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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.

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[Tabelle]

An Wein werden auf Tenerifa geerntet 20000 bis
24000 Pipes, worunter 5000 Malvasier; jährliche Ausfuhr
von Wein 8000 bis 9000 Pipes; Gesamtgetreideernte des
Archipels 54000 Fanegas zu 50 kg. In gemeinen Jahren
reicht diese Ernte aus zum Unterhalt der Einwohner, die
großenteils von Mais, Kartoffeln und Bohnen (Frijoles)
leben. Der Anbau des Zuckerrohrs und der Baumwolle ist
von geringem Belang, und die vornehmsten Handelsartikel
sind Wein, Branntwein, Orseille und Soda. Bruttoeinnahme
der Regierung, die Tabakspacht eingerechnet, 240000 Piaster.

Auf nationalökonomische Erörterungen über die Wichtig-
keit der Kanarischen Inseln für die Handelsvölker Europas
lasse ich mich nicht ein. Ich beschäftigte mich während meines
Aufenthaltes zu Caracas und in der Havana lange mit stati-
stischen Untersuchungen über die spanischen Kolonieen, ich stand
in genauer Verbindung mit Männern, die auf Tenerifa be-
deutende Aemter bekleidet, und so hatte ich Gelegenheit, viele
Angaben über den Handel von Santa Cruz und Orotava zu
sammeln. Da aber mehrere Gelehrte nach mir die Kanarien
besucht haben, standen ihnen dieselben Quellen zu Gebot, und
ich entferne ohne Bedenken aus meinem Tagebuch, was in
Werken, die vor dem meinigen erschienen sind, genau ver-
zeichnet steht. Ich beschränke mich hier auf einige Bemerkungen,
mit denen die Schilderung, die ich vom Archipel der Kanarien
entworfen, geschlossen sein mag.

Es ergeht diesen Inseln, wie Aegypten, der Krim und
so vielen Ländern, welche von Reisenden, welche in Kontrasten
Wirkung suchen, über das Maß gepriesen oder heruntergesetzt
worden sind. Die einen schildern von Orotava aus, wo sie
ans Land gestiegen, Tenerifa als einen Garten der Hesperiden;
sie können das milde Klima, den fruchtbaren Boden, den
reichen Anbau nicht genug rühmen; andere, die sich in Santa
Cruz aufhalten mußten, sahen in den glückseligen Inseln nichts
als ein kahles, dürres, von einem elenden, geistesbeschränkten

[Tabelle]

An Wein werden auf Tenerifa geerntet 20000 bis
24000 Pipes, worunter 5000 Malvaſier; jährliche Ausfuhr
von Wein 8000 bis 9000 Pipes; Geſamtgetreideernte des
Archipels 54000 Fanegas zu 50 kg. In gemeinen Jahren
reicht dieſe Ernte aus zum Unterhalt der Einwohner, die
großenteils von Mais, Kartoffeln und Bohnen (Frijoles)
leben. Der Anbau des Zuckerrohrs und der Baumwolle iſt
von geringem Belang, und die vornehmſten Handelsartikel
ſind Wein, Branntwein, Orſeille und Soda. Bruttoeinnahme
der Regierung, die Tabakspacht eingerechnet, 240000 Piaſter.

Auf nationalökonomiſche Erörterungen über die Wichtig-
keit der Kanariſchen Inſeln für die Handelsvölker Europas
laſſe ich mich nicht ein. Ich beſchäftigte mich während meines
Aufenthaltes zu Caracas und in der Havana lange mit ſtati-
ſtiſchen Unterſuchungen über die ſpaniſchen Kolonieen, ich ſtand
in genauer Verbindung mit Männern, die auf Tenerifa be-
deutende Aemter bekleidet, und ſo hatte ich Gelegenheit, viele
Angaben über den Handel von Santa Cruz und Orotava zu
ſammeln. Da aber mehrere Gelehrte nach mir die Kanarien
beſucht haben, ſtanden ihnen dieſelben Quellen zu Gebot, und
ich entferne ohne Bedenken aus meinem Tagebuch, was in
Werken, die vor dem meinigen erſchienen ſind, genau ver-
zeichnet ſteht. Ich beſchränke mich hier auf einige Bemerkungen,
mit denen die Schilderung, die ich vom Archipel der Kanarien
entworfen, geſchloſſen ſein mag.

Es ergeht dieſen Inſeln, wie Aegypten, der Krim und
ſo vielen Ländern, welche von Reiſenden, welche in Kontraſten
Wirkung ſuchen, über das Maß geprieſen oder heruntergeſetzt
worden ſind. Die einen ſchildern von Orotava aus, wo ſie
ans Land geſtiegen, Tenerifa als einen Garten der Heſperiden;
ſie können das milde Klima, den fruchtbaren Boden, den
reichen Anbau nicht genug rühmen; andere, die ſich in Santa
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als ein kahles, dürres, von einem elenden, geiſtesbeſchränkten

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[123/0139] An Wein werden auf Tenerifa geerntet 20000 bis 24000 Pipes, worunter 5000 Malvaſier; jährliche Ausfuhr von Wein 8000 bis 9000 Pipes; Geſamtgetreideernte des Archipels 54000 Fanegas zu 50 kg. In gemeinen Jahren reicht dieſe Ernte aus zum Unterhalt der Einwohner, die großenteils von Mais, Kartoffeln und Bohnen (Frijoles) leben. Der Anbau des Zuckerrohrs und der Baumwolle iſt von geringem Belang, und die vornehmſten Handelsartikel ſind Wein, Branntwein, Orſeille und Soda. Bruttoeinnahme der Regierung, die Tabakspacht eingerechnet, 240000 Piaſter. Auf nationalökonomiſche Erörterungen über die Wichtig- keit der Kanariſchen Inſeln für die Handelsvölker Europas laſſe ich mich nicht ein. Ich beſchäftigte mich während meines Aufenthaltes zu Caracas und in der Havana lange mit ſtati- ſtiſchen Unterſuchungen über die ſpaniſchen Kolonieen, ich ſtand in genauer Verbindung mit Männern, die auf Tenerifa be- deutende Aemter bekleidet, und ſo hatte ich Gelegenheit, viele Angaben über den Handel von Santa Cruz und Orotava zu ſammeln. Da aber mehrere Gelehrte nach mir die Kanarien beſucht haben, ſtanden ihnen dieſelben Quellen zu Gebot, und ich entferne ohne Bedenken aus meinem Tagebuch, was in Werken, die vor dem meinigen erſchienen ſind, genau ver- zeichnet ſteht. Ich beſchränke mich hier auf einige Bemerkungen, mit denen die Schilderung, die ich vom Archipel der Kanarien entworfen, geſchloſſen ſein mag. Es ergeht dieſen Inſeln, wie Aegypten, der Krim und ſo vielen Ländern, welche von Reiſenden, welche in Kontraſten Wirkung ſuchen, über das Maß geprieſen oder heruntergeſetzt worden ſind. Die einen ſchildern von Orotava aus, wo ſie ans Land geſtiegen, Tenerifa als einen Garten der Heſperiden; ſie können das milde Klima, den fruchtbaren Boden, den reichen Anbau nicht genug rühmen; andere, die ſich in Santa Cruz aufhalten mußten, ſahen in den glückſeligen Inſeln nichts als ein kahles, dürres, von einem elenden, geiſtesbeſchränkten

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial01_1859/139>, abgerufen am 21.11.2024.