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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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lung der Gefühle beweglich gemacht, noch an kei-
ner Leidenschaft kenntlich, stellte sie mir im ge-
wölbten Schloßzimmer vor, auf ihrem hohen höl-
zernen Stuhle sitzend, -- denn der ist auch hier
aufbewahrt, viel ungezierter und eben so hoch und
hart, und mit einer hohen vorn übergebogenen
Lehne versehen, wie seine Zeitgenossen in Constanz,
auf denen Johann XXIII. und der Kaiser Sigis-
mund saßen, die ich in meiner Jugend sahe, wo
man mir den Platz zeigte wo Huß verurtheilt,
und den andern wo er verbrannt ward -- nun
denkt sie euch bei einer roth schimmernden Ampel,
die von der dunkeln Decke herab hängt, den Thon
kneten, unbewußt des Nachruhms, der ihr und ihren
Töpfen einige Jahrhunderte von Unsterblichkeit
verlieh. Mancher Menschen Leben erweckt die
Empfindung in mir, mit der ich immer Raupen
sich einspinnen sahe, Wehmuth, Demuth und
Freude; denn das ephemerische Daseyn wird Sym-
bol der ewigen Dauer, sobald ich es mit dem All
zu verbinden weiß. Ich könnte euch nun noch eine
Reihe berühmter Namen nennen, Wouvermann,
und van der Werft, und Hondhorst, die ich hier
wieder fand, aber dann wagte ichs darauf, wie
der Blinde von der Farbe zu sprechen. Ein sehr

lung der Gefuͤhle beweglich gemacht, noch an kei-
ner Leidenſchaft kenntlich, ſtellte ſie mir im ge-
woͤlbten Schloßzimmer vor, auf ihrem hohen hoͤl-
zernen Stuhle ſitzend, — denn der iſt auch hier
aufbewahrt, viel ungezierter und eben ſo hoch und
hart, und mit einer hohen vorn uͤbergebogenen
Lehne verſehen, wie ſeine Zeitgenoſſen in Conſtanz,
auf denen Johann XXIII. und der Kaiſer Sigis-
mund ſaßen, die ich in meiner Jugend ſahe, wo
man mir den Platz zeigte wo Huß verurtheilt,
und den andern wo er verbrannt ward — nun
denkt ſie euch bei einer roth ſchimmernden Ampel,
die von der dunkeln Decke herab haͤngt, den Thon
kneten, unbewußt des Nachruhms, der ihr und ihren
Toͤpfen einige Jahrhunderte von Unſterblichkeit
verlieh. Mancher Menſchen Leben erweckt die
Empfindung in mir, mit der ich immer Raupen
ſich einſpinnen ſahe, Wehmuth, Demuth und
Freude; denn das ephemeriſche Daſeyn wird Sym-
bol der ewigen Dauer, ſobald ich es mit dem All
zu verbinden weiß. Ich koͤnnte euch nun noch eine
Reihe beruͤhmter Namen nennen, Wouvermann,
und van der Werft, und Hondhorſt, die ich hier
wieder fand, aber dann wagte ichs darauf, wie
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[175/0189] lung der Gefuͤhle beweglich gemacht, noch an kei- ner Leidenſchaft kenntlich, ſtellte ſie mir im ge- woͤlbten Schloßzimmer vor, auf ihrem hohen hoͤl- zernen Stuhle ſitzend, — denn der iſt auch hier aufbewahrt, viel ungezierter und eben ſo hoch und hart, und mit einer hohen vorn uͤbergebogenen Lehne verſehen, wie ſeine Zeitgenoſſen in Conſtanz, auf denen Johann XXIII. und der Kaiſer Sigis- mund ſaßen, die ich in meiner Jugend ſahe, wo man mir den Platz zeigte wo Huß verurtheilt, und den andern wo er verbrannt ward — nun denkt ſie euch bei einer roth ſchimmernden Ampel, die von der dunkeln Decke herab haͤngt, den Thon kneten, unbewußt des Nachruhms, der ihr und ihren Toͤpfen einige Jahrhunderte von Unſterblichkeit verlieh. Mancher Menſchen Leben erweckt die Empfindung in mir, mit der ich immer Raupen ſich einſpinnen ſahe, Wehmuth, Demuth und Freude; denn das ephemeriſche Daſeyn wird Sym- bol der ewigen Dauer, ſobald ich es mit dem All zu verbinden weiß. Ich koͤnnte euch nun noch eine Reihe beruͤhmter Namen nennen, Wouvermann, und van der Werft, und Hondhorſt, die ich hier wieder fand, aber dann wagte ichs darauf, wie der Blinde von der Farbe zu ſprechen. Ein ſehr

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/189>, abgerufen am 22.12.2024.