sind - vielleicht Feinde Christi? Es sind Ebenbilder Gottes, Nachkommen des Auserwählten Volkes, aus dem unser Erlöser dem Fleische nach stammt, in ihrer Zer- streuung die lebendigen Zeugen der Wahrheit unseres Glaubens; auch sie sind zum Glauben und zur hl. Taufe und zur Kindschaft Gottes in Christo Jesu berufen.
Aber noch weit mehr. Denn betrachtet einmal die Lehre und Mahnung des hl. Paulus: "Knechte, gehorchet den leiblichen Herren in der Einfalt eueres Herzens gleich- sam wie Christo, nicht als Augendiener um Menschen zu gefallen, sondern als Diener Gottes, die den Willen Gottes thun von Herzen und mit gutem Willen dienen, gleich- sam dem Herrn und nicht den Menschen." (Eph. VI. 5-7). Bleiben wir einige Augenblicke bei dieser Mahnung des hl. Paulus stehen. Also wie Gott, wie Christo. Daher mit aller Ehrfurcht (I. P. Set. II. 18). Denn ihr dienet eigent- lich nicht den Menschen sondern Gott; ihr erfüllet eigent- lich nicht den Willen eines Menschen, sondern den Willen Christi. In welcher Eigenschaft ihr also immer im Dienste anderer arbeitet, überall sollet ihr in eueren Vorgesetzten und Herrschaften weniger die Menschen als Gott selbst erblicken.
Aber wie ist das möglich? Die Vorsehung Gottes, welche unsere Geschicke bis in das Kleinste leitet, hat es theils gefügt, theils zugelassen, daß so viele Menschen ihr Brod im Dienste der Reichen und der Herren zu verdienen und zu essen haben. So werden die Arbeiter eigentlich Diener Gottes, und während sie für diese Welt vielleicht ein armseliges Leben fristen, sammeln sie sich unermeßliche Reichthümer für den Himmel. Denn der hl. Paulus fügt bei: "Ihr wisset, daß jeder, was er Gutes thut, vom Herrn zurückempfängt, sei er Sklave oder Freier." Was immer ihr also im Dienste der Menschen aus Liebe zu Gott thuet, für das werdet ihr vielleicht hier schlecht be-
sind – vielleicht Feinde Christi? Es sind Ebenbilder Gottes, Nachkommen des Auserwählten Volkes, aus dem unser Erlöser dem Fleische nach stammt, in ihrer Zer- streuung die lebendigen Zeugen der Wahrheit unseres Glaubens; auch sie sind zum Glauben und zur hl. Taufe und zur Kindschaft Gottes in Christo Jesu berufen.
Aber noch weit mehr. Denn betrachtet einmal die Lehre und Mahnung des hl. Paulus: „Knechte, gehorchet den leiblichen Herren in der Einfalt eueres Herzens gleich- sam wie Christo, nicht als Augendiener um Menschen zu gefallen, sondern als Diener Gottes, die den Willen Gottes thun von Herzen und mit gutem Willen dienen, gleich- sam dem Herrn und nicht den Menschen.“ (Eph. VI. 5–7). Bleiben wir einige Augenblicke bei dieser Mahnung des hl. Paulus stehen. Also wie Gott, wie Christo. Daher mit aller Ehrfurcht (I. P. Set. II. 18). Denn ihr dienet eigent- lich nicht den Menschen sondern Gott; ihr erfüllet eigent- lich nicht den Willen eines Menschen, sondern den Willen Christi. In welcher Eigenschaft ihr also immer im Dienste anderer arbeitet, überall sollet ihr in eueren Vorgesetzten und Herrschaften weniger die Menschen als Gott selbst erblicken.
Aber wie ist das möglich? Die Vorsehung Gottes, welche unsere Geschicke bis in das Kleinste leitet, hat es theils gefügt, theils zugelassen, daß so viele Menschen ihr Brod im Dienste der Reichen und der Herren zu verdienen und zu essen haben. So werden die Arbeiter eigentlich Diener Gottes, und während sie für diese Welt vielleicht ein armseliges Leben fristen, sammeln sie sich unermeßliche Reichthümer für den Himmel. Denn der hl. Paulus fügt bei: „Ihr wisset, daß jeder, was er Gutes thut, vom Herrn zurückempfängt, sei er Sklave oder Freier.“ Was immer ihr also im Dienste der Menschen aus Liebe zu Gott thuet, für das werdet ihr vielleicht hier schlecht be-
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sind – vielleicht Feinde Christi? Es sind Ebenbilder
Gottes, Nachkommen des Auserwählten Volkes, aus dem
unser Erlöser dem Fleische nach stammt, in ihrer Zer-
streuung die lebendigen Zeugen der Wahrheit unseres
Glaubens; auch sie sind zum Glauben und zur hl. Taufe
und zur Kindschaft Gottes in Christo Jesu berufen.
Aber noch weit mehr. Denn betrachtet einmal die
Lehre und Mahnung des hl. Paulus: „Knechte, gehorchet
den leiblichen Herren in der Einfalt eueres Herzens gleich-
sam wie Christo, nicht als Augendiener um Menschen zu
gefallen, sondern als Diener Gottes, die den Willen
Gottes thun von Herzen und mit gutem Willen dienen, gleich-
sam dem Herrn und nicht den Menschen.“ (Eph. VI. 5–7).
Bleiben wir einige Augenblicke bei dieser Mahnung des
hl. Paulus stehen. Also wie Gott, wie Christo. Daher mit
aller Ehrfurcht (I. P. Set. II. 18). Denn ihr dienet eigent-
lich nicht den Menschen sondern Gott; ihr erfüllet eigent-
lich nicht den Willen eines Menschen, sondern den Willen
Christi. In welcher Eigenschaft ihr also immer im Dienste
anderer arbeitet, überall sollet ihr in eueren Vorgesetzten
und Herrschaften weniger die Menschen als Gott selbst
erblicken.
Aber wie ist das möglich? Die Vorsehung Gottes,
welche unsere Geschicke bis in das Kleinste leitet, hat es
theils gefügt, theils zugelassen, daß so viele Menschen ihr
Brod im Dienste der Reichen und der Herren zu verdienen
und zu essen haben. So werden die Arbeiter eigentlich
Diener Gottes, und während sie für diese Welt vielleicht
ein armseliges Leben fristen, sammeln sie sich unermeßliche
Reichthümer für den Himmel. Denn der hl. Paulus fügt
bei: „Ihr wisset, daß jeder, was er Gutes thut, vom
Herrn zurückempfängt, sei er Sklave oder Freier.“ Was
immer ihr also im Dienste der Menschen aus Liebe zu
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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/371>, abgerufen am 22.11.2024.
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