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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.

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Reisende mögen nach uns darüber entscheiden, ich bemerke nur
noch, als ziemlich auffallend, daß es im See von Valencia
und im ganzen kleinen Flußgebiet desselben keine großen Kai-
man gibt, während dieses gefährliche Tier wenige Kilometer
davon in den Gewässern, die in den Apure und Orinoko, oder
zwischen Porto Cabello und Guayra unmittelbar in das An-
tillische Meer laufen, sehr häufig ist.

Die Insel Chamberg ist durch ihre Höhe ausgezeichnet.
Es ist ein 60 m hoher Gneisfels mit zwei sattelförmig ver-
bundenen Gipfeln. Der Abhang des Felsens ist kahl, kaum
daß ein paar Clusiastämme mit großen weißen Blüten darauf
wachsen, aber die Aussicht über den See und die üppigen
Fluren der anstoßenden Thäler ist herrlich, zumal wenn nach
Sonnenuntergang Tausende von Wasservögeln, Reiher, Fla-
mingos und Wildenten über den See ziehen, um auf den
Inseln zu schlafen, und der weite Gebirgsgürtel am Horizont
in Feuer steht. Wie schon erwähnt, brennt das Landvolk die
Weiden ab, um ein frischeres, feineres Gras als Nachwuchs
zu bekommen. Besonders auf den Gipfeln der Bergkette
wächst viel Gras, und diese gewaltigen Feuer, die öfters über
2000 m lange Strecken laufen, nehmen sich aus, wie wenn
Lavaströme aus dem Bergkamme quöllen. Wenn man so an
einem herrlichen tropischen Abend am Seeufer ausruht und
der angenehmen Kühle genießt, betrachtet man mit Lust in
den Wellen, die an das Gestade schlagen, das Bild der roten
Feuer rings am Horizont.

Unter den Pflanzen, die auf den Felseninseln im See
von Valencia wachsen, kommen, wie man glaubt, mehrere
nur hier vor; wenigstens hat man sie sonst nirgends gefunden.
Hierher gehören die See-Melonenbäume (Papaya de la la-
guna)
und die Liebesäpfel der Insel Cura. Letztere sind von
unserem Solanum Lycopersicum verschieden; ihre Frucht ist
rund, klein, aber sehr schmackhaft; man baut sie jetzt in Vic-
toria, Nueva Valencia, überall in den Thälern von Aragua.
Auch die Papaya de la laguna ist auf der Insel Cura und
auf Cabo Blanco sehr häufig. Ihr Stamm ist schlanker als
beim gemeinen Melonenbaum (Carica Papaya), aber die
Frucht ist um die Hälfte kleiner und völlig kugelrund, ohne
vorspringende Rippen, und hat 10 bis 13 cm im Durchmesser.
Beim Zerschneiden zeigt sie sich voll Samen, ohne die leeren
Zwischenräume, die sich beim gemeinen Melonenbaum immer
finden. Die Frucht, die ich oft gegessen, schmeckt ungemein

Reiſende mögen nach uns darüber entſcheiden, ich bemerke nur
noch, als ziemlich auffallend, daß es im See von Valencia
und im ganzen kleinen Flußgebiet desſelben keine großen Kai-
man gibt, während dieſes gefährliche Tier wenige Kilometer
davon in den Gewäſſern, die in den Apure und Orinoko, oder
zwiſchen Porto Cabello und Guayra unmittelbar in das An-
tilliſche Meer laufen, ſehr häufig iſt.

Die Inſel Chamberg iſt durch ihre Höhe ausgezeichnet.
Es iſt ein 60 m hoher Gneisfels mit zwei ſattelförmig ver-
bundenen Gipfeln. Der Abhang des Felſens iſt kahl, kaum
daß ein paar Cluſiaſtämme mit großen weißen Blüten darauf
wachſen, aber die Ausſicht über den See und die üppigen
Fluren der anſtoßenden Thäler iſt herrlich, zumal wenn nach
Sonnenuntergang Tauſende von Waſſervögeln, Reiher, Fla-
mingos und Wildenten über den See ziehen, um auf den
Inſeln zu ſchlafen, und der weite Gebirgsgürtel am Horizont
in Feuer ſteht. Wie ſchon erwähnt, brennt das Landvolk die
Weiden ab, um ein friſcheres, feineres Gras als Nachwuchs
zu bekommen. Beſonders auf den Gipfeln der Bergkette
wächſt viel Gras, und dieſe gewaltigen Feuer, die öfters über
2000 m lange Strecken laufen, nehmen ſich aus, wie wenn
Lavaſtröme aus dem Bergkamme quöllen. Wenn man ſo an
einem herrlichen tropiſchen Abend am Seeufer ausruht und
der angenehmen Kühle genießt, betrachtet man mit Luſt in
den Wellen, die an das Geſtade ſchlagen, das Bild der roten
Feuer rings am Horizont.

Unter den Pflanzen, die auf den Felſeninſeln im See
von Valencia wachſen, kommen, wie man glaubt, mehrere
nur hier vor; wenigſtens hat man ſie ſonſt nirgends gefunden.
Hierher gehören die See-Melonenbäume (Papaya de la la-
guna)
und die Liebesäpfel der Inſel Cura. Letztere ſind von
unſerem Solanum Lycopersicum verſchieden; ihre Frucht iſt
rund, klein, aber ſehr ſchmackhaft; man baut ſie jetzt in Vic-
toria, Nueva Valencia, überall in den Thälern von Aragua.
Auch die Papaya de la laguna iſt auf der Inſel Cura und
auf Cabo Blanco ſehr häufig. Ihr Stamm iſt ſchlanker als
beim gemeinen Melonenbaum (Carica Papaya), aber die
Frucht iſt um die Hälfte kleiner und völlig kugelrund, ohne
vorſpringende Rippen, und hat 10 bis 13 cm im Durchmeſſer.
Beim Zerſchneiden zeigt ſie ſich voll Samen, ohne die leeren
Zwiſchenräume, die ſich beim gemeinen Melonenbaum immer
finden. Die Frucht, die ich oft gegeſſen, ſchmeckt ungemein

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[216/0224] Reiſende mögen nach uns darüber entſcheiden, ich bemerke nur noch, als ziemlich auffallend, daß es im See von Valencia und im ganzen kleinen Flußgebiet desſelben keine großen Kai- man gibt, während dieſes gefährliche Tier wenige Kilometer davon in den Gewäſſern, die in den Apure und Orinoko, oder zwiſchen Porto Cabello und Guayra unmittelbar in das An- tilliſche Meer laufen, ſehr häufig iſt. Die Inſel Chamberg iſt durch ihre Höhe ausgezeichnet. Es iſt ein 60 m hoher Gneisfels mit zwei ſattelförmig ver- bundenen Gipfeln. Der Abhang des Felſens iſt kahl, kaum daß ein paar Cluſiaſtämme mit großen weißen Blüten darauf wachſen, aber die Ausſicht über den See und die üppigen Fluren der anſtoßenden Thäler iſt herrlich, zumal wenn nach Sonnenuntergang Tauſende von Waſſervögeln, Reiher, Fla- mingos und Wildenten über den See ziehen, um auf den Inſeln zu ſchlafen, und der weite Gebirgsgürtel am Horizont in Feuer ſteht. Wie ſchon erwähnt, brennt das Landvolk die Weiden ab, um ein friſcheres, feineres Gras als Nachwuchs zu bekommen. Beſonders auf den Gipfeln der Bergkette wächſt viel Gras, und dieſe gewaltigen Feuer, die öfters über 2000 m lange Strecken laufen, nehmen ſich aus, wie wenn Lavaſtröme aus dem Bergkamme quöllen. Wenn man ſo an einem herrlichen tropiſchen Abend am Seeufer ausruht und der angenehmen Kühle genießt, betrachtet man mit Luſt in den Wellen, die an das Geſtade ſchlagen, das Bild der roten Feuer rings am Horizont. Unter den Pflanzen, die auf den Felſeninſeln im See von Valencia wachſen, kommen, wie man glaubt, mehrere nur hier vor; wenigſtens hat man ſie ſonſt nirgends gefunden. Hierher gehören die See-Melonenbäume (Papaya de la la- guna) und die Liebesäpfel der Inſel Cura. Letztere ſind von unſerem Solanum Lycopersicum verſchieden; ihre Frucht iſt rund, klein, aber ſehr ſchmackhaft; man baut ſie jetzt in Vic- toria, Nueva Valencia, überall in den Thälern von Aragua. Auch die Papaya de la laguna iſt auf der Inſel Cura und auf Cabo Blanco ſehr häufig. Ihr Stamm iſt ſchlanker als beim gemeinen Melonenbaum (Carica Papaya), aber die Frucht iſt um die Hälfte kleiner und völlig kugelrund, ohne vorſpringende Rippen, und hat 10 bis 13 cm im Durchmeſſer. Beim Zerſchneiden zeigt ſie ſich voll Samen, ohne die leeren Zwiſchenräume, die ſich beim gemeinen Melonenbaum immer finden. Die Frucht, die ich oft gegeſſen, ſchmeckt ungemein

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial02_1859/224>, abgerufen am 21.11.2024.