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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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Die Anlässe zur Inspektion an Ort und Stelle, und zur
Absendung von Depeschen, wohl auch die Versetzungen
mehrten sich immer mehr; schliesslich hatte die Zivil- und
Militär-Verwaltung, bei den ungeheueren Entfernungen des
Reiches, einen regeren und ausgedehnteren Verkehr, als
selbst der Handel. Dieses öffentliche Verkehrsbedürfnis
aber konnte, gemäss der ganzen Verwaltungs- und Steuer-
Organisation, nicht anders als "publice", durch das "Jus
cogendi", durch den auf dem Bürger- und Bauernstand
lastenden Frondienst, befriedigt werden. Die res veredaria,
der cursus vehicularis (Schnellpost) und clabularis, die sich
so romantisch aufputzen lassen, sind im Grunde nichts an-
deres als Fronfuhrwerke (gelegentlich wohl auch für
den Train einer Armee, hauptsächlich aber) militärische
Staffetten, für Alarmnachrichten, eine Art "Feuer-
reiter"; (wahrscheinlich sind auch die schwäbischen Metzger-
posten aus der die Fron -- sie ging bei der Zunft im Turnus
herum -- erwachsen).

Mit der Zeit wird diese Aushilfe von einer geordneten
Verwaltung -- wie es unter den spätrömischen Kaisern
eingehend geschah -- normiert und nach Strecken begrenzt,
die Ausnahme aber mit und infolge der Norm zur Regel;
es entwickelt sich, (wie z. B. auch bei den Deutschorden, an

Kolumella bezeichnet die Nähe grösserer Strassen direkt als unerwünscht;
ihre Vorteile erschienen als zu gering im Verhältnis zu den Lasten der Ein-
quartierung und der Fronen. Ein Landverkehr in Massengütern bestand nicht
(dies vermutet J. Wolf, Sozialismus 1892 S. 503 -- wenn wir von gewissen
binnenländischen Spezialartikeln, wie z. B. norischem Salz und Eisen absehen
-- ganz richtig). Zugleich führt dieses an die heutigen Zustände Innerafrikas
(Ochsenwagen) erinnernde Beispiel vor Augen, wie sehr das Altertum in der
Produktion und dem praktisch-erwerbthätigen Leben "weit hinter den Fort-
schritten der Neuzeit, ja selbst hinter denjenigen des Mittelalters zurückstand.
Reich an unmittelbaren Ideen und grossartigen Entwürfen war es beschränkt
durch mangelhafte Kenntnis der Naturkräfte und arm an technischen Hilfs-
mitteln. Man musste die Kräfte der Menschen und Tiere im Uebermasse
aufwenden und abnutzen, um verhältnismässig geringfügige Resultate zu er-
zielen." (Flegler, S. 10.)

Die Anlässe zur Inspektion an Ort und Stelle, und zur
Absendung von Depeschen, wohl auch die Versetzungen
mehrten sich immer mehr; schliesslich hatte die Zivil- und
Militär-Verwaltung, bei den ungeheueren Entfernungen des
Reiches, einen regeren und ausgedehnteren Verkehr, als
selbst der Handel. Dieses öffentliche Verkehrsbedürfnis
aber konnte, gemäss der ganzen Verwaltungs- und Steuer-
Organisation, nicht anders als »publice«, durch das »Jus
cogendi«, durch den auf dem Bürger- und Bauernstand
lastenden Frondienst, befriedigt werden. Die res veredaria,
der cursus vehicularis (Schnellpost) und clabularis, die sich
so romantisch aufputzen lassen, sind im Grunde nichts an-
deres als Fronfuhrwerke (gelegentlich wohl auch für
den Train einer Armee, hauptsächlich aber) militärische
Staffetten, für Alarmnachrichten, eine Art »Feuer-
reiter«; (wahrscheinlich sind auch die schwäbischen Metzger-
posten aus der die Fron — sie ging bei der Zunft im Turnus
herum — erwachsen).

Mit der Zeit wird diese Aushilfe von einer geordneten
Verwaltung — wie es unter den spätrömischen Kaisern
eingehend geschah — normiert und nach Strecken begrenzt,
die Ausnahme aber mit und infolge der Norm zur Regel;
es entwickelt sich, (wie z. B. auch bei den Deutschorden, an

Kolumella bezeichnet die Nähe grösserer Strassen direkt als unerwünscht;
ihre Vorteile erschienen als zu gering im Verhältnis zu den Lasten der Ein-
quartierung und der Fronen. Ein Landverkehr in Massengütern bestand nicht
(dies vermutet J. Wolf, Sozialismus 1892 S. 503 — wenn wir von gewissen
binnenländischen Spezialartikeln, wie z. B. norischem Salz und Eisen absehen
— ganz richtig). Zugleich führt dieses an die heutigen Zustände Innerafrikas
(Ochsenwagen) erinnernde Beispiel vor Augen, wie sehr das Altertum in der
Produktion und dem praktisch-erwerbthätigen Leben »weit hinter den Fort-
schritten der Neuzeit, ja selbst hinter denjenigen des Mittelalters zurückstand.
Reich an unmittelbaren Ideen und grossartigen Entwürfen war es beschränkt
durch mangelhafte Kenntnis der Naturkräfte und arm an technischen Hilfs-
mitteln. Man musste die Kräfte der Menschen und Tiere im Uebermasse
aufwenden und abnutzen, um verhältnismässig geringfügige Resultate zu er-
zielen.« (Flegler, S. 10.)
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[37/0053] Die Anlässe zur Inspektion an Ort und Stelle, und zur Absendung von Depeschen, wohl auch die Versetzungen mehrten sich immer mehr; schliesslich hatte die Zivil- und Militär-Verwaltung, bei den ungeheueren Entfernungen des Reiches, einen regeren und ausgedehnteren Verkehr, als selbst der Handel. Dieses öffentliche Verkehrsbedürfnis aber konnte, gemäss der ganzen Verwaltungs- und Steuer- Organisation, nicht anders als »publice«, durch das »Jus cogendi«, durch den auf dem Bürger- und Bauernstand lastenden Frondienst, befriedigt werden. Die res veredaria, der cursus vehicularis (Schnellpost) und clabularis, die sich so romantisch aufputzen lassen, sind im Grunde nichts an- deres als Fronfuhrwerke (gelegentlich wohl auch für den Train einer Armee, hauptsächlich aber) militärische Staffetten, für Alarmnachrichten, eine Art »Feuer- reiter«; (wahrscheinlich sind auch die schwäbischen Metzger- posten aus der die Fron — sie ging bei der Zunft im Turnus herum — erwachsen). Mit der Zeit wird diese Aushilfe von einer geordneten Verwaltung — wie es unter den spätrömischen Kaisern eingehend geschah — normiert und nach Strecken begrenzt, die Ausnahme aber mit und infolge der Norm zur Regel; es entwickelt sich, (wie z. B. auch bei den Deutschorden, an 2) 2) Kolumella bezeichnet die Nähe grösserer Strassen direkt als unerwünscht; ihre Vorteile erschienen als zu gering im Verhältnis zu den Lasten der Ein- quartierung und der Fronen. Ein Landverkehr in Massengütern bestand nicht (dies vermutet J. Wolf, Sozialismus 1892 S. 503 — wenn wir von gewissen binnenländischen Spezialartikeln, wie z. B. norischem Salz und Eisen absehen — ganz richtig). Zugleich führt dieses an die heutigen Zustände Innerafrikas (Ochsenwagen) erinnernde Beispiel vor Augen, wie sehr das Altertum in der Produktion und dem praktisch-erwerbthätigen Leben »weit hinter den Fort- schritten der Neuzeit, ja selbst hinter denjenigen des Mittelalters zurückstand. Reich an unmittelbaren Ideen und grossartigen Entwürfen war es beschränkt durch mangelhafte Kenntnis der Naturkräfte und arm an technischen Hilfs- mitteln. Man musste die Kräfte der Menschen und Tiere im Uebermasse aufwenden und abnutzen, um verhältnismässig geringfügige Resultate zu er- zielen.« (Flegler, S. 10.)

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/53>, abgerufen am 24.11.2024.