Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 3. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.dämmerung und kamen trotz der starken Strömung und des In San Carlos fanden wir Quartier beim Komman- Die bewaffnete Macht an der Grenze hier bestand aus dämmerung und kamen trotz der ſtarken Strömung und des In San Carlos fanden wir Quartier beim Komman- Die bewaffnete Macht an der Grenze hier beſtand aus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0286" n="278"/> dämmerung und kamen trotz der ſtarken Strömung und des<lb/> Fleißes unſerer Ruderer erſt nach zwölfſtündiger Fahrt bei<lb/> der Schanze San Carlos del Rio Negro an. Links ließen<lb/> wir die Einmündung des Caſſiquiare, rechts die kleine Inſel<lb/> Cumarai. Man glaubt im Lande, die Schanze liege gerade<lb/> unter dem Aequator; aber nach meinen Beobachtungen am<lb/> Felſen Culimacari liegt ſie unter 1° 54′ 11″. Jede Nation<lb/> hat die Neigung. den Flächenraum ihrer Beſitzungen auf den<lb/> Karten zu vergrößern und die Grenzen hinauszurücken. Da<lb/> man es verſäumt, die Reiſeentfernungen auf Entfernungen<lb/> in gerader Linie zu reduzieren, ſo ſind immer die Grenzen<lb/> am meiſten verunſtaltet. Die Portugieſen ſetzen, vom Ama-<lb/> zonenſtrom ausgehend, San Carlos und San Joſe de Mara-<lb/> vitanos zu weit nach Nord, wogegen die Spanier, die von<lb/> der Küſte von Caracas aus rechnen, die Orte zu weit nach<lb/> Süd ſchieben. Dies gilt von allen Karten der Kolonieen.<lb/> Weiß man, wo ſie gezeichnet worden und in welcher Richtung<lb/> man an die Grenzen gekommen, ſo weiß man zum voraus,<lb/> nach welcher Seite hin die Irrtümer in Länge und Breite<lb/> laufen.</p><lb/> <p>In San Carlos fanden wir Quartier beim Komman-<lb/> danten des Forts, einem Milizlieutenant. Von einer Galerie<lb/> des Hauſes hatte man eine ſehr hübſche Ausſicht auf drei<lb/> ſehr lange, dicht bewachſene Inſeln. Der Strom läuft gerade-<lb/> aus von Nord nach Süd, als wäre ſein Bett von Menſchen-<lb/> hand gegraben. Der beſtändig bedeckte Himmel gibt den<lb/> Landſchaften hier einen ernſten, finſtern Charakter. Wir fan-<lb/> den im Dorfe ein paar Juviaſtämme; es iſt dies das maje-<lb/> ſtätiſche Gewächs, von dem die dreieckigen Mandeln kommen,<lb/> die man in Europa Mandeln vom Amazonenſtrom nennt.<lb/> Wir haben dasſelbe unter dem Namen <hi rendition="#aq">Bertholletia ex-<lb/> celsa</hi> bekannt gemacht. Die Bäume werden in acht Jahren<lb/> 10 <hi rendition="#aq">m</hi> hoch.</p><lb/> <p>Die bewaffnete Macht an der Grenze hier beſtand aus<lb/> ſiebzehn Mann, wovon zehn zum Schutz der Miſſionäre in<lb/> der Nachbarſchaft detachiert waren. Die Luft iſt ſo feucht,<lb/> daß nicht vier Gewehre ſchußfertig ſind. Die Portugieſen<lb/> haben fünfundzwanzig bis dreißig beſſer gekleidete und be-<lb/> waffnete Leute in der Schanze San Joſe de Maravitanos.<lb/> In der Miſſion San Carlos fanden wir nur eine <hi rendition="#g">Garita</hi>,<lb/> ein viereckiges Gebäude aus ungebrannten Backſteinen, in dem<lb/> ſechs Feldſtücke ſtanden. Die Schanze, oder, wie man hier<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [278/0286]
dämmerung und kamen trotz der ſtarken Strömung und des
Fleißes unſerer Ruderer erſt nach zwölfſtündiger Fahrt bei
der Schanze San Carlos del Rio Negro an. Links ließen
wir die Einmündung des Caſſiquiare, rechts die kleine Inſel
Cumarai. Man glaubt im Lande, die Schanze liege gerade
unter dem Aequator; aber nach meinen Beobachtungen am
Felſen Culimacari liegt ſie unter 1° 54′ 11″. Jede Nation
hat die Neigung. den Flächenraum ihrer Beſitzungen auf den
Karten zu vergrößern und die Grenzen hinauszurücken. Da
man es verſäumt, die Reiſeentfernungen auf Entfernungen
in gerader Linie zu reduzieren, ſo ſind immer die Grenzen
am meiſten verunſtaltet. Die Portugieſen ſetzen, vom Ama-
zonenſtrom ausgehend, San Carlos und San Joſe de Mara-
vitanos zu weit nach Nord, wogegen die Spanier, die von
der Küſte von Caracas aus rechnen, die Orte zu weit nach
Süd ſchieben. Dies gilt von allen Karten der Kolonieen.
Weiß man, wo ſie gezeichnet worden und in welcher Richtung
man an die Grenzen gekommen, ſo weiß man zum voraus,
nach welcher Seite hin die Irrtümer in Länge und Breite
laufen.
In San Carlos fanden wir Quartier beim Komman-
danten des Forts, einem Milizlieutenant. Von einer Galerie
des Hauſes hatte man eine ſehr hübſche Ausſicht auf drei
ſehr lange, dicht bewachſene Inſeln. Der Strom läuft gerade-
aus von Nord nach Süd, als wäre ſein Bett von Menſchen-
hand gegraben. Der beſtändig bedeckte Himmel gibt den
Landſchaften hier einen ernſten, finſtern Charakter. Wir fan-
den im Dorfe ein paar Juviaſtämme; es iſt dies das maje-
ſtätiſche Gewächs, von dem die dreieckigen Mandeln kommen,
die man in Europa Mandeln vom Amazonenſtrom nennt.
Wir haben dasſelbe unter dem Namen Bertholletia ex-
celsa bekannt gemacht. Die Bäume werden in acht Jahren
10 m hoch.
Die bewaffnete Macht an der Grenze hier beſtand aus
ſiebzehn Mann, wovon zehn zum Schutz der Miſſionäre in
der Nachbarſchaft detachiert waren. Die Luft iſt ſo feucht,
daß nicht vier Gewehre ſchußfertig ſind. Die Portugieſen
haben fünfundzwanzig bis dreißig beſſer gekleidete und be-
waffnete Leute in der Schanze San Joſe de Maravitanos.
In der Miſſion San Carlos fanden wir nur eine Garita,
ein viereckiges Gebäude aus ungebrannten Backſteinen, in dem
ſechs Feldſtücke ſtanden. Die Schanze, oder, wie man hier
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