Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

Bild:
<< vorherige Seite

einer einzelnen Episode aus dieser Trauergeschichte
enthält. Ich finde sie in dem Brief, den ein sehr
würdiger Leydner an seine Freunde nach Amster-
dam schrieb.

"Ich befand mich in meinem Zimmer, als
"dieser schreckliche Ausbruch statt hatte. Augen-
"blicklich verließ ich das Haus und eilte durch die
"Straßen. Jeder Schritt vermehrte meinen
"Schrecken beim Anblick der scheuslichen Verwü-
"stung, die ein Augenblick angerichtet hatte. Ich
"flog meinen Freunden * * zu Hülfe. Denken
"sie sich den Jammer, der mich ergrif, als ich den
"Platz nicht einmal mehr erkannte, wo ihr Haus
"gestanden hatte. Die Gattin und das jüngste
"Kind meines Freundes, sein Schwager, der eben
"bei ihm zum Besuch war mit seiner jungen lie-
"benswürdigen Gattin, und alles Hausgesinde
"war unter dem Schutte begraben. Ich fand **
"auf den Trümmern seiner Wohnung besinnungs-
"los umherirrend *); Verzweiflung und Schrek-

*) Dieser würdige Mann war in einem Laden, um einen
kleinen Einkauf zu machen, als das Unglück geschah; er
stürzt heraus, eilt nach seiner etwas entfernten Woh-
nung -- aber lauge suchte er vergebens die Stätte sei-
U 2

einer einzelnen Epiſode aus dieſer Trauergeſchichte
enthaͤlt. Ich finde ſie in dem Brief, den ein ſehr
wuͤrdiger Leydner an ſeine Freunde nach Amſter-
dam ſchrieb.

„Ich befand mich in meinem Zimmer, als
„dieſer ſchreckliche Ausbruch ſtatt hatte. Augen-
„blicklich verließ ich das Haus und eilte durch die
„Straßen. Jeder Schritt vermehrte meinen
„Schrecken beim Anblick der ſcheuslichen Verwuͤ-
„ſtung, die ein Augenblick angerichtet hatte. Ich
„flog meinen Freunden * * zu Huͤlfe. Denken
„ſie ſich den Jammer, der mich ergrif, als ich den
„Platz nicht einmal mehr erkannte, wo ihr Haus
„geſtanden hatte. Die Gattin und das juͤngſte
„Kind meines Freundes, ſein Schwager, der eben
„bei ihm zum Beſuch war mit ſeiner jungen lie-
„benswuͤrdigen Gattin, und alles Hausgeſinde
„war unter dem Schutte begraben. Ich fand **
„auf den Truͤmmern ſeiner Wohnung beſinnungs-
„los umherirrend *); Verzweiflung und Schrek-

*) Dieſer wuͤrdige Mann war in einem Laden, um einen
kleinen Einkauf zu machen, als das Ungluͤck geſchah; er
ſtuͤrzt heraus, eilt nach ſeiner etwas entfernten Woh-
nung — aber lauge ſuchte er vergebens die Staͤtte ſei-
U 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0321" n="307"/>
einer einzelnen Epi&#x017F;ode aus die&#x017F;er Trauerge&#x017F;chichte<lb/>
entha&#x0364;lt. Ich finde &#x017F;ie in dem Brief, den ein &#x017F;ehr<lb/>
wu&#x0364;rdiger Leydner an &#x017F;eine Freunde nach Am&#x017F;ter-<lb/>
dam &#x017F;chrieb.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich befand mich in meinem Zimmer, als<lb/>
&#x201E;die&#x017F;er &#x017F;chreckliche Ausbruch &#x017F;tatt hatte. Augen-<lb/>
&#x201E;blicklich verließ ich das Haus und eilte durch die<lb/>
&#x201E;Straßen. Jeder Schritt vermehrte meinen<lb/>
&#x201E;Schrecken beim Anblick der &#x017F;cheuslichen Verwu&#x0364;-<lb/>
&#x201E;&#x017F;tung, die ein Augenblick angerichtet hatte. Ich<lb/>
&#x201E;flog meinen Freunden * * zu Hu&#x0364;lfe. Denken<lb/>
&#x201E;&#x017F;ie &#x017F;ich den Jammer, der mich ergrif, als ich den<lb/>
&#x201E;Platz nicht einmal mehr erkannte, wo ihr Haus<lb/>
&#x201E;ge&#x017F;tanden hatte. Die Gattin und das ju&#x0364;ng&#x017F;te<lb/>
&#x201E;Kind meines Freundes, &#x017F;ein Schwager, der eben<lb/>
&#x201E;bei ihm zum Be&#x017F;uch war mit &#x017F;einer jungen lie-<lb/>
&#x201E;benswu&#x0364;rdigen Gattin, und alles Hausge&#x017F;inde<lb/>
&#x201E;war unter dem Schutte begraben. Ich fand **<lb/>
&#x201E;auf den Tru&#x0364;mmern &#x017F;einer Wohnung be&#x017F;innungs-<lb/>
&#x201E;los umherirrend <note xml:id="note-0321" next="#note-0322" place="foot" n="*)">Die&#x017F;er wu&#x0364;rdige Mann war in einem Laden, um einen<lb/>
kleinen Einkauf zu machen, als das Unglu&#x0364;ck ge&#x017F;chah; er<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;rzt heraus, eilt nach &#x017F;einer etwas entfernten Woh-<lb/>
nung &#x2014; aber lauge &#x017F;uchte er vergebens die Sta&#x0364;tte &#x017F;ei-</note>; Verzweiflung und Schrek-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 2</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[307/0321] einer einzelnen Epiſode aus dieſer Trauergeſchichte enthaͤlt. Ich finde ſie in dem Brief, den ein ſehr wuͤrdiger Leydner an ſeine Freunde nach Amſter- dam ſchrieb. „Ich befand mich in meinem Zimmer, als „dieſer ſchreckliche Ausbruch ſtatt hatte. Augen- „blicklich verließ ich das Haus und eilte durch die „Straßen. Jeder Schritt vermehrte meinen „Schrecken beim Anblick der ſcheuslichen Verwuͤ- „ſtung, die ein Augenblick angerichtet hatte. Ich „flog meinen Freunden * * zu Huͤlfe. Denken „ſie ſich den Jammer, der mich ergrif, als ich den „Platz nicht einmal mehr erkannte, wo ihr Haus „geſtanden hatte. Die Gattin und das juͤngſte „Kind meines Freundes, ſein Schwager, der eben „bei ihm zum Beſuch war mit ſeiner jungen lie- „benswuͤrdigen Gattin, und alles Hausgeſinde „war unter dem Schutte begraben. Ich fand ** „auf den Truͤmmern ſeiner Wohnung beſinnungs- „los umherirrend *); Verzweiflung und Schrek- *) Dieſer wuͤrdige Mann war in einem Laden, um einen kleinen Einkauf zu machen, als das Ungluͤck geſchah; er ſtuͤrzt heraus, eilt nach ſeiner etwas entfernten Woh- nung — aber lauge ſuchte er vergebens die Staͤtte ſei- U 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/321
Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/321>, abgerufen am 23.12.2024.