Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.Maße abgeschnitten sehen, in dem man ihr Gebiet beschränkt. Im größten Teil von Südamerika fallen diese Ursachen Im Maße als die Ordensgeistlichen gegen die Wälder vor- Die Provinzen Neuandalusien und Barcelona, die man Maße abgeſchnitten ſehen, in dem man ihr Gebiet beſchränkt. Im größten Teil von Südamerika fallen dieſe Urſachen Im Maße als die Ordensgeiſtlichen gegen die Wälder vor- Die Provinzen Neuandaluſien und Barcelona, die man <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0015" n="7"/> Maße abgeſchnitten ſehen, in dem man ihr Gebiet beſchränkt.<lb/> In den gemäßigten Zonen, in den <hi rendition="#aq">provincias internas</hi> von<lb/> Mexiko ſo gut wie in Kentucky iſt die Berührung mit den<lb/> europäiſchen Anſiedlern den Eingeborenen verderblich geworden,<lb/> weil die Berührung dort eine unmittelbare iſt.</p><lb/> <p>Im größten Teil von Südamerika fallen dieſe Urſachen<lb/> weg. Unter den Tropen bedarf der Ackerbau keiner weiten<lb/> Landſtrecken, und die Weißen breiten ſich langſam aus. Die<lb/> Mönchsorden haben ihre Niederlaſſungen zwiſchen den Be-<lb/> ſitzungen der Koloniſten und dem Gebiete der freien Indianer<lb/> gegründet. Die Miſſionen ſind als Zwiſchenſtaaten zu be-<lb/> trachten; ſie haben allerdings die Freiheit der Eingeborenen<lb/> beſchränkt, aber faſt allerorten iſt durch ſie eine Zunahme<lb/> der Bevölkerung herbeigeführt worden, wie ſie beim Nomaden-<lb/> leben der unabhängigen Indianer nicht möglich iſt.</p><lb/> <p>Im Maße als die Ordensgeiſtlichen gegen die Wälder vor-<lb/> rücken und den Eingeborenen Land abgewinnen, ſuchen ihrer-<lb/> ſeits die weißen Anſiedler von der anderen Seite her das<lb/> Gebiet der Miſſionen in Beſitz zu bekommen. Dabei ſucht der<lb/> weltliche Arm fortwährend die unterworfenen Indianer dem<lb/> Mönchsregiment zu entziehen. Nach einem ungleichen Kampfe<lb/> treten allmählich Pfarrer an die Stelle der Miſſionäre.<lb/> Weiße und Miſchlinge laſſen ſich, begünſtigt von den Korregi-<lb/> doren, unter den Indianern nieder. Die Miſſionen werden<lb/> zu ſpaniſchen Dörfern und die Eingeborenen wiſſen bald gar<lb/> nicht mehr, daß ſie eine Volksſprache gehabt haben. So<lb/> rückt die Kultur von der Küſte ins Binnenland vor, lang-<lb/> ſam, durch menſchliche Leidenſchaften aufgehalten, aber ſicheren,<lb/> gleichmäßigen Schrittes.</p><lb/> <p>Die Provinzen Neuandaluſien und Barcelona, die man<lb/> unter dem Namen Govierno de Cumana begreift, zählen in<lb/> ihrer gegenwärtigen Bevölkerung mehr als vierzehn Völker-<lb/> ſchaften; es ſind in Neuandaluſien die Chaymas, Guaikeri,<lb/> Pariagoten, Quaqua, Aruaken, Kariben und Guaraunen;<lb/> in der Provinz Barcelona die Cumanagoten, Palenques,<lb/> Kariben, Piritu, Tomuzen, Topocuaren, Chacopoten und<lb/> Guariven. Neun oder zehn unter dieſen vierzehn Völker-<lb/> ſchaften glauben ſelbſt, daß ſie ganz verſchiedener Abſtammung<lb/> ſind. Man weiß nicht genau, wie viele Guaraunen es gibt,<lb/> die ihre Hütten an der Mündung des Orinoko auf Bäumen<lb/> bauen; der Guaikeri in der Vorſtadt von Cumana und<lb/> auf der Halbinſel Araya ſind es 2000 Köpfe. Unter den<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0015]
Maße abgeſchnitten ſehen, in dem man ihr Gebiet beſchränkt.
In den gemäßigten Zonen, in den provincias internas von
Mexiko ſo gut wie in Kentucky iſt die Berührung mit den
europäiſchen Anſiedlern den Eingeborenen verderblich geworden,
weil die Berührung dort eine unmittelbare iſt.
Im größten Teil von Südamerika fallen dieſe Urſachen
weg. Unter den Tropen bedarf der Ackerbau keiner weiten
Landſtrecken, und die Weißen breiten ſich langſam aus. Die
Mönchsorden haben ihre Niederlaſſungen zwiſchen den Be-
ſitzungen der Koloniſten und dem Gebiete der freien Indianer
gegründet. Die Miſſionen ſind als Zwiſchenſtaaten zu be-
trachten; ſie haben allerdings die Freiheit der Eingeborenen
beſchränkt, aber faſt allerorten iſt durch ſie eine Zunahme
der Bevölkerung herbeigeführt worden, wie ſie beim Nomaden-
leben der unabhängigen Indianer nicht möglich iſt.
Im Maße als die Ordensgeiſtlichen gegen die Wälder vor-
rücken und den Eingeborenen Land abgewinnen, ſuchen ihrer-
ſeits die weißen Anſiedler von der anderen Seite her das
Gebiet der Miſſionen in Beſitz zu bekommen. Dabei ſucht der
weltliche Arm fortwährend die unterworfenen Indianer dem
Mönchsregiment zu entziehen. Nach einem ungleichen Kampfe
treten allmählich Pfarrer an die Stelle der Miſſionäre.
Weiße und Miſchlinge laſſen ſich, begünſtigt von den Korregi-
doren, unter den Indianern nieder. Die Miſſionen werden
zu ſpaniſchen Dörfern und die Eingeborenen wiſſen bald gar
nicht mehr, daß ſie eine Volksſprache gehabt haben. So
rückt die Kultur von der Küſte ins Binnenland vor, lang-
ſam, durch menſchliche Leidenſchaften aufgehalten, aber ſicheren,
gleichmäßigen Schrittes.
Die Provinzen Neuandaluſien und Barcelona, die man
unter dem Namen Govierno de Cumana begreift, zählen in
ihrer gegenwärtigen Bevölkerung mehr als vierzehn Völker-
ſchaften; es ſind in Neuandaluſien die Chaymas, Guaikeri,
Pariagoten, Quaqua, Aruaken, Kariben und Guaraunen;
in der Provinz Barcelona die Cumanagoten, Palenques,
Kariben, Piritu, Tomuzen, Topocuaren, Chacopoten und
Guariven. Neun oder zehn unter dieſen vierzehn Völker-
ſchaften glauben ſelbſt, daß ſie ganz verſchiedener Abſtammung
ſind. Man weiß nicht genau, wie viele Guaraunen es gibt,
die ihre Hütten an der Mündung des Orinoko auf Bäumen
bauen; der Guaikeri in der Vorſtadt von Cumana und
auf der Halbinſel Araya ſind es 2000 Köpfe. Unter den
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