Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.andere übereinander gelagerte Stufen, durch die sich die Ströme Der Amazonenstrom durchbricht keineswegs die Haupt- andere übereinander gelagerte Stufen, durch die ſich die Ströme Der Amazonenſtrom durchbricht keineswegs die Haupt- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0127" n="119"/> andere übereinander gelagerte Stufen, durch die ſich die Ströme<lb/> nach langem friedlichen Laufe Bahn brechen müſſen, wobei ſie<lb/> ſich von Staffel zu Staffel herabſtürzen.</p><lb/> <p>Der Amazonenſtrom durchbricht keineswegs die Haupt-<lb/> kette der Anden, wie man zu einer Zeit behauptete, wo man<lb/> ohne Grund vorausſetzte, daß überall, wo ſich die Gebirge in<lb/> parallele Ketten teilen, die mittlere oder Centralkette höher<lb/> ſein müſſe als die anderen. Dieſer große Strom entſpringt<lb/> (und dieſer Umſtand iſt geologiſch nicht ohne Belang) oſtwärts<lb/> von der weſtlichen Kette, der einzigen, welche unter dieſer<lb/> Breite den Namen einer hohen Andenkette verdient. Er ent-<lb/> ſteht aus der Vereinigung der kleinen Flüſſe Aguamiros und<lb/> und Chavinillo, welch letzterer aus dem See Llauricocha kommt,<lb/> der in einem Längenthale zwiſchen der weſtlichen und der<lb/> mittleren Kette der Anden liegt. Um dieſe hydrographiſchen<lb/> Verhältniſſe richtig aufzufaſſen, muß man ſich vorſtellen, daß<lb/> der koloſſale Gebirgskuoten von Pasco und Huanuco ſich in<lb/> drei Ketten teilt. Die weſtlichſte, höchſte, ſtreicht unter dem<lb/> Namen <hi rendition="#aq">Cordillera real de Nieve</hi> (zwiſchen Huary und Caxa-<lb/> tambo, Guamachuco und Lucma, Micuipampa und Guanga-<lb/> marca) über die <hi rendition="#g">Nevados</hi> von Viuda, Pelagatos, Moyopata<lb/> und Huaylillas, und die <hi rendition="#g">Paramos</hi> von Guamani und Gua-<lb/> ringa gegen die Stadt Loxa. Der mittlere Zug ſcheidet die<lb/> Gewäſſer des oberen Amazonenſtroms und des Huallaga und<lb/> bleibt lange nur 1950 <hi rendition="#aq">m</hi> hoch; erſt ſüdlich von Huanuco ſteigt<lb/> er in der Kordillere von Saſaguanca über die Schneelinie<lb/> empor. Er ſtreicht zuerſt nach Nord über Huacrachuco, Chacha-<lb/> poyas, Moyobamba und den Paramo von Piscoguañuna,<lb/> dann fällt er allmählich ab, Peca, Capallin und der Miſſion<lb/> San Jago am öſtlichen Ende der Provinz Jaen de Braca-<lb/> moros zu. Die dritte, öſtlichſte Kette zieht ſich am rechten<lb/> Ufer des Rio Huallaga hin und läuft unter dem 7. Grad<lb/> der Breite in die Niederung aus. Solange der Amazonen-<lb/> ſtrom von Süd nach Nord im Längenthal zwiſchen zwei<lb/> Gebirgszügen von ungleicher Höhe läuft (das heißt von den<lb/> Höhen Quivilla und Guancaybamba, wo man auf hölzernen<lb/> Brücken über den Fluß geht, bis zum Einfluß des Rio Chinchipe),<lb/> iſt die Fahrt im Kanoe weder durch Felſen, noch durch ſonſt<lb/> etwas gehemmt. Die Fälle fangen erſt da an, wo der Ama-<lb/> zonenſtrom ſich gegen Oſt wendet und durch die mittlere Anden-<lb/> kette hindurchgeht, die gegen Norden bedeutend breiter wird.<lb/> Er ſtößt auf die erſten Felſen von rotem Sandſtein oder altem<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0127]
andere übereinander gelagerte Stufen, durch die ſich die Ströme
nach langem friedlichen Laufe Bahn brechen müſſen, wobei ſie
ſich von Staffel zu Staffel herabſtürzen.
Der Amazonenſtrom durchbricht keineswegs die Haupt-
kette der Anden, wie man zu einer Zeit behauptete, wo man
ohne Grund vorausſetzte, daß überall, wo ſich die Gebirge in
parallele Ketten teilen, die mittlere oder Centralkette höher
ſein müſſe als die anderen. Dieſer große Strom entſpringt
(und dieſer Umſtand iſt geologiſch nicht ohne Belang) oſtwärts
von der weſtlichen Kette, der einzigen, welche unter dieſer
Breite den Namen einer hohen Andenkette verdient. Er ent-
ſteht aus der Vereinigung der kleinen Flüſſe Aguamiros und
und Chavinillo, welch letzterer aus dem See Llauricocha kommt,
der in einem Längenthale zwiſchen der weſtlichen und der
mittleren Kette der Anden liegt. Um dieſe hydrographiſchen
Verhältniſſe richtig aufzufaſſen, muß man ſich vorſtellen, daß
der koloſſale Gebirgskuoten von Pasco und Huanuco ſich in
drei Ketten teilt. Die weſtlichſte, höchſte, ſtreicht unter dem
Namen Cordillera real de Nieve (zwiſchen Huary und Caxa-
tambo, Guamachuco und Lucma, Micuipampa und Guanga-
marca) über die Nevados von Viuda, Pelagatos, Moyopata
und Huaylillas, und die Paramos von Guamani und Gua-
ringa gegen die Stadt Loxa. Der mittlere Zug ſcheidet die
Gewäſſer des oberen Amazonenſtroms und des Huallaga und
bleibt lange nur 1950 m hoch; erſt ſüdlich von Huanuco ſteigt
er in der Kordillere von Saſaguanca über die Schneelinie
empor. Er ſtreicht zuerſt nach Nord über Huacrachuco, Chacha-
poyas, Moyobamba und den Paramo von Piscoguañuna,
dann fällt er allmählich ab, Peca, Capallin und der Miſſion
San Jago am öſtlichen Ende der Provinz Jaen de Braca-
moros zu. Die dritte, öſtlichſte Kette zieht ſich am rechten
Ufer des Rio Huallaga hin und läuft unter dem 7. Grad
der Breite in die Niederung aus. Solange der Amazonen-
ſtrom von Süd nach Nord im Längenthal zwiſchen zwei
Gebirgszügen von ungleicher Höhe läuft (das heißt von den
Höhen Quivilla und Guancaybamba, wo man auf hölzernen
Brücken über den Fluß geht, bis zum Einfluß des Rio Chinchipe),
iſt die Fahrt im Kanoe weder durch Felſen, noch durch ſonſt
etwas gehemmt. Die Fälle fangen erſt da an, wo der Ama-
zonenſtrom ſich gegen Oſt wendet und durch die mittlere Anden-
kette hindurchgeht, die gegen Norden bedeutend breiter wird.
Er ſtößt auf die erſten Felſen von rotem Sandſtein oder altem
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