Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.richtung des städtischen Botenwesens, wie sie in den letzten Wie für die Korrespondenz, so ergab sich auch für den Einen Beweis für die Zunahme des Reiseverkehrs liefert 1) Franz Schott giebt ein Schema über die "in itineribus obser-
vanda", über die Sehenswürdigkeiten; darunter führt er z. B. auch an: "Schola ut ratio instituendi et educandi pueros"; "vulgi mores, quo pertinet ratio victus et vestitus" (erste Statistik über die Lebenshaltung). Das Schema wurde in viele Reisebücher mit herübergenommen z. B. von Paul Hentzner 1612 etc. richtung des städtischen Botenwesens, wie sie in den letzten Wie für die Korrespondenz, so ergab sich auch für den Einen Beweis für die Zunahme des Reiseverkehrs liefert 1) Franz Schott giebt ein Schema über die »in itineribus obser-
vanda«, über die Sehenswürdigkeiten; darunter führt er z. B. auch an: »Schola ut ratio instituendi et educandi pueros«; »vulgi mores, quo pertinet ratio victus et vestitus« (erste Statistik über die Lebenshaltung). Das Schema wurde in viele Reisebücher mit herübergenommen z. B. von Paul Hentzner 1612 etc. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0092" n="76"/> richtung des städtischen Botenwesens, wie sie in den letzten<lb/> Jahrzehnten dieses Jahrhunderts, sei es direkt durch die<lb/> Kaufleute, z. B. in St. Gallen (reitende Boten nach Nürnberg),<lb/> oder auf deren Anregung durch den Magistrat z. B. 1555<lb/> in Augsburg, 1570 in Nürnberg, 1573 in Breslau, 1580 in<lb/> Hamburg, 1585 in Frankfurt, 1590 in Leipzig u. s. w. erfolgt.</p><lb/> <p>Wie für die Korrespondenz, so ergab sich auch für den<lb/><hi rendition="#g">geschäftlichen Anlass</hi>, insbesondere aber auch in<lb/> der <hi rendition="#g">Reiselust</hi> eine Steigerung. Die Pilgerfahrten nach<lb/> dem heiligen Lande waren damals um die Wende des<lb/> 16. Jahrhunderts in Abnahme gekommen: nun zeigen sich<lb/> die ersten Anfänge der »Vergnügungsreisen«, und zwar<lb/> hauptsächlich in der Richtung nach Italien; manche dieser<lb/> Touristen glauben noch ihre Reiselust entschuldigen zu<lb/> müssen, insbesondere mit dem bildenden Werte der »pere-<lb/> grinationes«<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Franz Schott</hi> giebt ein Schema über die »in itineribus obser-<lb/> vanda«, über die Sehenswürdigkeiten; darunter führt er z. B. auch an:<lb/><hi rendition="#i">»Schola ut ratio instituendi et educandi pueros«; »vulgi mores, quo pertinet<lb/> ratio victus et vestitus«</hi> (erste Statistik über die Lebenshaltung). Das<lb/> Schema wurde in viele Reisebücher mit herübergenommen z. B. von <hi rendition="#g">Paul<lb/> Hentzner</hi> 1612 etc.</note>.</p><lb/> <p>Einen Beweis für die Zunahme des Reiseverkehrs liefert<lb/> das rasch aufeinanderfolgende Erscheinen verschiedener Rei-<lb/> seführer. Während vor 1600 nur einige wenige Itinerarien<lb/> verfasst worden sind, folgen nunmehr solche sehr rasch auf-<lb/> einander, so z. B. von Weigel (Clementis Weigelii »Sicherer<lb/> Wegweiser in Italien« 1601), Cyprianus, Eichovius (Index<lb/> itinerum Viatorius indicans itinera 1604), von Casp. Ens<lb/> (Deliciae Italiae et Index Viatorius, Köln 1609), von Paul<lb/> Hentzner (Reisetagebuch mit Milliarium 1612), von Hans<lb/> Kilian Neumaier (Itinerario Europaeo, Leipzig 1622), und<lb/> namentlich von Franz Schott, dessen in Amsterdam erstmals<lb/> 1599 erschienenes Itinerarium über ein Dutzend Auflagen<lb/> erlebt hat.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [76/0092]
richtung des städtischen Botenwesens, wie sie in den letzten
Jahrzehnten dieses Jahrhunderts, sei es direkt durch die
Kaufleute, z. B. in St. Gallen (reitende Boten nach Nürnberg),
oder auf deren Anregung durch den Magistrat z. B. 1555
in Augsburg, 1570 in Nürnberg, 1573 in Breslau, 1580 in
Hamburg, 1585 in Frankfurt, 1590 in Leipzig u. s. w. erfolgt.
Wie für die Korrespondenz, so ergab sich auch für den
geschäftlichen Anlass, insbesondere aber auch in
der Reiselust eine Steigerung. Die Pilgerfahrten nach
dem heiligen Lande waren damals um die Wende des
16. Jahrhunderts in Abnahme gekommen: nun zeigen sich
die ersten Anfänge der »Vergnügungsreisen«, und zwar
hauptsächlich in der Richtung nach Italien; manche dieser
Touristen glauben noch ihre Reiselust entschuldigen zu
müssen, insbesondere mit dem bildenden Werte der »pere-
grinationes« 1).
Einen Beweis für die Zunahme des Reiseverkehrs liefert
das rasch aufeinanderfolgende Erscheinen verschiedener Rei-
seführer. Während vor 1600 nur einige wenige Itinerarien
verfasst worden sind, folgen nunmehr solche sehr rasch auf-
einander, so z. B. von Weigel (Clementis Weigelii »Sicherer
Wegweiser in Italien« 1601), Cyprianus, Eichovius (Index
itinerum Viatorius indicans itinera 1604), von Casp. Ens
(Deliciae Italiae et Index Viatorius, Köln 1609), von Paul
Hentzner (Reisetagebuch mit Milliarium 1612), von Hans
Kilian Neumaier (Itinerario Europaeo, Leipzig 1622), und
namentlich von Franz Schott, dessen in Amsterdam erstmals
1599 erschienenes Itinerarium über ein Dutzend Auflagen
erlebt hat.
1) Franz Schott giebt ein Schema über die »in itineribus obser-
vanda«, über die Sehenswürdigkeiten; darunter führt er z. B. auch an:
»Schola ut ratio instituendi et educandi pueros«; »vulgi mores, quo pertinet
ratio victus et vestitus« (erste Statistik über die Lebenshaltung). Das
Schema wurde in viele Reisebücher mit herübergenommen z. B. von Paul
Hentzner 1612 etc.
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