Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Schaust du doch auch in's Morgenroth Und träumst von unentdeckten Welten; Wirst du die Liebe mir vergelten, Die tief für dich mein Herz durchloht? Doch ob auch Dampf und Kohlendunst Die Züge dieser Schrift verwaschen; Kein flüchtig Glück will ich erhaschen, Ich liebe dich, nicht deine Gunst! Mir schwillt die Brust, mir schlägt das Herz Und mir ins Auge schießt der Tropfen, Hör ich dein Hämmern und dein Klopfen Auf Stahl und Eisen, Stein und Erz. Denn süß klingt mir die Melodie Aus diesen zukunftsschwangern Tönen; Die Hämmer senken sich und dröhnen: Schau her, auch dies ist Poesie! Sie kehrt nicht nur auf ihrem Gang
In Wälder ein und Wirthshausstuben, Sie steigt auch in die Kohlengruben Und setzt sich auf die Hobelbank. Schauſt du doch auch in's Morgenroth Und träumſt von unentdeckten Welten; Wirſt du die Liebe mir vergelten, Die tief für dich mein Herz durchloht? Doch ob auch Dampf und Kohlendunſt Die Züge dieſer Schrift verwaſchen; Kein flüchtig Glück will ich erhaſchen, Ich liebe dich, nicht deine Gunſt! Mir ſchwillt die Bruſt, mir ſchlägt das Herz Und mir ins Auge ſchießt der Tropfen, Hör ich dein Hämmern und dein Klopfen Auf Stahl und Eiſen, Stein und Erz. Denn ſüß klingt mir die Melodie Aus dieſen zukunftsſchwangern Tönen; Die Hämmer ſenken ſich und dröhnen: Schau her, auch dies iſt Poeſie! Sie kehrt nicht nur auf ihrem Gang
In Wälder ein und Wirthshausſtuben, Sie ſteigt auch in die Kohlengruben Und ſetzt ſich auf die Hobelbank. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0035" n="13"/> <lg n="39"> <l>Schauſt du doch auch in's Morgenroth</l><lb/> <l>Und träumſt von unentdeckten Welten;</l><lb/> <l>Wirſt du die Liebe mir vergelten,</l><lb/> <l>Die tief für dich mein Herz durchloht?</l><lb/> </lg> <lg n="40"> <l>Doch ob auch Dampf und Kohlendunſt</l><lb/> <l>Die Züge dieſer Schrift verwaſchen;</l><lb/> <l>Kein flüchtig Glück will ich erhaſchen,</l><lb/> <l>Ich liebe dich, nicht deine Gunſt!</l><lb/> </lg> <lg n="41"> <l>Mir ſchwillt die Bruſt, mir ſchlägt das Herz</l><lb/> <l>Und mir ins Auge ſchießt der Tropfen,</l><lb/> <l>Hör ich dein Hämmern und dein Klopfen</l><lb/> <l>Auf Stahl und Eiſen, Stein und Erz.</l><lb/> </lg> <lg n="42"> <l>Denn ſüß klingt mir die Melodie</l><lb/> <l>Aus dieſen zukunftsſchwangern Tönen;</l><lb/> <l>Die Hämmer ſenken ſich und dröhnen:</l><lb/> <l>Schau her, auch dies iſt Poeſie!</l><lb/> </lg> <lg n="43"> <l>Sie kehrt nicht nur auf ihrem Gang</l><lb/> <l>In Wälder ein und Wirthshausſtuben,</l><lb/> <l>Sie ſteigt auch in die Kohlengruben</l><lb/> <l>Und ſetzt ſich auf die Hobelbank.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [13/0035]
Schauſt du doch auch in's Morgenroth
Und träumſt von unentdeckten Welten;
Wirſt du die Liebe mir vergelten,
Die tief für dich mein Herz durchloht?
Doch ob auch Dampf und Kohlendunſt
Die Züge dieſer Schrift verwaſchen;
Kein flüchtig Glück will ich erhaſchen,
Ich liebe dich, nicht deine Gunſt!
Mir ſchwillt die Bruſt, mir ſchlägt das Herz
Und mir ins Auge ſchießt der Tropfen,
Hör ich dein Hämmern und dein Klopfen
Auf Stahl und Eiſen, Stein und Erz.
Denn ſüß klingt mir die Melodie
Aus dieſen zukunftsſchwangern Tönen;
Die Hämmer ſenken ſich und dröhnen:
Schau her, auch dies iſt Poeſie!
Sie kehrt nicht nur auf ihrem Gang
In Wälder ein und Wirthshausſtuben,
Sie ſteigt auch in die Kohlengruben
Und ſetzt ſich auf die Hobelbank.
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