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Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

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Theil I. bis Justinian.
und obgleich nicht eine einzige Aenderung des
neuern oder prätorischen Rechts die Patricier
vorzüglich begünstigt; oder sie sprechen vom
Verfalle der alten Tugend, der die alten Ge-
setze verhaßt machte.

a) Alle Prätoren gaben Edicte, wenn sie an-
ders jurisdictio hatten; nicht Einer wollte
sich dadurch beym Volke empfehlen, daß er
keines machte. Die schlechten Leute unter
ihnen brauchten gerade das Edict, und sogar
alte vergessene Volksschlüsse, zum Vorwan-
de. So Verres mit der lex Voconia.
§. 57.

Doch dies möchte alles noch so hingehen,
das Edict des Prätors möchte als Gewohn-
heitsrecht, und als eine stillschweigend geneh-
migte Lex eine Quelle des Privatrechts seyn,
aber wie in aller Welt läßt es sich erklären,
daß die Meynungen, die Begriffe und Grund-
sätze der Rechtsgelehrten, Einfluß auf die
Wissenschaft gehabt haben, daß sie eine vier-
te Quelle des Römischen Rechts ausmachen,
die noch gar vorzugsweise jus civile heißt?
Können denn Particuliers Gesetze geben?
Die Gesetzgebers-Patente, die August auszu-
theilen anfing, sind späther, aber die juri-
stischen Kirchenversammlungen im Tempel
Apolls (disputatio fori) gehören hierher,

und

Theil I. bis Juſtinian.
und obgleich nicht eine einzige Aenderung des
neuern oder praͤtoriſchen Rechts die Patricier
vorzuͤglich beguͤnſtigt; oder ſie ſprechen vom
Verfalle der alten Tugend, der die alten Ge-
ſetze verhaßt machte.

a) Alle Praͤtoren gaben Edicte, wenn ſie an-
ders jurisdictio hatten; nicht Einer wollte
ſich dadurch beym Volke empfehlen, daß er
keines machte. Die ſchlechten Leute unter
ihnen brauchten gerade das Edict, und ſogar
alte vergeſſene Volksſchluͤſſe, zum Vorwan-
de. So Verres mit der lex Voconia.
§. 57.

Doch dies moͤchte alles noch ſo hingehen,
das Edict des Praͤtors moͤchte als Gewohn-
heitsrecht, und als eine ſtillſchweigend geneh-
migte Lex eine Quelle des Privatrechts ſeyn,
aber wie in aller Welt laͤßt es ſich erklaͤren,
daß die Meynungen, die Begriffe und Grund-
ſaͤtze der Rechtsgelehrten, Einfluß auf die
Wiſſenſchaft gehabt haben, daß ſie eine vier-
te Quelle des Roͤmiſchen Rechts ausmachen,
die noch gar vorzugsweiſe jus civile heißt?
Koͤnnen denn Particuliers Geſetze geben?
Die Geſetzgebers-Patente, die Auguſt auszu-
theilen anfing, ſind ſpaͤther, aber die juri-
ſtiſchen Kirchenverſammlungen im Tempel
Apolls (diſputatio fori) gehoͤren hierher,

und
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[52/0064] Theil I. bis Juſtinian. und obgleich nicht eine einzige Aenderung des neuern oder praͤtoriſchen Rechts die Patricier vorzuͤglich beguͤnſtigt; oder ſie ſprechen vom Verfalle der alten Tugend, der die alten Ge- ſetze verhaßt machte. a⁾ Alle Praͤtoren gaben Edicte, wenn ſie an- ders jurisdictio hatten; nicht Einer wollte ſich dadurch beym Volke empfehlen, daß er keines machte. Die ſchlechten Leute unter ihnen brauchten gerade das Edict, und ſogar alte vergeſſene Volksſchluͤſſe, zum Vorwan- de. So Verres mit der lex Voconia. §. 57. Doch dies moͤchte alles noch ſo hingehen, das Edict des Praͤtors moͤchte als Gewohn- heitsrecht, und als eine ſtillſchweigend geneh- migte Lex eine Quelle des Privatrechts ſeyn, aber wie in aller Welt laͤßt es ſich erklaͤren, daß die Meynungen, die Begriffe und Grund- ſaͤtze der Rechtsgelehrten, Einfluß auf die Wiſſenſchaft gehabt haben, daß ſie eine vier- te Quelle des Roͤmiſchen Rechts ausmachen, die noch gar vorzugsweiſe jus civile heißt? Koͤnnen denn Particuliers Geſetze geben? Die Geſetzgebers-Patente, die Auguſt auszu- theilen anfing, ſind ſpaͤther, aber die juri- ſtiſchen Kirchenverſammlungen im Tempel Apolls (diſputatio fori) gehoͤren hierher, und

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Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/64>, abgerufen am 21.11.2024.