Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.8. Die deutschen Denker an Die deutschen Dichter. Wohl reiht ihr Reim an Reime Und fügt zum Wort das Wort, Doch eurer Saaten Keime Uns dünken sie verdorrt -- Verdorrt, noch eh die Sichel Der Zeit sie jäh durchkracht Und so dem deutschen Michel Die Arbeit leichter macht. Denn ach, euch ging verloren
Der Dinge Gang und Grund, Ihr hört mit tauben Ohren Und sprecht mit stummem Mund. Doch wehe eurer Scheitel Am Tage des Gerichts, Denn was ihr singt ist eitel, Und was ihr sagt ist nichts! 8. Die deutſchen Denker an Die deutſchen Dichter. Wohl reiht ihr Reim an Reime Und fügt zum Wort das Wort, Doch eurer Saaten Keime Uns dünken ſie verdorrt — Verdorrt, noch eh die Sichel Der Zeit ſie jäh durchkracht Und ſo dem deutſchen Michel Die Arbeit leichter macht. Denn ach, euch ging verloren
Der Dinge Gang und Grund, Ihr hört mit tauben Ohren Und ſprecht mit ſtummem Mund. Doch wehe eurer Scheitel Am Tage des Gerichts, Denn was ihr ſingt iſt eitel, Und was ihr ſagt iſt nichts! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0088" n="66"/> </div> <div n="2"> <head>8.<lb/><hi rendition="#b">Die deutſchen Denker</hi><lb/> an<lb/><hi rendition="#b #g">Die deutſchen Dichter.</hi><lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wohl reiht ihr Reim an Reime</l><lb/> <l>Und fügt zum Wort das Wort,</l><lb/> <l>Doch eurer Saaten Keime</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Uns</hi> dünken <hi rendition="#g">ſie</hi> verdorrt —</l><lb/> <l>Verdorrt, noch eh die Sichel</l><lb/> <l>Der Zeit ſie jäh durchkracht</l><lb/> <l>Und ſo dem deutſchen Michel</l><lb/> <l>Die Arbeit leichter macht.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Denn ach, euch ging verloren</l><lb/> <l>Der Dinge Gang und Grund,</l><lb/> <l>Ihr hört mit tauben Ohren</l><lb/> <l>Und ſprecht mit ſtummem Mund.</l><lb/> <l>Doch wehe eurer Scheitel</l><lb/> <l>Am Tage des Gerichts,</l><lb/> <l>Denn was ihr ſingt iſt eitel,</l><lb/> <l>Und was ihr ſagt iſt nichts!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0088]
8.
Die deutſchen Denker
an
Die deutſchen Dichter.
Wohl reiht ihr Reim an Reime
Und fügt zum Wort das Wort,
Doch eurer Saaten Keime
Uns dünken ſie verdorrt —
Verdorrt, noch eh die Sichel
Der Zeit ſie jäh durchkracht
Und ſo dem deutſchen Michel
Die Arbeit leichter macht.
Denn ach, euch ging verloren
Der Dinge Gang und Grund,
Ihr hört mit tauben Ohren
Und ſprecht mit ſtummem Mund.
Doch wehe eurer Scheitel
Am Tage des Gerichts,
Denn was ihr ſingt iſt eitel,
Und was ihr ſagt iſt nichts!
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