Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite

Die allmähliche Vervollkommnung von Fahrbahn und Fahr-
zeug ermöglicht nun eine Beschleunigung der Expedition.
Beim Beginn der Neuzeit betrugen die Ablieferungsfristen für
den Frachtverkehr z. B. zwischen Köln und Heilbronn 8 Tage,
zwischen Heilbronn und Augsburg 5 Tage. Von Augsburg konnte
man Artikel nach Strassburg in 8, nach Innsbruck in 5 Tagen
senden. In Wien waren die Güter zu erwarten 8 Tage nach
ihrem Abgang von Prag, 10 Tage nach dem von Breslau, 14 Tage
nach dem von der Adria. Nach Hamburg, wie nach Lübeck
lieferte der Magdeburger in 6 Tagen (s. Götz, "die Verkehrs-
wege im Dienste des Welthandels", 1888, S. 554. 728. 761).
Nun wird die Personenbeförderung von der gewöhnlichen Fracht-
gut-Spedition abgetrennt und der Post ("Eilwagen") überwiesen;
bei letzterer bildet sich der Begriff "eiliges Stückgut" oder "Eil-
gut" aus. Die Stückgutbeförderung beanspruchte z. B. für die
Strecke

[Tabelle]

Diese zeiträumlichen Abstände nun geben einen gleichsam
greifbaren Distanzmesser für den Fortschritt ab, nach
welchem sich der Verkehr und die ganze bewohnte Erde binnen
einiger Jahrhunderte zusammengeschlossen hat. Zugleich
mit der Beschleunigung der Expedition nämlich, aus den Stunden-
zetteln und der Fixierung der Abgang- und Ankunftszeit ergibt
sich von selbst ein Ineinandergreifen der Landposten 1) und
eine plangemässe Sicherung ihres Zusammentreffens an den vor-
aus bestimmten Kreuzungspunkten, sowie das Ineinander-

1) Die Boten z. B. von Breslau trafen, wie eine Chronik dieser Stadt
schildert, im 17. Jhh. mit den von Hamburg entgegenkommenden in
Leipzig zusammen und hatten auf einander gegenseitig zu warten, damit
die Weiterbeförderung ohne Aufenthalt vor sich gieng. "Da auch gleich-
zeitig andere Städte den Abgangs- und Ankunfts-Termin festlegten, so
wurde das Netz dieser Botenposten ein immer ausgedehnteres und ein
Kreislauf nach einem verabredeten Plane eingerichtet".

Die allmähliche Vervollkommnung von Fahrbahn und Fahr-
zeug ermöglicht nun eine Beschleunigung der Expedition.
Beim Beginn der Neuzeit betrugen die Ablieferungsfristen für
den Frachtverkehr z. B. zwischen Köln und Heilbronn 8 Tage,
zwischen Heilbronn und Augsburg 5 Tage. Von Augsburg konnte
man Artikel nach Strassburg in 8, nach Innsbruck in 5 Tagen
senden. In Wien waren die Güter zu erwarten 8 Tage nach
ihrem Abgang von Prag, 10 Tage nach dem von Breslau, 14 Tage
nach dem von der Adria. Nach Hamburg, wie nach Lübeck
lieferte der Magdeburger in 6 Tagen (s. Götz, »die Verkehrs-
wege im Dienste des Welthandels«, 1888, S. 554. 728. 761).
Nun wird die Personenbeförderung von der gewöhnlichen Fracht-
gut-Spedition abgetrennt und der Post (»Eilwagen«) überwiesen;
bei letzterer bildet sich der Begriff »eiliges Stückgut« oder »Eil-
gut« aus. Die Stückgutbeförderung beanspruchte z. B. für die
Strecke

[Tabelle]

Diese zeiträumlichen Abstände nun geben einen gleichsam
greifbaren Distanzmesser für den Fortschritt ab, nach
welchem sich der Verkehr und die ganze bewohnte Erde binnen
einiger Jahrhunderte zusammengeschlossen hat. Zugleich
mit der Beschleunigung der Expedition nämlich, aus den Stunden-
zetteln und der Fixierung der Abgang- und Ankunftszeit ergibt
sich von selbst ein Ineinandergreifen der Landposten 1) und
eine plangemässe Sicherung ihres Zusammentreffens an den vor-
aus bestimmten Kreuzungspunkten, sowie das Ineinander-

1) Die Boten z. B. von Breslau trafen, wie eine Chronik dieser Stadt
schildert, im 17. Jhh. mit den von Hamburg entgegenkommenden in
Leipzig zusammen und hatten auf einander gegenseitig zu warten, damit
die Weiterbeförderung ohne Aufenthalt vor sich gieng. »Da auch gleich-
zeitig andere Städte den Abgangs- und Ankunfts-Termin festlegten, so
wurde das Netz dieser Botenposten ein immer ausgedehnteres und ein
Kreislauf nach einem verabredeten Plane eingerichtet«.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0238" n="222"/>
            <p>Die allmähliche Vervollkommnung von Fahrbahn und Fahr-<lb/>
zeug ermöglicht nun eine <hi rendition="#g">Beschleunigung</hi> der Expedition.<lb/>
Beim Beginn der Neuzeit betrugen die Ablieferungsfristen für<lb/>
den Frachtverkehr z. B. zwischen Köln und Heilbronn 8 Tage,<lb/>
zwischen Heilbronn und Augsburg 5 Tage. Von Augsburg konnte<lb/>
man Artikel nach Strassburg in 8, nach Innsbruck in 5 Tagen<lb/>
senden. In Wien waren die Güter zu erwarten 8 Tage nach<lb/>
ihrem Abgang von Prag, 10 Tage nach dem von Breslau, 14 Tage<lb/>
nach dem von der Adria. Nach Hamburg, wie nach Lübeck<lb/>
lieferte der Magdeburger in 6 Tagen (s. Götz, »die Verkehrs-<lb/>
wege im Dienste des Welthandels«, 1888, S. 554. 728. 761).<lb/>
Nun wird die Personenbeförderung von der gewöhnlichen Fracht-<lb/>
gut-Spedition abgetrennt und der Post (»Eilwagen«) überwiesen;<lb/>
bei letzterer bildet sich der Begriff »eiliges Stückgut« oder »Eil-<lb/>
gut« aus. Die Stückgutbeförderung beanspruchte z. B. für die<lb/>
Strecke<lb/><table><row><cell/></row></table></p>
            <p>Diese zeiträumlichen Abstände nun geben einen gleichsam<lb/>
greifbaren <hi rendition="#g">Distanzmesser</hi> für den Fortschritt ab, nach<lb/>
welchem sich der Verkehr und die ganze bewohnte Erde binnen<lb/>
einiger Jahrhunderte <hi rendition="#g">zusammengeschlossen</hi> hat. Zugleich<lb/>
mit der Beschleunigung der Expedition nämlich, aus den Stunden-<lb/>
zetteln und der Fixierung der Abgang- und Ankunftszeit ergibt<lb/>
sich von selbst ein Ineinandergreifen der Landposten <note place="foot" n="1)">Die Boten z. B. von Breslau trafen, wie eine Chronik dieser Stadt<lb/>
schildert, im 17. Jhh. mit den von Hamburg entgegenkommenden in<lb/>
Leipzig zusammen und hatten auf einander gegenseitig zu warten, damit<lb/>
die Weiterbeförderung ohne Aufenthalt vor sich gieng. »Da auch gleich-<lb/>
zeitig andere Städte den Abgangs- und Ankunfts-Termin festlegten, so<lb/>
wurde das Netz dieser Botenposten ein immer ausgedehnteres und ein<lb/>
Kreislauf nach einem verabredeten Plane eingerichtet«.</note> und<lb/>
eine plangemässe Sicherung ihres Zusammentreffens an den vor-<lb/>
aus bestimmten Kreuzungspunkten, sowie das <hi rendition="#g">Ineinander-<lb/></hi></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0238] Die allmähliche Vervollkommnung von Fahrbahn und Fahr- zeug ermöglicht nun eine Beschleunigung der Expedition. Beim Beginn der Neuzeit betrugen die Ablieferungsfristen für den Frachtverkehr z. B. zwischen Köln und Heilbronn 8 Tage, zwischen Heilbronn und Augsburg 5 Tage. Von Augsburg konnte man Artikel nach Strassburg in 8, nach Innsbruck in 5 Tagen senden. In Wien waren die Güter zu erwarten 8 Tage nach ihrem Abgang von Prag, 10 Tage nach dem von Breslau, 14 Tage nach dem von der Adria. Nach Hamburg, wie nach Lübeck lieferte der Magdeburger in 6 Tagen (s. Götz, »die Verkehrs- wege im Dienste des Welthandels«, 1888, S. 554. 728. 761). Nun wird die Personenbeförderung von der gewöhnlichen Fracht- gut-Spedition abgetrennt und der Post (»Eilwagen«) überwiesen; bei letzterer bildet sich der Begriff »eiliges Stückgut« oder »Eil- gut« aus. Die Stückgutbeförderung beanspruchte z. B. für die Strecke Diese zeiträumlichen Abstände nun geben einen gleichsam greifbaren Distanzmesser für den Fortschritt ab, nach welchem sich der Verkehr und die ganze bewohnte Erde binnen einiger Jahrhunderte zusammengeschlossen hat. Zugleich mit der Beschleunigung der Expedition nämlich, aus den Stunden- zetteln und der Fixierung der Abgang- und Ankunftszeit ergibt sich von selbst ein Ineinandergreifen der Landposten 1) und eine plangemässe Sicherung ihres Zusammentreffens an den vor- aus bestimmten Kreuzungspunkten, sowie das Ineinander- 1) Die Boten z. B. von Breslau trafen, wie eine Chronik dieser Stadt schildert, im 17. Jhh. mit den von Hamburg entgegenkommenden in Leipzig zusammen und hatten auf einander gegenseitig zu warten, damit die Weiterbeförderung ohne Aufenthalt vor sich gieng. »Da auch gleich- zeitig andere Städte den Abgangs- und Ankunfts-Termin festlegten, so wurde das Netz dieser Botenposten ein immer ausgedehnteres und ein Kreislauf nach einem verabredeten Plane eingerichtet«.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/238
Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/238>, abgerufen am 22.11.2024.