Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Übers. v. Hermann Hauff. Bd. 1. Stuttgart, 1859.des La Plata, des Orinoko, des Mississippi, des Magdalenen- Obgleich das Ergebnis der doppelten Sonnenhöhen hin- Durch die Beobachtung der Sonnenhöhe um Mittag Der Anblick der Insel Tabago ist höchst malerisch. Es des La Plata, des Orinoko, des Miſſiſſippi, des Magdalenen- Obgleich das Ergebnis der doppelten Sonnenhöhen hin- Durch die Beobachtung der Sonnenhöhe um Mittag Der Anblick der Inſel Tabago iſt höchſt maleriſch. Es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0157" n="141"/> des La Plata, des Orinoko, des Miſſiſſippi, des Magdalenen-<lb/> ſtromes, iſt in dieſer Beziehung in weit engere Grenzen ein-<lb/> geſchloſſen, als man gemeiniglich glaubt.</p><lb/> <p>Obgleich das Ergebnis der doppelten Sonnenhöhen hin-<lb/> länglich bewies, daß das hohe Land, das am Horizont auf-<lb/> ſtieg, nicht Trinidad war, ſondern Tabago, ſteuerte der Kapitän<lb/> dennoch nach Nord-Nord-Weſt fort, um letztere Inſel aufzu-<lb/> ſuchen, die ſogar auf Bordas ſchöner Karte des Atlantiſchen<lb/> Ozeans 5 Minuten zu weit ſüdlich geſetzt iſt. Man ſollte<lb/> kaum glauben, daß an Küſten, welche von allen Handels-<lb/> völkern beſucht werden, ſo auffallende Irrtümer in der Breite<lb/> ſich jahrhundertelang erhalten könnten. Ich habe dieſen Gegen-<lb/> ſtand anderswo beſprochen, und ſo bemerke ich hier nur, daß<lb/> ſogar auf der neueſten Karte von Weſtindien von Arrow-<lb/> ſmith, die im Jahre 1803, alſo lange nach Churrucas Beob-<lb/> achtungen erſchienen iſt, die Breiten der verſchiedenen Vor-<lb/> gebirge von Tabago und Trinidad um 6 bis 11 Minuten<lb/> falſch angegeben ſind.</p><lb/> <p>Durch die Beobachtung der Sonnenhöhe um Mittag<lb/> wurde die Breite, wie ich ſie nach Douwes Verfahren er-<lb/> halten, vollkommen beſtätigt. Es blieb kein Zweifel mehr<lb/> über den Schiffsort den Inſeln gegenüber, und man beſchloß,<lb/> um das nördliche Vorgebirge von Tabago zu laufen, zwiſchen<lb/> dieſer Inſel und La Granada durchzugehen und auf einen<lb/> Hafen der Inſel Margarita loszuſteuern. In dieſen Strichen<lb/> liefen wir jeden Augenblick Gefahr, von Kapern aufgebracht<lb/> zu werden, aber zu unſerem Glück war die See ſehr unruhig,<lb/> und ein kleiner engliſcher Kutter überholte uns, ohne uns<lb/> nur anzurufen. Bonpland und mir war vor einem ſolchen<lb/> Unfall weniger bange, ſeit wir ſo nahe am amerikaniſchen Feſt-<lb/> land ſicher waren, daß wir nicht nach Europa zurückgebracht<lb/> wurden.</p><lb/> <p>Der Anblick der Inſel Tabago iſt höchſt maleriſch. Es<lb/> iſt ein ſorgfältig bebauter Felsklumpen. Das blendende Weiß<lb/> des Geſteines ſticht angenehm vom Grün zerſtreuter Baum-<lb/> gruppen ab. Sehr hohe cylindriſche Fackeldiſteln krönen die<lb/> Bergkämme und geben der tropiſchen Landſchaft einen ganz<lb/> eigenen Charakter. Schon ihr Anblick ſagt dem Reiſenden,<lb/> daß er eine amerikaniſche Küſte vor ſich hat, denn die Kaktus<lb/> gehören ausſchließlich der Neuen Welt an, wie die Heidekräuter<lb/> der Alten. Der nordöſtliche Teil der Inſel Tabago iſt der<lb/> gebirgigſte, nach den Höhenwinkeln, die ich mit dem Sextanten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0157]
des La Plata, des Orinoko, des Miſſiſſippi, des Magdalenen-
ſtromes, iſt in dieſer Beziehung in weit engere Grenzen ein-
geſchloſſen, als man gemeiniglich glaubt.
Obgleich das Ergebnis der doppelten Sonnenhöhen hin-
länglich bewies, daß das hohe Land, das am Horizont auf-
ſtieg, nicht Trinidad war, ſondern Tabago, ſteuerte der Kapitän
dennoch nach Nord-Nord-Weſt fort, um letztere Inſel aufzu-
ſuchen, die ſogar auf Bordas ſchöner Karte des Atlantiſchen
Ozeans 5 Minuten zu weit ſüdlich geſetzt iſt. Man ſollte
kaum glauben, daß an Küſten, welche von allen Handels-
völkern beſucht werden, ſo auffallende Irrtümer in der Breite
ſich jahrhundertelang erhalten könnten. Ich habe dieſen Gegen-
ſtand anderswo beſprochen, und ſo bemerke ich hier nur, daß
ſogar auf der neueſten Karte von Weſtindien von Arrow-
ſmith, die im Jahre 1803, alſo lange nach Churrucas Beob-
achtungen erſchienen iſt, die Breiten der verſchiedenen Vor-
gebirge von Tabago und Trinidad um 6 bis 11 Minuten
falſch angegeben ſind.
Durch die Beobachtung der Sonnenhöhe um Mittag
wurde die Breite, wie ich ſie nach Douwes Verfahren er-
halten, vollkommen beſtätigt. Es blieb kein Zweifel mehr
über den Schiffsort den Inſeln gegenüber, und man beſchloß,
um das nördliche Vorgebirge von Tabago zu laufen, zwiſchen
dieſer Inſel und La Granada durchzugehen und auf einen
Hafen der Inſel Margarita loszuſteuern. In dieſen Strichen
liefen wir jeden Augenblick Gefahr, von Kapern aufgebracht
zu werden, aber zu unſerem Glück war die See ſehr unruhig,
und ein kleiner engliſcher Kutter überholte uns, ohne uns
nur anzurufen. Bonpland und mir war vor einem ſolchen
Unfall weniger bange, ſeit wir ſo nahe am amerikaniſchen Feſt-
land ſicher waren, daß wir nicht nach Europa zurückgebracht
wurden.
Der Anblick der Inſel Tabago iſt höchſt maleriſch. Es
iſt ein ſorgfältig bebauter Felsklumpen. Das blendende Weiß
des Geſteines ſticht angenehm vom Grün zerſtreuter Baum-
gruppen ab. Sehr hohe cylindriſche Fackeldiſteln krönen die
Bergkämme und geben der tropiſchen Landſchaft einen ganz
eigenen Charakter. Schon ihr Anblick ſagt dem Reiſenden,
daß er eine amerikaniſche Küſte vor ſich hat, denn die Kaktus
gehören ausſchließlich der Neuen Welt an, wie die Heidekräuter
der Alten. Der nordöſtliche Teil der Inſel Tabago iſt der
gebirgigſte, nach den Höhenwinkeln, die ich mit dem Sextanten
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