keines Punktes bestimmt worden) habe ich Cumana, Ango- stura, Esmeralda, San Carlos del Rio Negro, San Fernando de Apure, Porto Cabello und Caracas astronomisch verknüpft. Diese Beobachtungen umfassen eine Bodenfläche von mehr als 202000 qkm. Das System der Beobachtungspunkte auf dem Küstenlande und die wertvollen Ergebnisse der Aufnahme bei Fidalgos Seereise wurden mit dem System der Beobachtungs- punkte am Orinoko und Rio Negro durch zwei chronometrische Linien in Verbindung gebracht, deren eine über die Llanos von Calabozo, die andere über die Llanos von Pao läuft. Die Beobachtungen in der Parime bilden einen Streifen, der eine ungeheure Landstrecke (1470000 qkm), auf der bis jetzt nicht ein einziger Punkt astronomisch bestimmt ist, in zwei Teile teilt. Durch diese verschiedenen Arbeiten, die ich mit geringen Mitteln, aber nach einem allgemeinen Plane unter- nommen, wurde, wie ich mir wohl schmeicheln darf, der erste astronomische Grund zur Geographie dieser Länder gelegt; es ist aber Zeit, dieselben vielfach wieder aufzunehmen, sie zu berichtigen, besonders aber da, wo der Anbau des Landes es gestattet, trigonometrische Messungen an ihre Stelle treten zu lassen. An beiden Rändern der Llanos, die sich gleich einem Meerbusen vom Delta des Orinoko bis zu den Schnee- gebirgen von Merida ausdehnen, streichen im Norden und im Süden zwei Granitketten parallel mit dem Aequator. Diese früheren Küsten eines inneren Seebeckens sind in den Steppen von weitem sichtbar und können zur Aufstellung von Signalen dienen. Der Spitzberg Guacharo, der Corollor und Turimiquiri, der Bergantin, die Morros San Juan und San Sebastian, die Galera, welche die Llanos wie eine Felsmauer begrenzt, der kleine Cerro de Flores, den ich in Calabozo, und zwar in einem Moment gesehen habe, wo die Luftspie- gelung beinahe Null war, werden am Nordrande der Nie- derungen zum Dreiecknetz dienen. Diese Berggipfel sind großen- teils sowohl in den Llanos als im angebauten Küstenlande sichtbar. Gegen Süden liegen die Granitketten am Orinoko oder in der Parime etwas abwärts von den Rändern der Steppen und sind für geodätische Operationen nicht ganz so günstig. Indessen werden die Berge oberhalb Angostura und Muitaco, der Cerro del Tirano bei Caycara, der Pan de Azucar und der Sacuima beim Einfluß des Apure in den Orinoko gute Dienste leisten, namentlich wenn man die Winkel bei bedeck- tem Himmel aufnimmt, damit nicht das Spiel der ungewöhn-
keines Punktes beſtimmt worden) habe ich Cumana, Ango- ſtura, Esmeralda, San Carlos del Rio Negro, San Fernando de Apure, Porto Cabello und Caracas aſtronomiſch verknüpft. Dieſe Beobachtungen umfaſſen eine Bodenfläche von mehr als 202000 qkm. Das Syſtem der Beobachtungspunkte auf dem Küſtenlande und die wertvollen Ergebniſſe der Aufnahme bei Fidalgos Seereiſe wurden mit dem Syſtem der Beobachtungs- punkte am Orinoko und Rio Negro durch zwei chronometriſche Linien in Verbindung gebracht, deren eine über die Llanos von Calabozo, die andere über die Llanos von Pao läuft. Die Beobachtungen in der Parime bilden einen Streifen, der eine ungeheure Landſtrecke (1470000 qkm), auf der bis jetzt nicht ein einziger Punkt aſtronomiſch beſtimmt iſt, in zwei Teile teilt. Durch dieſe verſchiedenen Arbeiten, die ich mit geringen Mitteln, aber nach einem allgemeinen Plane unter- nommen, wurde, wie ich mir wohl ſchmeicheln darf, der erſte aſtronomiſche Grund zur Geographie dieſer Länder gelegt; es iſt aber Zeit, dieſelben vielfach wieder aufzunehmen, ſie zu berichtigen, beſonders aber da, wo der Anbau des Landes es geſtattet, trigonometriſche Meſſungen an ihre Stelle treten zu laſſen. An beiden Rändern der Llanos, die ſich gleich einem Meerbuſen vom Delta des Orinoko bis zu den Schnee- gebirgen von Merida ausdehnen, ſtreichen im Norden und im Süden zwei Granitketten parallel mit dem Aequator. Dieſe früheren Küſten eines inneren Seebeckens ſind in den Steppen von weitem ſichtbar und können zur Aufſtellung von Signalen dienen. Der Spitzberg Guacharo, der Corollor und Turimiquiri, der Bergantin, die Morros San Juan und San Sebaſtian, die Galera, welche die Llanos wie eine Felsmauer begrenzt, der kleine Cerro de Flores, den ich in Calabozo, und zwar in einem Moment geſehen habe, wo die Luftſpie- gelung beinahe Null war, werden am Nordrande der Nie- derungen zum Dreiecknetz dienen. Dieſe Berggipfel ſind großen- teils ſowohl in den Llanos als im angebauten Küſtenlande ſichtbar. Gegen Süden liegen die Granitketten am Orinoko oder in der Parime etwas abwärts von den Rändern der Steppen und ſind für geodätiſche Operationen nicht ganz ſo günſtig. Indeſſen werden die Berge oberhalb Angoſtura und Muitaco, der Cerro del Tirano bei Caycara, der Pan de Azucar und der Sacuima beim Einfluß des Apure in den Orinoko gute Dienſte leiſten, namentlich wenn man die Winkel bei bedeck- tem Himmel aufnimmt, damit nicht das Spiel der ungewöhn-
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keines Punktes beſtimmt worden) habe ich Cumana, Ango-
ſtura, Esmeralda, San Carlos del Rio Negro, San Fernando
de Apure, Porto Cabello und Caracas aſtronomiſch verknüpft.
Dieſe Beobachtungen umfaſſen eine Bodenfläche von mehr als
202000 qkm. Das Syſtem der Beobachtungspunkte auf dem
Küſtenlande und die wertvollen Ergebniſſe der Aufnahme bei
Fidalgos Seereiſe wurden mit dem Syſtem der Beobachtungs-
punkte am Orinoko und Rio Negro durch zwei chronometriſche
Linien in Verbindung gebracht, deren eine über die Llanos
von Calabozo, die andere über die Llanos von Pao läuft.
Die Beobachtungen in der Parime bilden einen Streifen, der
eine ungeheure Landſtrecke (1470000 qkm), auf der bis jetzt
nicht ein einziger Punkt aſtronomiſch beſtimmt iſt, in zwei
Teile teilt. Durch dieſe verſchiedenen Arbeiten, die ich mit
geringen Mitteln, aber nach einem allgemeinen Plane unter-
nommen, wurde, wie ich mir wohl ſchmeicheln darf, der erſte
aſtronomiſche Grund zur Geographie dieſer Länder gelegt;
es iſt aber Zeit, dieſelben vielfach wieder aufzunehmen, ſie
zu berichtigen, beſonders aber da, wo der Anbau des Landes
es geſtattet, trigonometriſche Meſſungen an ihre Stelle treten
zu laſſen. An beiden Rändern der Llanos, die ſich gleich
einem Meerbuſen vom Delta des Orinoko bis zu den Schnee-
gebirgen von Merida ausdehnen, ſtreichen im Norden und
im Süden zwei Granitketten parallel mit dem Aequator.
Dieſe früheren Küſten eines inneren Seebeckens ſind in den
Steppen von weitem ſichtbar und können zur Aufſtellung von
Signalen dienen. Der Spitzberg Guacharo, der Corollor und
Turimiquiri, der Bergantin, die Morros San Juan und San
Sebaſtian, die Galera, welche die Llanos wie eine Felsmauer
begrenzt, der kleine Cerro de Flores, den ich in Calabozo,
und zwar in einem Moment geſehen habe, wo die Luftſpie-
gelung beinahe Null war, werden am Nordrande der Nie-
derungen zum Dreiecknetz dienen. Dieſe Berggipfel ſind großen-
teils ſowohl in den Llanos als im angebauten Küſtenlande
ſichtbar. Gegen Süden liegen die Granitketten am Orinoko oder
in der Parime etwas abwärts von den Rändern der Steppen
und ſind für geodätiſche Operationen nicht ganz ſo günſtig.
Indeſſen werden die Berge oberhalb Angoſtura und Muitaco,
der Cerro del Tirano bei Caycara, der Pan de Azucar und
der Sacuima beim Einfluß des Apure in den Orinoko gute
Dienſte leiſten, namentlich wenn man die Winkel bei bedeck-
tem Himmel aufnimmt, damit nicht das Spiel der ungewöhn-
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Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_aequinoktial04_1859/262>, abgerufen am 22.11.2024.
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