Bis nach Koblenz, welches wir nach einigen Stunden erreichten, war der Wind ziemlich ruhig. Das artige Städtchen gewährte uns in einem sehr saubern Gasthof ein gutes Frühstück, welches mei- ne gute * * mit mir an einem Fenster am Rhein einnahm, das die Aussicht auf Ehrenbreitenstein hatte. Koblenz hat nach meinem Bedünken eine der schönsten Lagen die Deutschland gewählt. Die verfallnen Mauern des alten Churfürstlichen Schlosses werden einst von dem Hügel hinwegge- räumt werden, der mit seinen zerstörten Festungs- werken noch immer einen malerischen Anblick ge- währt, vielleicht deckt ihn der Genius des Friedens so lange mit seinem Fittig, daß Bäume da em- porwachsen, wo jetzt die öden Steinhaufen stehen. -- O dazu schuf die Natur diese felsige, kühne Höhe, nicht zum Untergang der stillen Hütten an ihrem Fuße, der fröhlichen Menschen in der guten Stadt gegenüber.
Ganz erquickt von dem Frühstück, dem Auf- enthalt in einem schönen Zimmer, und einem hei- teren Himmel, der zu glänzen begann, bestiegen wir nach einer kleinen Stunde von neuem unser Fahrzeug. Unsre Reisegefährten hatten sich nach und nach alle zerstreut -- in Bingen, Boppart,
Bis nach Koblenz, welches wir nach einigen Stunden erreichten, war der Wind ziemlich ruhig. Das artige Staͤdtchen gewaͤhrte uns in einem ſehr ſaubern Gaſthof ein gutes Fruͤhſtuͤck, welches mei- ne gute * * mit mir an einem Fenſter am Rhein einnahm, das die Ausſicht auf Ehrenbreitenſtein hatte. Koblenz hat nach meinem Beduͤnken eine der ſchoͤnſten Lagen die Deutſchland gewaͤhlt. Die verfallnen Mauern des alten Churfuͤrſtlichen Schloſſes werden einſt von dem Huͤgel hinwegge- raͤumt werden, der mit ſeinen zerſtoͤrten Feſtungs- werken noch immer einen maleriſchen Anblick ge- waͤhrt, vielleicht deckt ihn der Genius des Friedens ſo lange mit ſeinem Fittig, daß Baͤume da em- porwachſen, wo jetzt die oͤden Steinhaufen ſtehen. — O dazu ſchuf die Natur dieſe felſige, kuͤhne Hoͤhe, nicht zum Untergang der ſtillen Huͤtten an ihrem Fuße, der froͤhlichen Menſchen in der guten Stadt gegenuͤber.
Ganz erquickt von dem Fruͤhſtuͤck, dem Auf- enthalt in einem ſchoͤnen Zimmer, und einem hei- teren Himmel, der zu glaͤnzen begann, beſtiegen wir nach einer kleinen Stunde von neuem unſer Fahrzeug. Unſre Reiſegefaͤhrten hatten ſich nach und nach alle zerſtreut — in Bingen, Boppart,
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0070"n="56"/><p>Bis nach Koblenz, welches wir nach einigen<lb/>
Stunden erreichten, war der Wind ziemlich ruhig.<lb/>
Das artige Staͤdtchen gewaͤhrte uns in einem ſehr<lb/>ſaubern Gaſthof ein gutes Fruͤhſtuͤck, welches mei-<lb/>
ne gute * * mit mir an einem Fenſter am Rhein<lb/>
einnahm, das die Ausſicht auf Ehrenbreitenſtein<lb/>
hatte. Koblenz hat nach meinem Beduͤnken eine<lb/>
der ſchoͤnſten Lagen die Deutſchland gewaͤhlt. Die<lb/>
verfallnen Mauern des alten Churfuͤrſtlichen<lb/>
Schloſſes werden einſt von dem Huͤgel hinwegge-<lb/>
raͤumt werden, der mit ſeinen zerſtoͤrten Feſtungs-<lb/>
werken noch immer einen maleriſchen Anblick ge-<lb/>
waͤhrt, vielleicht deckt ihn der Genius des Friedens<lb/>ſo lange mit ſeinem Fittig, daß Baͤume da em-<lb/>
porwachſen, wo jetzt die oͤden Steinhaufen ſtehen.<lb/>— O dazu ſchuf die Natur dieſe felſige, kuͤhne<lb/>
Hoͤhe, nicht zum Untergang der ſtillen Huͤtten an<lb/>
ihrem Fuße, der froͤhlichen Menſchen in der guten<lb/>
Stadt gegenuͤber.</p><lb/><p>Ganz erquickt von dem Fruͤhſtuͤck, dem Auf-<lb/>
enthalt in einem ſchoͤnen Zimmer, und einem hei-<lb/>
teren Himmel, der zu glaͤnzen begann, beſtiegen<lb/>
wir nach einer kleinen Stunde von neuem unſer<lb/>
Fahrzeug. Unſre Reiſegefaͤhrten hatten ſich nach<lb/>
und nach alle zerſtreut — in Bingen, Boppart,<lb/></p></div></body></text></TEI>
[56/0070]
Bis nach Koblenz, welches wir nach einigen
Stunden erreichten, war der Wind ziemlich ruhig.
Das artige Staͤdtchen gewaͤhrte uns in einem ſehr
ſaubern Gaſthof ein gutes Fruͤhſtuͤck, welches mei-
ne gute * * mit mir an einem Fenſter am Rhein
einnahm, das die Ausſicht auf Ehrenbreitenſtein
hatte. Koblenz hat nach meinem Beduͤnken eine
der ſchoͤnſten Lagen die Deutſchland gewaͤhlt. Die
verfallnen Mauern des alten Churfuͤrſtlichen
Schloſſes werden einſt von dem Huͤgel hinwegge-
raͤumt werden, der mit ſeinen zerſtoͤrten Feſtungs-
werken noch immer einen maleriſchen Anblick ge-
waͤhrt, vielleicht deckt ihn der Genius des Friedens
ſo lange mit ſeinem Fittig, daß Baͤume da em-
porwachſen, wo jetzt die oͤden Steinhaufen ſtehen.
— O dazu ſchuf die Natur dieſe felſige, kuͤhne
Hoͤhe, nicht zum Untergang der ſtillen Huͤtten an
ihrem Fuße, der froͤhlichen Menſchen in der guten
Stadt gegenuͤber.
Ganz erquickt von dem Fruͤhſtuͤck, dem Auf-
enthalt in einem ſchoͤnen Zimmer, und einem hei-
teren Himmel, der zu glaͤnzen begann, beſtiegen
wir nach einer kleinen Stunde von neuem unſer
Fahrzeug. Unſre Reiſegefaͤhrten hatten ſich nach
und nach alle zerſtreut — in Bingen, Boppart,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/70>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.