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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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mit Hospiz versehene Route, die sogen. Jakobsstrasse, welche
unter dem Schutze der sogen. "Jakobsbrüder" stand.

Eine weitere Direktive erhielten die Botenzüge durch die
Universitäten, namentlich durch die Universität Paris 1).

Auf Grund dieser Endpunkte und Gegenpole erstand na-
tur- und gewohnheitsgemäss die "usitata strada dei pellegrini"
die da l'Herba 1563 in 69 Postzügen vorzuzeichnen sich bemüht.

III.

Der Zirkulation auf diesem "Boten- und Güterzug", seiner
Belebung oder der Aufgabe, das darin liegende Kapital auch
umzutreiben, stand im Mittelalter ein Haupt-Hemmnis im Wege,
das zur römischen Kaiserzeit nicht oder viel weniger bekannt
war, nämlich der mangelhaft technische Zustand der Fahrbahn
und die grosse Unsicherheit auf den Strassen. An sich aller-
dings ist die Botenanstalt, als Transportunternehmung und Nach-
richtenbeförderung auf eine bestimmte Art von Transportwegen
und Transportmitteln nicht angewiesen. Das Beförderungsge-
werbe benützte die vorhandenen Beförderungsgelegenheiten.
Die Post geht ebensowohl auf Wegen ohne vorgeschriebene
Spur, wie auf Spurbahnen (Eisenbahnen und Telegraphen), be-
steht auch heute noch z. B. in dem grössten Teile Asiens in
nichts weiter, als in der Anstellung und Verwendung gewandter
Läufer. Direkt also kann der Stand der Landstrasse -- abge-
sehen von dem eigenartigen Cursus publicus -- noch nicht zu

1) Das Wirken der Universitätsbotenanstalten des Mittelalters schildert
Kirchenheim (in der Festschrift des historisch-philosophischen Vereins zur
Stiftungsfeier der Universität Heidelberg. 1886, S. 122--130). Was die von
Kirchenheim beanstandeten "magni nuntii" gewesen sind, geht aus
dem Stiftungsdekret der Universität Neapel von 1224 hervor, worin ihnen
auferlegt wird, das geliehene Geld so lange, als die Studenten in Neapel weilen,
nicht zurückzuverlangen. Sie waren demnach die amtlich bestellten Bankiers
für die Studenten; ihre Verbindung mit der Botenpost findet eine Analogie
darin, dass der spanische Correo mayor Bankgeschäfte betrieb. -- Vergl.
auch Belloca und die daselbst angegebene Literatur (wegen der Pariser Uni-
versität); Gherardi, Statuti e studii dell Universita Florentina dell anno 1387,
Vieusseux-Firenze 1881, 34; Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft
1891, S. 86 und 561.

mit Hospiz versehene Route, die sogen. Jakobsstrasse, welche
unter dem Schutze der sogen. »Jakobsbrüder« stand.

Eine weitere Direktive erhielten die Botenzüge durch die
Universitäten, namentlich durch die Universität Paris 1).

Auf Grund dieser Endpunkte und Gegenpole erstand na-
tur- und gewohnheitsgemäss die »usitata strada dei pellegrini«
die da l’Herba 1563 in 69 Postzügen vorzuzeichnen sich bemüht.

III.

Der Zirkulation auf diesem »Boten- und Güterzug«, seiner
Belebung oder der Aufgabe, das darin liegende Kapital auch
umzutreiben, stand im Mittelalter ein Haupt-Hemmnis im Wege,
das zur römischen Kaiserzeit nicht oder viel weniger bekannt
war, nämlich der mangelhaft technische Zustand der Fahrbahn
und die grosse Unsicherheit auf den Strassen. An sich aller-
dings ist die Botenanstalt, als Transportunternehmung und Nach-
richtenbeförderung auf eine bestimmte Art von Transportwegen
und Transportmitteln nicht angewiesen. Das Beförderungsge-
werbe benützte die vorhandenen Beförderungsgelegenheiten.
Die Post geht ebensowohl auf Wegen ohne vorgeschriebene
Spur, wie auf Spurbahnen (Eisenbahnen und Telegraphen), be-
steht auch heute noch z. B. in dem grössten Teile Asiens in
nichts weiter, als in der Anstellung und Verwendung gewandter
Läufer. Direkt also kann der Stand der Landstrasse — abge-
sehen von dem eigenartigen Cursus publicus — noch nicht zu

1) Das Wirken der Universitätsbotenanstalten des Mittelalters schildert
Kirchenheim (in der Festschrift des historisch-philosophischen Vereins zur
Stiftungsfeier der Universität Heidelberg. 1886, S. 122—130). Was die von
Kirchenheim beanstandeten »magni nuntii« gewesen sind, geht aus
dem Stiftungsdekret der Universität Neapel von 1224 hervor, worin ihnen
auferlegt wird, das geliehene Geld so lange, als die Studenten in Neapel weilen,
nicht zurückzuverlangen. Sie waren demnach die amtlich bestellten Bankiers
für die Studenten; ihre Verbindung mit der Botenpost findet eine Analogie
darin, dass der spanische Correo mayor Bankgeschäfte betrieb. — Vergl.
auch Belloca und die daselbst angegebene Literatur (wegen der Pariser Uni-
versität); Gherardi, Statuti e studii dell Università Florentina dell anno 1387,
Vieusseux-Firenze 1881, 34; Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft
1891, S. 86 und 561.
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[149/0165] mit Hospiz versehene Route, die sogen. Jakobsstrasse, welche unter dem Schutze der sogen. »Jakobsbrüder« stand. Eine weitere Direktive erhielten die Botenzüge durch die Universitäten, namentlich durch die Universität Paris 1). Auf Grund dieser Endpunkte und Gegenpole erstand na- tur- und gewohnheitsgemäss die »usitata strada dei pellegrini« die da l’Herba 1563 in 69 Postzügen vorzuzeichnen sich bemüht. III. Der Zirkulation auf diesem »Boten- und Güterzug«, seiner Belebung oder der Aufgabe, das darin liegende Kapital auch umzutreiben, stand im Mittelalter ein Haupt-Hemmnis im Wege, das zur römischen Kaiserzeit nicht oder viel weniger bekannt war, nämlich der mangelhaft technische Zustand der Fahrbahn und die grosse Unsicherheit auf den Strassen. An sich aller- dings ist die Botenanstalt, als Transportunternehmung und Nach- richtenbeförderung auf eine bestimmte Art von Transportwegen und Transportmitteln nicht angewiesen. Das Beförderungsge- werbe benützte die vorhandenen Beförderungsgelegenheiten. Die Post geht ebensowohl auf Wegen ohne vorgeschriebene Spur, wie auf Spurbahnen (Eisenbahnen und Telegraphen), be- steht auch heute noch z. B. in dem grössten Teile Asiens in nichts weiter, als in der Anstellung und Verwendung gewandter Läufer. Direkt also kann der Stand der Landstrasse — abge- sehen von dem eigenartigen Cursus publicus — noch nicht zu 1) Das Wirken der Universitätsbotenanstalten des Mittelalters schildert Kirchenheim (in der Festschrift des historisch-philosophischen Vereins zur Stiftungsfeier der Universität Heidelberg. 1886, S. 122—130). Was die von Kirchenheim beanstandeten »magni nuntii« gewesen sind, geht aus dem Stiftungsdekret der Universität Neapel von 1224 hervor, worin ihnen auferlegt wird, das geliehene Geld so lange, als die Studenten in Neapel weilen, nicht zurückzuverlangen. Sie waren demnach die amtlich bestellten Bankiers für die Studenten; ihre Verbindung mit der Botenpost findet eine Analogie darin, dass der spanische Correo mayor Bankgeschäfte betrieb. — Vergl. auch Belloca und die daselbst angegebene Literatur (wegen der Pariser Uni- versität); Gherardi, Statuti e studii dell Università Florentina dell anno 1387, Vieusseux-Firenze 1881, 34; Historisches Jahrbuch der Görresgesellschaft 1891, S. 86 und 561.

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/165>, abgerufen am 21.11.2024.