Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.Nebenflusse des Rio Negro) standen, veranlaßte (1560) Pedro Wir kommen jetzt zum Zeitpunkt, wo der Mythus vom 1 Im Peruanischen oder dem Qquichua (Lengua del Inga)
heißt Gold Cori, woher Chichicori, Goldstaub, und Corikoya, Golderz. Nebenfluſſe des Rio Negro) ſtanden, veranlaßte (1560) Pedro Wir kommen jetzt zum Zeitpunkt, wo der Mythus vom 1 Im Peruaniſchen oder dem Qquichua (Lengua del Inga)
heißt Gold Cori, woher Chichicori, Goldſtaub, und Corikoya, Golderz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0216" n="208"/> Nebenfluſſe des Rio Negro) ſtanden, veranlaßte (1560) Pedro<lb/> de Urſua zu der unheilvollen Expedition, welche mit der Em-<lb/> pörung des Tyrannen Aguirre endigte. Als er den Caqueta<lb/> hinabfuhr, um ſofort in den Amazonenſtrom zu gelangen,<lb/> hörte Urſua von der Provinz <hi rendition="#g">Caricuri</hi> ſprechen. Dieſe<lb/> Benennung weiſt deutlich auf das <hi rendition="#g">Goldland</hi> hin, denn, wie<lb/> ich ſehe, heißt Gold auf tamanakiſch <hi rendition="#g">Caricuri</hi>, auf karibiſch<lb/><hi rendition="#g">Carucuru</hi>. Sollte der Ausdruck für <hi rendition="#g">Gold</hi> bei den Völkern<lb/> am Orinoko ein Fremdwort ſein, wie <hi rendition="#g">Zucker</hi> und <hi rendition="#g">Coton</hi><lb/> in den europäiſchen Sprachen? Dies wieſe wohl darauf hin,<lb/> daß dieſe Völker die edlen Metalle mit den fremden Erzeug-<lb/> niſſen haben kennen lernen, die ihnen von den Kordilleren <note place="foot" n="1">Im Peruaniſchen oder dem Qquichua (<hi rendition="#aq">Lengua del Inga</hi>)<lb/> heißt Gold <hi rendition="#g">Cori</hi>, woher <hi rendition="#g">Chichicori</hi>, Goldſtaub, und <hi rendition="#g">Corikoya</hi>,<lb/> Golderz.</note><lb/> oder von den Ebenen am Oſtabhang der Anden zugekommen.</p><lb/> <p>Wir kommen jetzt zum Zeitpunkt, wo der Mythus vom<lb/> Dorado ſich im öſtlichen Strich von Guyana, zuerſt beim<lb/> angeblichen See Caſſipa (an den Ufern des Paragua, eines<lb/> Nebenfluſſes des Carony) und dann zwiſchen den Quellen<lb/> des Rio Eſſequibo und des Rio Branco, feſtſetzte. Dieſer<lb/> Umſtand iſt vom bedeutendſten Einfluſſe auf die Geographie<lb/> dieſer Länder geweſen. Antonio de Berrio, der Schwieger-<lb/> ſohn und einzige Erbe des großen Adelantado Ximenez de<lb/> Queſada, ging weſtwärts von Tunja über die Kordilleren,<lb/> ſchiffte ſich auf dem Rio Caſanare ein und fuhr auf dieſem<lb/> Fluß, auf dem Meta und Orinoko hinab nach der Inſel<lb/> Trinidad. Wir wiſſen von dieſer Reiſe faſt nur, was Ralegh<lb/> davon berichtet; ſie ſcheint wenige Jahre vor die erſte Grün-<lb/> dung von Vieja Guyana im Jahr 1591 zu fallen. Einige<lb/> Jahre darauf (1595) ließ Berrio durch ſeinen <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Maese de<lb/> Campo,</hi></hi> Domingo de Vera, eine Expedition von 2000 Mann<lb/> ausrüſten, welche den Orinoko hinaufgehen und den Dorado<lb/> erobern ſollte, den man jetzt das <hi rendition="#g">Land Manoa</hi>, ſogar<lb/><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Laguna de la Gran Manoa</hi></hi> zu nennen anfing. Reiche<lb/> Grundeigentümer verkauften ihre Höfe, um den Kreuzzug mit-<lb/> zumachen, dem ſich zwölf Obſervanten und zehn Weltgeiſtliche<lb/> anſchloſſen. Die Mären eines gewiſſen Martinez (Juan<lb/> Martin de Albujar?), der bei der Expedition des Diego de<lb/> Ordaz wollte zurückgelaſſen und von Stadt zu Stadt in die<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [208/0216]
Nebenfluſſe des Rio Negro) ſtanden, veranlaßte (1560) Pedro
de Urſua zu der unheilvollen Expedition, welche mit der Em-
pörung des Tyrannen Aguirre endigte. Als er den Caqueta
hinabfuhr, um ſofort in den Amazonenſtrom zu gelangen,
hörte Urſua von der Provinz Caricuri ſprechen. Dieſe
Benennung weiſt deutlich auf das Goldland hin, denn, wie
ich ſehe, heißt Gold auf tamanakiſch Caricuri, auf karibiſch
Carucuru. Sollte der Ausdruck für Gold bei den Völkern
am Orinoko ein Fremdwort ſein, wie Zucker und Coton
in den europäiſchen Sprachen? Dies wieſe wohl darauf hin,
daß dieſe Völker die edlen Metalle mit den fremden Erzeug-
niſſen haben kennen lernen, die ihnen von den Kordilleren 1
oder von den Ebenen am Oſtabhang der Anden zugekommen.
Wir kommen jetzt zum Zeitpunkt, wo der Mythus vom
Dorado ſich im öſtlichen Strich von Guyana, zuerſt beim
angeblichen See Caſſipa (an den Ufern des Paragua, eines
Nebenfluſſes des Carony) und dann zwiſchen den Quellen
des Rio Eſſequibo und des Rio Branco, feſtſetzte. Dieſer
Umſtand iſt vom bedeutendſten Einfluſſe auf die Geographie
dieſer Länder geweſen. Antonio de Berrio, der Schwieger-
ſohn und einzige Erbe des großen Adelantado Ximenez de
Queſada, ging weſtwärts von Tunja über die Kordilleren,
ſchiffte ſich auf dem Rio Caſanare ein und fuhr auf dieſem
Fluß, auf dem Meta und Orinoko hinab nach der Inſel
Trinidad. Wir wiſſen von dieſer Reiſe faſt nur, was Ralegh
davon berichtet; ſie ſcheint wenige Jahre vor die erſte Grün-
dung von Vieja Guyana im Jahr 1591 zu fallen. Einige
Jahre darauf (1595) ließ Berrio durch ſeinen Maese de
Campo, Domingo de Vera, eine Expedition von 2000 Mann
ausrüſten, welche den Orinoko hinaufgehen und den Dorado
erobern ſollte, den man jetzt das Land Manoa, ſogar
Laguna de la Gran Manoa zu nennen anfing. Reiche
Grundeigentümer verkauften ihre Höfe, um den Kreuzzug mit-
zumachen, dem ſich zwölf Obſervanten und zehn Weltgeiſtliche
anſchloſſen. Die Mären eines gewiſſen Martinez (Juan
Martin de Albujar?), der bei der Expedition des Diego de
Ordaz wollte zurückgelaſſen und von Stadt zu Stadt in die
1 Im Peruaniſchen oder dem Qquichua (Lengua del Inga)
heißt Gold Cori, woher Chichicori, Goldſtaub, und Corikoya,
Golderz.
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