Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 2. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1859.wie Cuba, sämtliche europäische Märkte versorgen; aber unter Unter den Zuflüssen des Sees von Valencia entspringen In diesen niedrigeren Bergen, 3,5 bis 5,5 km nordöstlich wie Cuba, ſämtliche europäiſche Märkte verſorgen; aber unter Unter den Zuflüſſen des Sees von Valencia entſpringen In dieſen niedrigeren Bergen, 3,5 bis 5,5 km nordöſtlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0226" n="218"/> wie Cuba, ſämtliche europäiſche Märkte verſorgen; aber unter<lb/> den gegenwärtigen Verhältniſſen erhält ſie im Gegenteil durch<lb/> den Schleichhandel Tabak aus Braſilien auf dem Rio Negro,<lb/> Caſſiquiare und Orinoko, und aus der Provinz Pore auf dem<lb/> Caſanare, dem Ariporo und dem Rio Meta. Das ſind die<lb/> traurigen Folgen eines Prohibitivſyſtems, das den Fortſchritt<lb/> des Landbaues lähmt, den natürlichen Reichtum des Landes<lb/> ſchmälert und ſich vergeblich abmüht, Länder abzuſperren, durch<lb/> welche dieſelben Flüſſe laufen und deren Grenzen in unbe-<lb/> wohnten Landſtrichen ſich verwiſchen.</p><lb/> <p>Unter den Zuflüſſen des Sees von Valencia entſpringen<lb/> einige aus heißen Quellen, und dieſe verdienen beſondere Auf-<lb/> merkſamkeit. Dieſe Quellen kommen an drei Punkten der<lb/> aus Granit beſtehenden Küſtenkordillere zu Tage, bei Onoto,<lb/> zwiſchen Turmero und Maracay, bei Mariara, nordöſtlich von<lb/> der Hacienda de Cura, und bei Las Trincheras, auf dem Wege<lb/> von Nueva Valencia nach Porto Cabello. Nur die heißen<lb/> Waſſer von Mariara und Las Trincheras konnte ich in phy-<lb/> ſikaliſcher und geologiſcher Beziehung genau unterſuchen. Geht<lb/> man am Bache Cura hinauf, ſeiner Quelle zu, ſo ſieht man<lb/> die Berge von Mariara in die Ebene vortreten in Geſtalt<lb/> eines weiten Amphitheaters, das aus ſenkrecht abfallenden<lb/> Felswänden beſteht, über denen ſich Bergkegel mit gezackten<lb/> Gipfeln erheben. Der Mittelpunkt des Amphitheaters führt<lb/> den ſeltſamen Namen <hi rendition="#g">Teufelsmauer</hi> <hi rendition="#aq">(Rincon del Diablo)</hi>.<lb/> Von den beiden Flügeln derſelben heißt der öſtliche <hi rendition="#g">El Cha-<lb/> parro</hi>, der weſtliche <hi rendition="#g">Las Viruelas</hi>. Dieſe verwitterten<lb/> Felſen beherrſchen die Ebene; ſie beſtehen aus einem ſehr grob-<lb/> körnigen, faſt porphyrartigen Granit, in dem die gelblich-weißen<lb/> Feldſpatkriſtalle über 4 <hi rendition="#aq">cm</hi> lang ſind; der Glimmer iſt ziemlich<lb/> ſelten darin und von ſchönem Silberglanz. Nichts maleriſcher<lb/> und großartiger als der Anblick dieſes halb grün gewachſenen<lb/> Gebirgſtockes. Den Gipfel der <hi rendition="#g">Calavera</hi>, welche die Teufels-<lb/> mauer mit dem Chaparro verbindet, ſieht man ſehr weit. Der<lb/> Granit iſt dort durch ſenkrechte Spalten in prismatiſche Maſſen<lb/> geteilt, und es ſieht aus, als ſtünden Baſaltſäulen auf dem<lb/> Urgebirge. In der Regenzeit ſtürzt eine bedeutende Waſſer-<lb/> maſſe über dieſe ſteilen Abhänge herunter. Die Berge, die<lb/> ſich öſtlich an die Teufelsmauer anſchließen, ſind lange nicht<lb/> ſo hoch und beſtehen, wie das Vorgebirge Cabrera, aus Gneis<lb/> und granithaltigem Glimmerſchiefer.</p><lb/> <p>In dieſen niedrigeren Bergen, 3,5 bis 5,5 <hi rendition="#aq">km</hi> nordöſtlich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218/0226]
wie Cuba, ſämtliche europäiſche Märkte verſorgen; aber unter
den gegenwärtigen Verhältniſſen erhält ſie im Gegenteil durch
den Schleichhandel Tabak aus Braſilien auf dem Rio Negro,
Caſſiquiare und Orinoko, und aus der Provinz Pore auf dem
Caſanare, dem Ariporo und dem Rio Meta. Das ſind die
traurigen Folgen eines Prohibitivſyſtems, das den Fortſchritt
des Landbaues lähmt, den natürlichen Reichtum des Landes
ſchmälert und ſich vergeblich abmüht, Länder abzuſperren, durch
welche dieſelben Flüſſe laufen und deren Grenzen in unbe-
wohnten Landſtrichen ſich verwiſchen.
Unter den Zuflüſſen des Sees von Valencia entſpringen
einige aus heißen Quellen, und dieſe verdienen beſondere Auf-
merkſamkeit. Dieſe Quellen kommen an drei Punkten der
aus Granit beſtehenden Küſtenkordillere zu Tage, bei Onoto,
zwiſchen Turmero und Maracay, bei Mariara, nordöſtlich von
der Hacienda de Cura, und bei Las Trincheras, auf dem Wege
von Nueva Valencia nach Porto Cabello. Nur die heißen
Waſſer von Mariara und Las Trincheras konnte ich in phy-
ſikaliſcher und geologiſcher Beziehung genau unterſuchen. Geht
man am Bache Cura hinauf, ſeiner Quelle zu, ſo ſieht man
die Berge von Mariara in die Ebene vortreten in Geſtalt
eines weiten Amphitheaters, das aus ſenkrecht abfallenden
Felswänden beſteht, über denen ſich Bergkegel mit gezackten
Gipfeln erheben. Der Mittelpunkt des Amphitheaters führt
den ſeltſamen Namen Teufelsmauer (Rincon del Diablo).
Von den beiden Flügeln derſelben heißt der öſtliche El Cha-
parro, der weſtliche Las Viruelas. Dieſe verwitterten
Felſen beherrſchen die Ebene; ſie beſtehen aus einem ſehr grob-
körnigen, faſt porphyrartigen Granit, in dem die gelblich-weißen
Feldſpatkriſtalle über 4 cm lang ſind; der Glimmer iſt ziemlich
ſelten darin und von ſchönem Silberglanz. Nichts maleriſcher
und großartiger als der Anblick dieſes halb grün gewachſenen
Gebirgſtockes. Den Gipfel der Calavera, welche die Teufels-
mauer mit dem Chaparro verbindet, ſieht man ſehr weit. Der
Granit iſt dort durch ſenkrechte Spalten in prismatiſche Maſſen
geteilt, und es ſieht aus, als ſtünden Baſaltſäulen auf dem
Urgebirge. In der Regenzeit ſtürzt eine bedeutende Waſſer-
maſſe über dieſe ſteilen Abhänge herunter. Die Berge, die
ſich öſtlich an die Teufelsmauer anſchließen, ſind lange nicht
ſo hoch und beſtehen, wie das Vorgebirge Cabrera, aus Gneis
und granithaltigem Glimmerſchiefer.
In dieſen niedrigeren Bergen, 3,5 bis 5,5 km nordöſtlich
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