Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.Die Anlässe zur Inspektion an Ort und Stelle, und zur Mit der Zeit wird diese Aushilfe von einer geordneten Kolumella bezeichnet die Nähe grösserer Strassen direkt als unerwünscht;
ihre Vorteile erschienen als zu gering im Verhältnis zu den Lasten der Ein- quartierung und der Fronen. Ein Landverkehr in Massengütern bestand nicht (dies vermutet J. Wolf, Sozialismus 1892 S. 503 -- wenn wir von gewissen binnenländischen Spezialartikeln, wie z. B. norischem Salz und Eisen absehen -- ganz richtig). Zugleich führt dieses an die heutigen Zustände Innerafrikas (Ochsenwagen) erinnernde Beispiel vor Augen, wie sehr das Altertum in der Produktion und dem praktisch-erwerbthätigen Leben "weit hinter den Fort- schritten der Neuzeit, ja selbst hinter denjenigen des Mittelalters zurückstand. Reich an unmittelbaren Ideen und grossartigen Entwürfen war es beschränkt durch mangelhafte Kenntnis der Naturkräfte und arm an technischen Hilfs- mitteln. Man musste die Kräfte der Menschen und Tiere im Uebermasse aufwenden und abnutzen, um verhältnismässig geringfügige Resultate zu er- zielen." (Flegler, S. 10.) Die Anlässe zur Inspektion an Ort und Stelle, und zur Mit der Zeit wird diese Aushilfe von einer geordneten Kolumella bezeichnet die Nähe grösserer Strassen direkt als unerwünscht;
ihre Vorteile erschienen als zu gering im Verhältnis zu den Lasten der Ein- quartierung und der Fronen. Ein Landverkehr in Massengütern bestand nicht (dies vermutet J. Wolf, Sozialismus 1892 S. 503 — wenn wir von gewissen binnenländischen Spezialartikeln, wie z. B. norischem Salz und Eisen absehen — ganz richtig). Zugleich führt dieses an die heutigen Zustände Innerafrikas (Ochsenwagen) erinnernde Beispiel vor Augen, wie sehr das Altertum in der Produktion und dem praktisch-erwerbthätigen Leben »weit hinter den Fort- schritten der Neuzeit, ja selbst hinter denjenigen des Mittelalters zurückstand. Reich an unmittelbaren Ideen und grossartigen Entwürfen war es beschränkt durch mangelhafte Kenntnis der Naturkräfte und arm an technischen Hilfs- mitteln. Man musste die Kräfte der Menschen und Tiere im Uebermasse aufwenden und abnutzen, um verhältnismässig geringfügige Resultate zu er- zielen.« (Flegler, S. 10.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0053" n="37"/> <p>Die Anlässe zur Inspektion an Ort und Stelle, und zur<lb/> Absendung von Depeschen, wohl auch die Versetzungen<lb/> mehrten sich immer mehr; schliesslich hatte die Zivil- und<lb/> Militär-Verwaltung, bei den ungeheueren Entfernungen des<lb/> Reiches, einen regeren und ausgedehnteren Verkehr, als<lb/> selbst der Handel. Dieses öffentliche Verkehrsbedürfnis<lb/> aber konnte, gemäss der ganzen Verwaltungs- und Steuer-<lb/> Organisation, nicht anders als »publice«, durch das »Jus<lb/> cogendi«, durch den auf dem Bürger- und Bauernstand<lb/> lastenden Frondienst, befriedigt werden. Die res veredaria,<lb/> der cursus vehicularis (Schnellpost) und clabularis, die sich<lb/> so romantisch aufputzen lassen, sind im Grunde nichts an-<lb/> deres als <hi rendition="#g">Fronfuhrwerke</hi> (gelegentlich wohl auch für<lb/> den <hi rendition="#g">Train</hi> einer Armee, hauptsächlich aber) militärische<lb/> Staffetten, für <hi rendition="#g">Alarmnachrichten</hi>, eine Art »Feuer-<lb/> reiter«; (wahrscheinlich sind auch die schwäbischen Metzger-<lb/> posten aus der die Fron — sie ging bei der Zunft im Turnus<lb/> herum — erwachsen).</p><lb/> <p>Mit der Zeit wird diese Aushilfe von einer geordneten<lb/> Verwaltung — wie es unter den spätrömischen Kaisern<lb/> eingehend geschah — normiert und nach Strecken begrenzt,<lb/> die Ausnahme aber mit und infolge der Norm zur Regel;<lb/> es entwickelt sich, (wie z. B. auch bei den Deutschorden, an<lb/><note xml:id="seg2pn_7_2" prev="#seg2pn_7_1" place="foot" n="2)">Kolumella bezeichnet die Nähe grösserer Strassen direkt als unerwünscht;<lb/> ihre Vorteile erschienen als zu gering im Verhältnis zu den Lasten der Ein-<lb/> quartierung und der Fronen. Ein Landverkehr in Massengütern bestand nicht<lb/> (dies vermutet J. <hi rendition="#g">Wolf</hi>, Sozialismus 1892 S. 503 — wenn wir von gewissen<lb/> binnenländischen Spezialartikeln, wie z. B. norischem Salz und Eisen absehen<lb/> — ganz richtig). Zugleich führt dieses an die heutigen Zustände Innerafrikas<lb/> (Ochsenwagen) erinnernde Beispiel vor Augen, wie sehr das Altertum in der<lb/> Produktion und dem praktisch-erwerbthätigen Leben »weit hinter den Fort-<lb/> schritten der Neuzeit, ja selbst hinter denjenigen des Mittelalters zurückstand.<lb/> Reich an unmittelbaren Ideen und grossartigen Entwürfen war es beschränkt<lb/> durch mangelhafte Kenntnis der Naturkräfte und arm an technischen Hilfs-<lb/> mitteln. Man musste die Kräfte der Menschen und Tiere im Uebermasse<lb/> aufwenden und abnutzen, um verhältnismässig geringfügige Resultate zu er-<lb/> zielen.« (<hi rendition="#g">Flegler</hi>, S. 10.)</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [37/0053]
Die Anlässe zur Inspektion an Ort und Stelle, und zur
Absendung von Depeschen, wohl auch die Versetzungen
mehrten sich immer mehr; schliesslich hatte die Zivil- und
Militär-Verwaltung, bei den ungeheueren Entfernungen des
Reiches, einen regeren und ausgedehnteren Verkehr, als
selbst der Handel. Dieses öffentliche Verkehrsbedürfnis
aber konnte, gemäss der ganzen Verwaltungs- und Steuer-
Organisation, nicht anders als »publice«, durch das »Jus
cogendi«, durch den auf dem Bürger- und Bauernstand
lastenden Frondienst, befriedigt werden. Die res veredaria,
der cursus vehicularis (Schnellpost) und clabularis, die sich
so romantisch aufputzen lassen, sind im Grunde nichts an-
deres als Fronfuhrwerke (gelegentlich wohl auch für
den Train einer Armee, hauptsächlich aber) militärische
Staffetten, für Alarmnachrichten, eine Art »Feuer-
reiter«; (wahrscheinlich sind auch die schwäbischen Metzger-
posten aus der die Fron — sie ging bei der Zunft im Turnus
herum — erwachsen).
Mit der Zeit wird diese Aushilfe von einer geordneten
Verwaltung — wie es unter den spätrömischen Kaisern
eingehend geschah — normiert und nach Strecken begrenzt,
die Ausnahme aber mit und infolge der Norm zur Regel;
es entwickelt sich, (wie z. B. auch bei den Deutschorden, an
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2) Kolumella bezeichnet die Nähe grösserer Strassen direkt als unerwünscht;
ihre Vorteile erschienen als zu gering im Verhältnis zu den Lasten der Ein-
quartierung und der Fronen. Ein Landverkehr in Massengütern bestand nicht
(dies vermutet J. Wolf, Sozialismus 1892 S. 503 — wenn wir von gewissen
binnenländischen Spezialartikeln, wie z. B. norischem Salz und Eisen absehen
— ganz richtig). Zugleich führt dieses an die heutigen Zustände Innerafrikas
(Ochsenwagen) erinnernde Beispiel vor Augen, wie sehr das Altertum in der
Produktion und dem praktisch-erwerbthätigen Leben »weit hinter den Fort-
schritten der Neuzeit, ja selbst hinter denjenigen des Mittelalters zurückstand.
Reich an unmittelbaren Ideen und grossartigen Entwürfen war es beschränkt
durch mangelhafte Kenntnis der Naturkräfte und arm an technischen Hilfs-
mitteln. Man musste die Kräfte der Menschen und Tiere im Uebermasse
aufwenden und abnutzen, um verhältnismässig geringfügige Resultate zu er-
zielen.« (Flegler, S. 10.)
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