traue man ihm ganz. Diess beruhigt den Kranken, und erleichtert dem Arzt sein Heilgeschäft unendlich. Manche glauben, je mehr sie Aerzte um sich ver- sammlen, desto sichrer müsse ihnen ge- holfen werden. Aber diess ist ein ge- waltiger Irrthum. Ich spreche hier aus Erfarung. Ein Arzt ist besser, als zwey, zwey besser als drey, und so fort; in dem Verhältniss der Menge der Aerzte, nimmt die Wahrscheinlichkeit der Wie- derherstellung immer mehr ab, und ich glaube, es giebt einen Punct der ärztli- chen Ueberladung, wo die Kur physisch unmöglich ist. -- Kommen ja Fälle vor, die aber in der That selten sind, wo ein gar zu verborgenes oder verwickeltes Uebel das Urtheil mehrerer erfodert, so rufe man mehrere zusammen, aber nur solche, von denen man weiss, dass sie harmoniren und billige Menschen sind, aber auch dann benutze man ei- nen solchen Convent nur zur Erkennt- niss und Beurtheilung der Krankheit und Gründung des Kurplans. Die Aus-
traue man ihm ganz. Dieſs beruhigt den Kranken, und erleichtert dem Arzt ſein Heilgeſchäft unendlich. Manche glauben, je mehr ſie Aerzte um ſich ver- ſammlen, deſto ſichrer müſſe ihnen ge- holfen werden. Aber dieſs iſt ein ge- waltiger Irrthum. Ich ſpreche hier aus Erfarung. Ein Arzt iſt beſſer, als zwey, zwey beſſer als drey, und ſo fort; in dem Verhältniſs der Menge der Aerzte, nimmt die Wahrſcheinlichkeit der Wie- derherſtellung immer mehr ab, und ich glaube, es giebt einen Punct der ärztli- chen Ueberladung, wo die Kur phyſiſch unmöglich iſt. — Kommen ja Fälle vor, die aber in der That ſelten ſind, wo ein gar zu verborgenes oder verwickeltes Uebel das Urtheil mehrerer erfodert, ſo rufe man mehrere zuſammen, aber nur ſolche, von denen man weiſs, daſs ſie harmoniren und billige Menſchen ſind, aber auch dann benutze man ei- nen ſolchen Convent nur zur Erkennt- niſs und Beurtheilung der Krankheit und Gründung des Kurplans. Die Aus-
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traue man ihm ganz. Dieſs beruhigt
den Kranken, und erleichtert dem Arzt
ſein Heilgeſchäft unendlich. Manche
glauben, je mehr ſie Aerzte um ſich ver-
ſammlen, deſto ſichrer müſſe ihnen ge-
holfen werden. Aber dieſs iſt ein ge-
waltiger Irrthum. Ich ſpreche hier aus
Erfarung. Ein Arzt iſt beſſer, als zwey,
zwey beſſer als drey, und ſo fort; in
dem Verhältniſs der Menge der Aerzte,
nimmt die Wahrſcheinlichkeit der Wie-
derherſtellung immer mehr ab, und ich
glaube, es giebt einen Punct der ärztli-
chen Ueberladung, wo die Kur phyſiſch
unmöglich iſt. — Kommen ja Fälle vor,
die aber in der That ſelten ſind, wo ein
gar zu verborgenes oder verwickeltes
Uebel das Urtheil mehrerer erfodert,
ſo rufe man mehrere zuſammen, aber
nur ſolche, von denen man weiſs, daſs
ſie harmoniren und billige Menſchen
ſind, aber auch dann benutze man ei-
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/693>, abgerufen am 22.11.2024.
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