Humboldt, Alexander von: Reise in die Aequinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Bd. 4. Übers. v. Hermann Hauff. Stuttgart, 1860.52° stehen. Ueberall trifft man jene großen Ameisen, die in Am 13. Mai. Ich hatte in der Nacht einige gute Stern- 52° ſtehen. Ueberall trifft man jene großen Ameiſen, die in Am 13. Mai. Ich hatte in der Nacht einige gute Stern- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0029" n="21"/> 52° ſtehen. Ueberall trifft man jene großen Ameiſen, die in<lb/> gedrängten Haufen einherziehen und ſich deſto eifriger über<lb/> die Kulturpflanzen hermachen, da dieſelben krautartig und<lb/> ſaftreich ſind, während in den Wäldern nur Gewächſe mit<lb/> holzigen Stengeln ſtehen. Will ein Miſſionär verſuchen,<lb/> Salat oder irgend ein europäiſches Küchenkraut zu ziehen, ſo<lb/> muß er ſeinen Garten gleichſam in die Luft hängen. Er<lb/> füllt ein altes Kanoe mit gutem Boden und hängt es 1,3 <hi rendition="#aq">m</hi><lb/> über dem Boden an Chiquichiquiſtricken auf; meiſt aber ſtellt<lb/> er es auf ein leichtes Gerüſte. Die jungen Pflanzen ſind<lb/> dabei vor Unkraut, vor Erdwürmern und vor den Ameiſen<lb/> geſchützt, die immer geradeaus ziehen, und da ſie nicht wiſſen,<lb/> was über ihnen wächſt, nicht leicht von ihrem Wege ablenken,<lb/> um an Pfählen ohne Rinde hinaufzukriechen. Ich erwähne<lb/> dieſes Umſtandes zum Beweiſe, wie ſchwer es unter den Tro-<lb/> pen, an den Ufern der großen Ströme dem Menſchen an-<lb/> fangs wird, wenn er es verſucht, in dieſem unermeßlichen<lb/> Naturgebiete, wo die Tiere herrſchen und der wilde Pflanzen-<lb/> wuchs den Boden überwuchert, einen kleinen Erdwinkel ſich<lb/> zu eigen zu machen.</p><lb/> <p>Am 13. Mai. Ich hatte in der Nacht einige gute Stern-<lb/> beobachtungen machen können, leider die letzten am Caſſiquiare,<lb/> Mandavaca liegt unter 2° 47′ der Breite und, nach dem<lb/> Chronometer, 69° 27′ der Länge. Die Inklination der Mag-<lb/> netnadel fand ich gleich 25° 25′. Dieſelbe hatte alſo ſeit der<lb/> Schanze San Cartos bedeutend zugenommen. Das an-<lb/> ſtehende Geſtein war indeſſen derſelbe, etwas hornblendehal-<lb/> tige Granit, den wir in Javita getroffen, und der ſyenitartig<lb/> ausſieht. Wir brachen von Mandavaca um 2½ Uhr in der<lb/> Nacht auf. Wir hatten noch acht ganze Tage mit der Strö-<lb/> mung des Caſſiquiare zu kämpfen, und das Land, durch das<lb/> wir zu fahren hatten, bis wir wieder nach San Fernando<lb/> de Atabapo kamen, iſt ſo menſchenleer, daß wir erſt nach<lb/> 13 Tagen hoffen durften, wieder zu einem Obſervanten, zum<lb/> Miſſionär von Santa Barbara zu gelangen. Nach ſechsſtün-<lb/> diger Fahrt liefen wir am Einfluſſe des Rio Idapa oder<lb/> Siapa vorbei, der oſtwärts auf dem Berge Unturan entſpringt<lb/> und zwiſchen deſſen Quellen und dem Rio Mavaca, der in<lb/> den Orinoko läuft, ein Trageplatz iſt. Dieſer Fluß hat weißes<lb/> Waſſer; er iſt nur halb ſo breit als der Pacimoni, deſſen<lb/> Waſſer ſchwarz iſt Sein oberer Lauf iſt auf den Karten<lb/> von La Cruz und Surville, die allen ſpäteren als Vorbild<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0029]
52° ſtehen. Ueberall trifft man jene großen Ameiſen, die in
gedrängten Haufen einherziehen und ſich deſto eifriger über
die Kulturpflanzen hermachen, da dieſelben krautartig und
ſaftreich ſind, während in den Wäldern nur Gewächſe mit
holzigen Stengeln ſtehen. Will ein Miſſionär verſuchen,
Salat oder irgend ein europäiſches Küchenkraut zu ziehen, ſo
muß er ſeinen Garten gleichſam in die Luft hängen. Er
füllt ein altes Kanoe mit gutem Boden und hängt es 1,3 m
über dem Boden an Chiquichiquiſtricken auf; meiſt aber ſtellt
er es auf ein leichtes Gerüſte. Die jungen Pflanzen ſind
dabei vor Unkraut, vor Erdwürmern und vor den Ameiſen
geſchützt, die immer geradeaus ziehen, und da ſie nicht wiſſen,
was über ihnen wächſt, nicht leicht von ihrem Wege ablenken,
um an Pfählen ohne Rinde hinaufzukriechen. Ich erwähne
dieſes Umſtandes zum Beweiſe, wie ſchwer es unter den Tro-
pen, an den Ufern der großen Ströme dem Menſchen an-
fangs wird, wenn er es verſucht, in dieſem unermeßlichen
Naturgebiete, wo die Tiere herrſchen und der wilde Pflanzen-
wuchs den Boden überwuchert, einen kleinen Erdwinkel ſich
zu eigen zu machen.
Am 13. Mai. Ich hatte in der Nacht einige gute Stern-
beobachtungen machen können, leider die letzten am Caſſiquiare,
Mandavaca liegt unter 2° 47′ der Breite und, nach dem
Chronometer, 69° 27′ der Länge. Die Inklination der Mag-
netnadel fand ich gleich 25° 25′. Dieſelbe hatte alſo ſeit der
Schanze San Cartos bedeutend zugenommen. Das an-
ſtehende Geſtein war indeſſen derſelbe, etwas hornblendehal-
tige Granit, den wir in Javita getroffen, und der ſyenitartig
ausſieht. Wir brachen von Mandavaca um 2½ Uhr in der
Nacht auf. Wir hatten noch acht ganze Tage mit der Strö-
mung des Caſſiquiare zu kämpfen, und das Land, durch das
wir zu fahren hatten, bis wir wieder nach San Fernando
de Atabapo kamen, iſt ſo menſchenleer, daß wir erſt nach
13 Tagen hoffen durften, wieder zu einem Obſervanten, zum
Miſſionär von Santa Barbara zu gelangen. Nach ſechsſtün-
diger Fahrt liefen wir am Einfluſſe des Rio Idapa oder
Siapa vorbei, der oſtwärts auf dem Berge Unturan entſpringt
und zwiſchen deſſen Quellen und dem Rio Mavaca, der in
den Orinoko läuft, ein Trageplatz iſt. Dieſer Fluß hat weißes
Waſſer; er iſt nur halb ſo breit als der Pacimoni, deſſen
Waſſer ſchwarz iſt Sein oberer Lauf iſt auf den Karten
von La Cruz und Surville, die allen ſpäteren als Vorbild
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