lichen, aber ernsten Aeußerung zurück, daß er be- schämt sei Gesetze übertreten zu haben, da es ihm zukäm, sie am strengsten zu ehren. -- Wahrschein- lich wird die französische Regierung -- denn die Confiscationen gehören der Regierung, die Zoll- bediente haben nur ihren Gehalt -- dafür sorgen, daß er entschädigt wird, das vermindert aber nicht den Anstand und die Liebenswürdigkeit in des Kö- nigs Betragen. Warum kann ich mir doch, wenn ich in Fürsten menschlichschöne Eigenschaften er- kenne, des Wunsches nicht enthalten, sie möchten nicht für den Thron bestimmt seyn. -- Endlich bleibt mir für den Karakter des Herrschers ein so aus der Menschheit heraus gehobnes Wesen übrig, daß es mir die Empfindung eines Menschen er- regt, der mit höhern Geistern im Bunde, allen Banden der Menschheit entsagt hat. Kann es denn auch anders seyn? Der an die Stelle des Gesetzes gestellt ward, versetzt sich der nicht auch bald an die Stelle des Schicksals? und der diesen furchtbaren Eingriff in die Rechte der Gottheit wagt -- muß er nicht von ihr erleuchtet, oder von ihr der schrecklichen Nemesis geweiht seyn? -- Nie erregt, was ich von Ludwigs Individualität hörte, diese furchtbare Bilder; sie spricht überall
F
lichen, aber ernſten Aeußerung zuruͤck, daß er be- ſchaͤmt ſei Geſetze uͤbertreten zu haben, da es ihm zukaͤm, ſie am ſtrengſten zu ehren. — Wahrſchein- lich wird die franzoͤſiſche Regierung — denn die Confiscationen gehoͤren der Regierung, die Zoll- bediente haben nur ihren Gehalt — dafuͤr ſorgen, daß er entſchaͤdigt wird, das vermindert aber nicht den Anſtand und die Liebenswuͤrdigkeit in des Koͤ- nigs Betragen. Warum kann ich mir doch, wenn ich in Fuͤrſten menſchlichſchoͤne Eigenſchaften er- kenne, des Wunſches nicht enthalten, ſie moͤchten nicht fuͤr den Thron beſtimmt ſeyn. — Endlich bleibt mir fuͤr den Karakter des Herrſchers ein ſo aus der Menſchheit heraus gehobnes Weſen uͤbrig, daß es mir die Empfindung eines Menſchen er- regt, der mit hoͤhern Geiſtern im Bunde, allen Banden der Menſchheit entſagt hat. Kann es denn auch anders ſeyn? Der an die Stelle des Geſetzes geſtellt ward, verſetzt ſich der nicht auch bald an die Stelle des Schickſals? und der dieſen furchtbaren Eingriff in die Rechte der Gottheit wagt — muß er nicht von ihr erleuchtet, oder von ihr der ſchrecklichen Nemeſis geweiht ſeyn? — Nie erregt, was ich von Ludwigs Individualitaͤt hoͤrte, dieſe furchtbare Bilder; ſie ſpricht uͤberall
F
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0095"n="81"/>
lichen, aber ernſten Aeußerung zuruͤck, daß er be-<lb/>ſchaͤmt ſei Geſetze uͤbertreten zu haben, da es ihm<lb/>
zukaͤm, ſie am ſtrengſten zu ehren. — Wahrſchein-<lb/>
lich wird die franzoͤſiſche Regierung — denn die<lb/>
Confiscationen gehoͤren der Regierung, die Zoll-<lb/>
bediente haben nur ihren Gehalt — dafuͤr ſorgen,<lb/>
daß er entſchaͤdigt wird, das vermindert aber nicht<lb/>
den Anſtand und die Liebenswuͤrdigkeit in des Koͤ-<lb/>
nigs Betragen. Warum kann ich mir doch, wenn<lb/>
ich in Fuͤrſten menſchlichſchoͤne Eigenſchaften er-<lb/>
kenne, des Wunſches nicht enthalten, ſie moͤchten<lb/>
nicht fuͤr den Thron beſtimmt ſeyn. — Endlich<lb/>
bleibt mir fuͤr den Karakter des Herrſchers ein ſo<lb/>
aus der Menſchheit heraus gehobnes Weſen uͤbrig,<lb/>
daß es mir die Empfindung eines Menſchen er-<lb/>
regt, der mit hoͤhern Geiſtern im Bunde, allen<lb/>
Banden der Menſchheit entſagt hat. Kann es<lb/>
denn auch anders ſeyn? Der an die Stelle des<lb/>
Geſetzes geſtellt ward, verſetzt ſich der nicht auch<lb/>
bald an die Stelle des Schickſals? und der dieſen<lb/>
furchtbaren Eingriff in die Rechte der Gottheit<lb/>
wagt — muß er nicht von ihr erleuchtet, oder<lb/>
von ihr der ſchrecklichen Nemeſis geweiht ſeyn? —<lb/>
Nie erregt, was ich von Ludwigs Individualitaͤt<lb/>
hoͤrte, dieſe furchtbare Bilder; ſie ſpricht uͤberall<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[81/0095]
lichen, aber ernſten Aeußerung zuruͤck, daß er be-
ſchaͤmt ſei Geſetze uͤbertreten zu haben, da es ihm
zukaͤm, ſie am ſtrengſten zu ehren. — Wahrſchein-
lich wird die franzoͤſiſche Regierung — denn die
Confiscationen gehoͤren der Regierung, die Zoll-
bediente haben nur ihren Gehalt — dafuͤr ſorgen,
daß er entſchaͤdigt wird, das vermindert aber nicht
den Anſtand und die Liebenswuͤrdigkeit in des Koͤ-
nigs Betragen. Warum kann ich mir doch, wenn
ich in Fuͤrſten menſchlichſchoͤne Eigenſchaften er-
kenne, des Wunſches nicht enthalten, ſie moͤchten
nicht fuͤr den Thron beſtimmt ſeyn. — Endlich
bleibt mir fuͤr den Karakter des Herrſchers ein ſo
aus der Menſchheit heraus gehobnes Weſen uͤbrig,
daß es mir die Empfindung eines Menſchen er-
regt, der mit hoͤhern Geiſtern im Bunde, allen
Banden der Menſchheit entſagt hat. Kann es
denn auch anders ſeyn? Der an die Stelle des
Geſetzes geſtellt ward, verſetzt ſich der nicht auch
bald an die Stelle des Schickſals? und der dieſen
furchtbaren Eingriff in die Rechte der Gottheit
wagt — muß er nicht von ihr erleuchtet, oder
von ihr der ſchrecklichen Nemeſis geweiht ſeyn? —
Nie erregt, was ich von Ludwigs Individualitaͤt
hoͤrte, dieſe furchtbare Bilder; ſie ſpricht uͤberall
F
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/95>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.