Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Der ewge Friede baut sein Zelt Und ob die Zeit sie auch verdamme, Der Freiheit goldne Oriflamme Weht leuchtend über alle Welt. Und wenn dann Lied auf Lied sich ringt In immer höhere Regionen Und alle Völker, alle Zonen Ein einzig großer Bund umschlingt: Dann ist's mir oft, als ob die Zeit, Verlästert viel und viel bewundert, Als ob das kommende Jahrhundert Zu seinem Täufer mich geweiht. Als müßt ich stoßen in die Brust, Ein Winkelried, mir eure Speere: Hie Wahrheit, Freiheit und hie Ehre! -- O Kampf der Liebe, Kampf der Lust!! -- Drum dir, die schmerzvoll mich gebar,
Dir, junge Zeit aus Blut und Eisen, Leg ich mein Herz und seine Weisen Nun stumm auf deinen Hochaltar! Der ewge Friede baut ſein Zelt Und ob die Zeit ſie auch verdamme, Der Freiheit goldne Oriflamme Weht leuchtend über alle Welt. Und wenn dann Lied auf Lied ſich ringt In immer höhere Regionen Und alle Völker, alle Zonen Ein einzig großer Bund umſchlingt: Dann iſt's mir oft, als ob die Zeit, Verläſtert viel und viel bewundert, Als ob das kommende Jahrhundert Zu ſeinem Täufer mich geweiht. Als müßt ich ſtoßen in die Bruſt, Ein Winkelried, mir eure Speere: Hie Wahrheit, Freiheit und hie Ehre! — O Kampf der Liebe, Kampf der Luſt!! — Drum dir, die ſchmerzvoll mich gebar,
Dir, junge Zeit aus Blut und Eiſen, Leg ich mein Herz und ſeine Weiſen Nun ſtumm auf deinen Hochaltar! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0034" n="12"/> <lg n="34"> <l>Der ewge Friede baut ſein Zelt</l><lb/> <l>Und ob die Zeit ſie auch verdamme,</l><lb/> <l>Der Freiheit goldne Oriflamme</l><lb/> <l>Weht leuchtend über alle Welt.</l><lb/> </lg> <lg n="35"> <l>Und wenn dann Lied auf Lied ſich ringt</l><lb/> <l>In immer höhere Regionen</l><lb/> <l>Und alle Völker, alle Zonen</l><lb/> <l>Ein einzig großer Bund umſchlingt:</l><lb/> </lg> <lg n="36"> <l>Dann iſt's mir oft, als ob die Zeit,</l><lb/> <l>Verläſtert viel und viel bewundert,</l><lb/> <l>Als ob das kommende Jahrhundert</l><lb/> <l>Zu ſeinem Täufer mich geweiht.</l><lb/> </lg> <lg n="37"> <l>Als müßt ich ſtoßen in die Bruſt,</l><lb/> <l>Ein Winkelried, mir eure Speere:</l><lb/> <l>Hie Wahrheit, Freiheit und hie Ehre! —</l><lb/> <l>O Kampf der Liebe, Kampf der Luſt!! —</l><lb/> </lg> <lg n="38"> <l>Drum dir, die ſchmerzvoll mich gebar,</l><lb/> <l>Dir, junge Zeit aus Blut und Eiſen,</l><lb/> <l>Leg ich mein Herz und ſeine Weiſen</l><lb/> <l>Nun ſtumm auf deinen Hochaltar!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [12/0034]
Der ewge Friede baut ſein Zelt
Und ob die Zeit ſie auch verdamme,
Der Freiheit goldne Oriflamme
Weht leuchtend über alle Welt.
Und wenn dann Lied auf Lied ſich ringt
In immer höhere Regionen
Und alle Völker, alle Zonen
Ein einzig großer Bund umſchlingt:
Dann iſt's mir oft, als ob die Zeit,
Verläſtert viel und viel bewundert,
Als ob das kommende Jahrhundert
Zu ſeinem Täufer mich geweiht.
Als müßt ich ſtoßen in die Bruſt,
Ein Winkelried, mir eure Speere:
Hie Wahrheit, Freiheit und hie Ehre! —
O Kampf der Liebe, Kampf der Luſt!! —
Drum dir, die ſchmerzvoll mich gebar,
Dir, junge Zeit aus Blut und Eiſen,
Leg ich mein Herz und ſeine Weiſen
Nun ſtumm auf deinen Hochaltar!
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