4. Man vermeide alles, was die Phantasie erhitzen, und ihr die Rich- tung auf Wollust geben könnte, z. E. schlüpfriche Unterhaltungen, das Lesen Liebevoller und wollüstiger Gedichte und Romane (wie wir denn leider so viele haben, die blos gemacht zu seyn scheinen, die Phantasie junger Leute zu erhitzen, und deren Verfasser blos auf den ästhetischen auch wohl numerären Werth zu sehen scheinen, ohne den un- ersezlichen Schaden zu berechnen, den sie der Moralität und der Unschuld da- durch zufügen), auch den Umgang mit verführerischen Weibspersonen, manche Arten von Tänzen u. dgl.
5. Man denke sich immer die Gefah- ren und Folgen der Ausschweifung recht lebhaft. Erst die moralischen. Wel- cher Mensch von nur einigem Gefühl und Gewissen wird es über sich erhal- ten können, der Verführer der ersten Unschuld oder der ehelichen Treue zu seyn? Wird ihn nicht Zeitlebens der peinigende Vorwurf foltern, im ersten
4. Man vermeide alles, was die Phantaſie erhitzen, und ihr die Rich- tung auf Wolluſt geben könnte, z. E. ſchlüpfriche Unterhaltungen, das Leſen Liebevoller und wollüſtiger Gedichte und Romane (wie wir denn leider ſo viele haben, die blos gemacht zu ſeyn ſcheinen, die Phantaſie junger Leute zu erhitzen, und deren Verfaſſer blos auf den äſthetiſchen auch wohl numerären Werth zu ſehen ſcheinen, ohne den un- erſezlichen Schaden zu berechnen, den ſie der Moralität und der Unſchuld da- durch zufügen), auch den Umgang mit verführeriſchen Weibsperſonen, manche Arten von Tänzen u. dgl.
5. Man denke ſich immer die Gefah- ren und Folgen der Ausſchweifung recht lebhaft. Erſt die moraliſchen. Wel- cher Menſch von nur einigem Gefühl und Gewiſſen wird es über ſich erhal- ten können, der Verführer der erſten Unſchuld oder der ehelichen Treue zu ſeyn? Wird ihn nicht Zeitlebens der peinigende Vorwurf foltern, im erſten
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4. Man vermeide alles, was die
Phantaſie erhitzen, und ihr die Rich-
tung auf Wolluſt geben könnte, z. E.
ſchlüpfriche Unterhaltungen, das Leſen
Liebevoller und wollüſtiger Gedichte
und Romane (wie wir denn leider ſo
viele haben, die blos gemacht zu ſeyn
ſcheinen, die Phantaſie junger Leute zu
erhitzen, und deren Verfaſſer blos auf
den äſthetiſchen auch wohl numerären
Werth zu ſehen ſcheinen, ohne den un-
erſezlichen Schaden zu berechnen, den
ſie der Moralität und der Unſchuld da-
durch zufügen), auch den Umgang mit
verführeriſchen Weibsperſonen, manche
Arten von Tänzen u. dgl.
5. Man denke ſich immer die Gefah-
ren und Folgen der Ausſchweifung recht
lebhaft. Erſt die moraliſchen. Wel-
cher Menſch von nur einigem Gefühl
und Gewiſſen wird es über ſich erhal-
ten können, der Verführer der erſten
Unſchuld oder der ehelichen Treue zu
ſeyn? Wird ihn nicht Zeitlebens der
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/553>, abgerufen am 22.11.2024.
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