Johannes berichtet: "Das Wort ist Fleisch geworden." Wer ist dies Wort? Der hl. Johannes antwortet selbst: "Im Anfange war das Wort; das Wort war bei Gott und Gott war das Wort." Dies Wort, dieser Gott, dieser wahre Sohn Gottes ist also Fleisch geworden. Wo? "Du wirst empfangen in deinem Leibe; was aus dir geboren werden soll, wird Sohn Gottes genannt werden." (Luc. 1, Joh. 1.) O Abgründe der Liebe und Barmherzigkeit Gottes!
Das erste Weib, ein Wunderwerk Gottes, will sein wie Gott selbst - und wird die Mutter aller Sünden und bringt über ihr Geschlecht soviel Bosheit und Verach- tung und Schmach, daß der heilige Geist im Buche des Predigers sagen mußte: "Einen Mann habe ich unter tausenden gefunden; ein Weib habe ich unter Allen nicht gefunden." Barmherzigkeit Gottes, die du aus Erbarmen mit dem zertretenen Weibe eine segnest, damit alle in ihr gesegnet werden! Heiliger Geist, anbeten können wir deine Liebe, aber niemals begreifen dein größtes Wunderwerk, die wunderbarliche Mutter, die Jungfrau und Mutter zugleich!
Was ist nun unsere wahre Würde? - Die Ver- einigung mit Gott. Je inniger aber diese Vereinigung, desto höher die Würde. Wie aber unter den Menschen jede Verbindung gleichsam ein Schatten ist gegen die Vereini- gung der Mutter mit ihrem Kinde, ebenso verschwindet jede Vereinigung mit Gott, sobald sie mit der Mutter- würde der wunderbaren Mutter verglichen werden soll. Denn zu allen Heiligen spricht Jesus Christus: "Ihr seid meine Freunde;" zu Maria, "du bist meine Mutter. Dem Fleische nach stehe ich in weit innigerer Beziehung und Blutsverwandtschaft zu dir als jedes andere Kind zu seiner Mutter. Denn wie ich im Himmel nur einen Vater, so habe ich auf Erden nur eine Mutter."
Johannes berichtet: „Das Wort ist Fleisch geworden.“ Wer ist dies Wort? Der hl. Johannes antwortet selbst: „Im Anfange war das Wort; das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.“ Dies Wort, dieser Gott, dieser wahre Sohn Gottes ist also Fleisch geworden. Wo? „Du wirst empfangen in deinem Leibe; was aus dir geboren werden soll, wird Sohn Gottes genannt werden.“ (Luc. 1, Joh. 1.) O Abgründe der Liebe und Barmherzigkeit Gottes!
Das erste Weib, ein Wunderwerk Gottes, will sein wie Gott selbst – und wird die Mutter aller Sünden und bringt über ihr Geschlecht soviel Bosheit und Verach- tung und Schmach, daß der heilige Geist im Buche des Predigers sagen mußte: „Einen Mann habe ich unter tausenden gefunden; ein Weib habe ich unter Allen nicht gefunden.“ Barmherzigkeit Gottes, die du aus Erbarmen mit dem zertretenen Weibe eine segnest, damit alle in ihr gesegnet werden! Heiliger Geist, anbeten können wir deine Liebe, aber niemals begreifen dein größtes Wunderwerk, die wunderbarliche Mutter, die Jungfrau und Mutter zugleich!
Was ist nun unsere wahre Würde? – Die Ver- einigung mit Gott. Je inniger aber diese Vereinigung, desto höher die Würde. Wie aber unter den Menschen jede Verbindung gleichsam ein Schatten ist gegen die Vereini- gung der Mutter mit ihrem Kinde, ebenso verschwindet jede Vereinigung mit Gott, sobald sie mit der Mutter- würde der wunderbaren Mutter verglichen werden soll. Denn zu allen Heiligen spricht Jesus Christus: „Ihr seid meine Freunde;“ zu Maria, „du bist meine Mutter. Dem Fleische nach stehe ich in weit innigerer Beziehung und Blutsverwandtschaft zu dir als jedes andere Kind zu seiner Mutter. Denn wie ich im Himmel nur einen Vater, so habe ich auf Erden nur eine Mutter.“
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Johannes berichtet: „Das Wort ist Fleisch geworden.“
Wer ist dies Wort? Der hl. Johannes antwortet selbst:
„Im Anfange war das Wort; das Wort war bei Gott
und Gott war das Wort.“ Dies Wort, dieser Gott, dieser
wahre Sohn Gottes ist also Fleisch geworden. Wo? „Du
wirst empfangen in deinem Leibe; was aus dir geboren
werden soll, wird Sohn Gottes genannt werden.“ (Luc.
1, Joh. 1.) O Abgründe der Liebe und Barmherzigkeit
Gottes!
Das erste Weib, ein Wunderwerk Gottes, will sein
wie Gott selbst – und wird die Mutter aller Sünden
und bringt über ihr Geschlecht soviel Bosheit und Verach-
tung und Schmach, daß der heilige Geist im Buche des
Predigers sagen mußte: „Einen Mann habe ich unter
tausenden gefunden; ein Weib habe ich unter Allen nicht
gefunden.“ Barmherzigkeit Gottes, die du aus Erbarmen
mit dem zertretenen Weibe eine segnest, damit alle in ihr
gesegnet werden! Heiliger Geist, anbeten können wir deine
Liebe, aber niemals begreifen dein größtes Wunderwerk,
die wunderbarliche Mutter, die Jungfrau und Mutter
zugleich!
Was ist nun unsere wahre Würde? – Die Ver-
einigung mit Gott. Je inniger aber diese Vereinigung,
desto höher die Würde. Wie aber unter den Menschen jede
Verbindung gleichsam ein Schatten ist gegen die Vereini-
gung der Mutter mit ihrem Kinde, ebenso verschwindet
jede Vereinigung mit Gott, sobald sie mit der Mutter-
würde der wunderbaren Mutter verglichen werden soll.
Denn zu allen Heiligen spricht Jesus Christus: „Ihr seid
meine Freunde;“ zu Maria, „du bist meine Mutter. Dem
Fleische nach stehe ich in weit innigerer Beziehung und
Blutsverwandtschaft zu dir als jedes andere Kind zu seiner
Mutter. Denn wie ich im Himmel nur einen Vater,
so habe ich auf Erden nur eine Mutter.“
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/22>, abgerufen am 23.11.2024.
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