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Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896.

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Aber, denket ihr, wie konnte denn Jesus zurückbleiben,
ohne daß es die Eltern bemerkten? Sie mußten also
doch den Knaben nicht recht im Auge behalten haben?
Das Evangelium löst diese Frage: "Sie meinten, er sei
bei der Reisegesellschaft."
Es war nämlich Sitte, daß die
Wallfahrer sich nach Geschlecht und Alter vereinigten und
so die Reise mit einander machten. So konnte also auch der
Knabe Jesus sich seinen Altersgenossen anschließen und doch
so im Tempel zurückbleiben, ohne daß Maria und Joseph
nur eine Ahnung davon hatten. Weil sie ihn daher bei
der Reisegesellschaft glaubten, waren sie am ersten Tage
ihrer Heimreise ganz beruhigt.

Wenn also euere Knaben und Jünglinge in guter
Gesellschaft ihresgleichen sind, wenn euere Töchter bei
andern sittsamen Mädchen und Jungfrauen sich aufhalten,
dürfet auch ihr beruhigt sein. Aber wenn es Abend gewor-
den? Seien sie dann wo immer, auch in der besten
Gesellschaft, wenn sie nicht heimkommen, suchet sie. Denn
mit Anbruch der Nacht dürfen sie euch nicht mehr ferne
sein. Blicket nur hin auf Maria und Joseph! Als sie
Abends in das Dorf gekommen, wo die verschiedenen Ab-
theilungen der Reisegesellschaft sich wieder trafen, suchten
sie gleich bei den Verwandten und Bekannten nach ihrem
Kinde. War es denn bei diesen nicht gut aufgehoben?
Freilich; aber sie waren die Vorbilder aller christlichen
Eltern, deren Kinder auch bei Bekannten und Verwandten
oft gar nicht versorgt sind, sondern den größten Gefahren
ausgesetzt. Aber noch ein Zweites: Maria und Joseph hatten
alle Gründe zu glauben, der Knabe Jesu sei wirklich in
der Reisegesellschaft, und gleichwohl war er nicht dabei.

Väter! Mütter! habet auch ihr immer alle Gründe
zu glauben, daß euere Kinder wirklich dort seien, wo ihr
sie zu sein glaubt, oder sind nicht oft Gründe vorhanden, sie
ganz anderswo zu suchen? Oder siehst denn du allein an

Aber, denket ihr, wie konnte denn Jesus zurückbleiben,
ohne daß es die Eltern bemerkten? Sie mußten also
doch den Knaben nicht recht im Auge behalten haben?
Das Evangelium löst diese Frage: „Sie meinten, er sei
bei der Reisegesellschaft.“
Es war nämlich Sitte, daß die
Wallfahrer sich nach Geschlecht und Alter vereinigten und
so die Reise mit einander machten. So konnte also auch der
Knabe Jesus sich seinen Altersgenossen anschließen und doch
so im Tempel zurückbleiben, ohne daß Maria und Joseph
nur eine Ahnung davon hatten. Weil sie ihn daher bei
der Reisegesellschaft glaubten, waren sie am ersten Tage
ihrer Heimreise ganz beruhigt.

Wenn also euere Knaben und Jünglinge in guter
Gesellschaft ihresgleichen sind, wenn euere Töchter bei
andern sittsamen Mädchen und Jungfrauen sich aufhalten,
dürfet auch ihr beruhigt sein. Aber wenn es Abend gewor-
den? Seien sie dann wo immer, auch in der besten
Gesellschaft, wenn sie nicht heimkommen, suchet sie. Denn
mit Anbruch der Nacht dürfen sie euch nicht mehr ferne
sein. Blicket nur hin auf Maria und Joseph! Als sie
Abends in das Dorf gekommen, wo die verschiedenen Ab-
theilungen der Reisegesellschaft sich wieder trafen, suchten
sie gleich bei den Verwandten und Bekannten nach ihrem
Kinde. War es denn bei diesen nicht gut aufgehoben?
Freilich; aber sie waren die Vorbilder aller christlichen
Eltern, deren Kinder auch bei Bekannten und Verwandten
oft gar nicht versorgt sind, sondern den größten Gefahren
ausgesetzt. Aber noch ein Zweites: Maria und Joseph hatten
alle Gründe zu glauben, der Knabe Jesu sei wirklich in
der Reisegesellschaft, und gleichwohl war er nicht dabei.

Väter! Mütter! habet auch ihr immer alle Gründe
zu glauben, daß euere Kinder wirklich dort seien, wo ihr
sie zu sein glaubt, oder sind nicht oft Gründe vorhanden, sie
ganz anderswo zu suchen? Oder siehst denn du allein an

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[56/0068] Aber, denket ihr, wie konnte denn Jesus zurückbleiben, ohne daß es die Eltern bemerkten? Sie mußten also doch den Knaben nicht recht im Auge behalten haben? Das Evangelium löst diese Frage: „Sie meinten, er sei bei der Reisegesellschaft.“ Es war nämlich Sitte, daß die Wallfahrer sich nach Geschlecht und Alter vereinigten und so die Reise mit einander machten. So konnte also auch der Knabe Jesus sich seinen Altersgenossen anschließen und doch so im Tempel zurückbleiben, ohne daß Maria und Joseph nur eine Ahnung davon hatten. Weil sie ihn daher bei der Reisegesellschaft glaubten, waren sie am ersten Tage ihrer Heimreise ganz beruhigt. Wenn also euere Knaben und Jünglinge in guter Gesellschaft ihresgleichen sind, wenn euere Töchter bei andern sittsamen Mädchen und Jungfrauen sich aufhalten, dürfet auch ihr beruhigt sein. Aber wenn es Abend gewor- den? Seien sie dann wo immer, auch in der besten Gesellschaft, wenn sie nicht heimkommen, suchet sie. Denn mit Anbruch der Nacht dürfen sie euch nicht mehr ferne sein. Blicket nur hin auf Maria und Joseph! Als sie Abends in das Dorf gekommen, wo die verschiedenen Ab- theilungen der Reisegesellschaft sich wieder trafen, suchten sie gleich bei den Verwandten und Bekannten nach ihrem Kinde. War es denn bei diesen nicht gut aufgehoben? Freilich; aber sie waren die Vorbilder aller christlichen Eltern, deren Kinder auch bei Bekannten und Verwandten oft gar nicht versorgt sind, sondern den größten Gefahren ausgesetzt. Aber noch ein Zweites: Maria und Joseph hatten alle Gründe zu glauben, der Knabe Jesu sei wirklich in der Reisegesellschaft, und gleichwohl war er nicht dabei. Väter! Mütter! habet auch ihr immer alle Gründe zu glauben, daß euere Kinder wirklich dort seien, wo ihr sie zu sein glaubt, oder sind nicht oft Gründe vorhanden, sie ganz anderswo zu suchen? Oder siehst denn du allein an

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Zitationshilfe: Hug, Gallus Joseph: Die christliche Familie im Kampfe gegen feindliche Mächte. Vorträge über christliche Ehe und Erziehung. Freiburg (Schweiz), 1896, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hug_familie_1896/68>, abgerufen am 26.11.2024.