nen, und letzteren die Beförderung der privaten Korrespon- denz vorzubehalten. In Kastilien dagegen war bis 1580 die Post lediglich für die Beförderung der Hofdepeschen, nicht zum Nutzen des Publikums bestimmt; dort hatte 1518 das gewaltsame Vorgehen gegen städtische Boten so- gar das Signal zu dem blutigen Aufstande der Städte ge- geben. Erst 1580 wurden "correos ordinarios y periodicos", also ein zum voraus bestimmter Kurs und damit ein Monopol für die Beförderung der privaten Korrespondenz eingeführt. Nun war in Spanien damals die Verwaltung schon viel straffer zentralisiert als im deutschen Reich, die Einführung des Mono- pols konnte also nicht zuerst in Deutschland versucht wer- den. Nebenbei gibt dieser Hergang auch eine Interpretation für die Bedeutung der Bestallung Karls V.: wenn er den Taxis das Monopol nicht einmal in seinen eigenen Erb- landen verlieh, wie viel weniger konnte er solches für das deutsche Reich versuchen! Uebrigens erfuhr die Aufstellung des Monopols bei den spanischen Provinzial- und städtischen Behörden, sowie den Botenvereinigungen den gleichen Wider- stand, wie in Deutschland: nur exploitierte dort die Taxis- sche Familie ihr neues Privileg noch fruchtbringender als in Deutschland; wegen des genannten Widerstands nämlich "verkaufte oder verpachtete sie die Botenämter und Post- meistereien fast aller Städte und Flecken des Königreichs, und überliess auf diese Weise anderen ihre Gerechtsame und dabei auch den gemeinnützigen Postdienst wahrzu- nehmen."
Eine weitere Stütze findet meine Kombination bezüg- lich des Henot'schen Projekts in dem ganz ähnlichen Ver- laufe der Verhandlungen mit der erzherzoglich belgischen Regierung. Wie nämlich vorauszusehen war, konnte das schwerbelastete spanische Budget das 1593 zugesicherte Jahreseinkommen für die Unterhaltung der niederländisch- italienischen Post, das schon 1598, mit dem Einverständnis
nen, und letzteren die Beförderung der privaten Korrespon- denz vorzubehalten. In Kastilien dagegen war bis 1580 die Post lediglich für die Beförderung der Hofdepeschen, nicht zum Nutzen des Publikums bestimmt; dort hatte 1518 das gewaltsame Vorgehen gegen städtische Boten so- gar das Signal zu dem blutigen Aufstande der Städte ge- geben. Erst 1580 wurden »correos ordinarios y periodicos«, also ein zum voraus bestimmter Kurs und damit ein Monopol für die Beförderung der privaten Korrespondenz eingeführt. Nun war in Spanien damals die Verwaltung schon viel straffer zentralisiert als im deutschen Reich, die Einführung des Mono- pols konnte also nicht zuerst in Deutschland versucht wer- den. Nebenbei gibt dieser Hergang auch eine Interpretation für die Bedeutung der Bestallung Karls V.: wenn er den Taxis das Monopol nicht einmal in seinen eigenen Erb- landen verlieh, wie viel weniger konnte er solches für das deutsche Reich versuchen! Uebrigens erfuhr die Aufstellung des Monopols bei den spanischen Provinzial- und städtischen Behörden, sowie den Botenvereinigungen den gleichen Wider- stand, wie in Deutschland: nur exploitierte dort die Taxis- sche Familie ihr neues Privileg noch fruchtbringender als in Deutschland; wegen des genannten Widerstands nämlich »verkaufte oder verpachtete sie die Botenämter und Post- meistereien fast aller Städte und Flecken des Königreichs, und überliess auf diese Weise anderen ihre Gerechtsame und dabei auch den gemeinnützigen Postdienst wahrzu- nehmen.«
Eine weitere Stütze findet meine Kombination bezüg- lich des Henot’schen Projekts in dem ganz ähnlichen Ver- laufe der Verhandlungen mit der erzherzoglich belgischen Regierung. Wie nämlich vorauszusehen war, konnte das schwerbelastete spanische Budget das 1593 zugesicherte Jahreseinkommen für die Unterhaltung der niederländisch- italienischen Post, das schon 1598, mit dem Einverständnis
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nen, und letzteren die Beförderung der privaten Korrespon-
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die Post lediglich für die Beförderung der Hofdepeschen,
nicht zum Nutzen des Publikums bestimmt; dort hatte
1518 das gewaltsame Vorgehen gegen städtische Boten so-
gar das Signal zu dem blutigen Aufstande der Städte ge-
geben. Erst 1580 wurden »correos ordinarios y periodicos«,
also ein zum voraus bestimmter Kurs und damit ein Monopol
für die Beförderung der privaten Korrespondenz eingeführt.
Nun war in Spanien damals die Verwaltung schon viel straffer
zentralisiert als im deutschen Reich, die Einführung des Mono-
pols konnte also nicht zuerst in Deutschland versucht wer-
den. Nebenbei gibt dieser Hergang auch eine Interpretation
für die Bedeutung der Bestallung Karls V.: wenn er den
Taxis das Monopol nicht einmal in seinen eigenen Erb-
landen verlieh, wie viel weniger konnte er solches für das
deutsche Reich versuchen! Uebrigens erfuhr die Aufstellung
des Monopols bei den spanischen Provinzial- und städtischen
Behörden, sowie den Botenvereinigungen den gleichen Wider-
stand, wie in Deutschland: nur exploitierte dort die Taxis-
sche Familie ihr neues Privileg noch fruchtbringender als in
Deutschland; wegen des genannten Widerstands nämlich
»verkaufte oder verpachtete sie die Botenämter und Post-
meistereien fast aller Städte und Flecken des Königreichs,
und überliess auf diese Weise anderen ihre Gerechtsame
und dabei auch den gemeinnützigen Postdienst wahrzu-
nehmen.«
Eine weitere Stütze findet meine Kombination bezüg-
lich des Henot’schen Projekts in dem ganz ähnlichen Ver-
laufe der Verhandlungen mit der erzherzoglich belgischen
Regierung. Wie nämlich vorauszusehen war, konnte das
schwerbelastete spanische Budget das 1593 zugesicherte
Jahreseinkommen für die Unterhaltung der niederländisch-
italienischen Post, das schon 1598, mit dem Einverständnis
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/118>, abgerufen am 16.02.2025.
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