächſte Schnellzug nach Buxtehude Geht ja bekanntlich erſt 7 Uhr 50! Doch wenn ich nicht irre, riecht's hier nach Kaffee!
Wie wär's denn, mein Freund, Wenn du mir, deinem Gaſt, Einen Löffel voll anböteſt? <TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0308" n="286"/> <lg n="52"> <l>Doch ſetzen wir uns!</l><lb/> <l>Nicht wahr, du erlaubſt doch?“</l><lb/> </lg> <lg n="53"> <l>Sprach's und ließ ſich, ironiſch lächelnd,</l><lb/> <l>Mir gegenüber in den alten,</l><lb/> <l>Großgeblümten Lehnſtuhl fallen,</l><lb/> <l>Der ſich der hohen Ehre bewußt,</l><lb/> <l>Bedenklich nach vorn bog und: Knickknack! ſagte,</l><lb/> <l>Legte phlegmatiſch ein Bein übers andre,</l><lb/> <l>Nieste, rief: „Proſit!“</l><lb/> <l>Zupfte ſich etwas am Kragen zurecht</l><lb/> <l>Und fuhr dann in ſeiner Rede fort:</l><lb/> </lg> <lg n="54"> <l>„Menſch und Poet,</l><lb/> <l>Sieh mal nach, was die Uhr iſt!</l><lb/> <l>Was, eine goldne?</l><lb/> <l>Meine war ſilbern nur</l><lb/> <l>Und blieb mir leider ſchon treulos ſtehn,</l><lb/> <l>Als Cäſar über den Rubikon ging.</l><lb/> <l>Dreiviertel zwei?</l><lb/> <l>Dann hab ich noch Zeit!</l><lb/> <l>Der nächſte Schnellzug nach Buxtehude</l><lb/> <l>Geht ja bekanntlich erſt 7 Uhr 50!</l><lb/> </lg> <lg n="55"> <l>Doch wenn ich nicht irre, riecht's hier nach Kaffee!</l><lb/> <l>Wie wär's denn, mein Freund,</l><lb/> <l>Wenn du mir, deinem Gaſt,</l><lb/> <l>Einen Löffel voll anböteſt?</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [286/0308]
Doch ſetzen wir uns!
Nicht wahr, du erlaubſt doch?“
Sprach's und ließ ſich, ironiſch lächelnd,
Mir gegenüber in den alten,
Großgeblümten Lehnſtuhl fallen,
Der ſich der hohen Ehre bewußt,
Bedenklich nach vorn bog und: Knickknack! ſagte,
Legte phlegmatiſch ein Bein übers andre,
Nieste, rief: „Proſit!“
Zupfte ſich etwas am Kragen zurecht
Und fuhr dann in ſeiner Rede fort:
„Menſch und Poet,
Sieh mal nach, was die Uhr iſt!
Was, eine goldne?
Meine war ſilbern nur
Und blieb mir leider ſchon treulos ſtehn,
Als Cäſar über den Rubikon ging.
Dreiviertel zwei?
Dann hab ich noch Zeit!
Der nächſte Schnellzug nach Buxtehude
Geht ja bekanntlich erſt 7 Uhr 50!
Doch wenn ich nicht irre, riecht's hier nach Kaffee!
Wie wär's denn, mein Freund,
Wenn du mir, deinem Gaſt,
Einen Löffel voll anböteſt?
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