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Humboldt, Alexander von: Bemerkungen des Herrn von Humboldt. [Zu Berghaus, H.: Nachricht von den Reisen und Entdeckungen der Briten Oudney, Denham und Clapperton im Sudan.]. In: Hertha, Bd. 3 (1825), S. 221-225.

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Die Reisen und Entdeckungen
Ostküsten Asia's, folglich da, wo das Klima am kältesten ist,
das hunderttheilige Thermometer nur bis auf +5° fällt.
Schnee wird daselbst nie bemerkt und nur ein einziges Mal in-
nerhalb fünfzig Jahren hat man dort eine Eisdecke von einer
Linie Dicke gesehen, durch die Wirkung des Zurückstralens auf
eine Terrasse gebildet.

"Die Klimate, welche den geographischen Breiten des
14ten, 27sten und 30sten Parallels entsprechen, sind unter
einander sehr verschieden, nach dem zu urtheilen, was wir bis
jetzt darüber wissen. Jn Amerika, zwischen dem Gleicher
und dem 10ten Parallelkreise, bemerkt man Eis, erst in einer
Höhe von 1350 oder 1500 Toisen; die Kälte würde das
Wasser in den Schläuchen nicht gefrieren, sie bringt nur dünne
Eisflitter hervor.

"Der Thau verursacht keinen Frost, er wird durch eine
Abkühlung der Luft bewirkt. Während seiner Bildung bringt
der Thau im Gegentheil Wärme hervor. 41) Die Zurück-
stralung erzeugt, unter besondern Umständen, wenn die Kör-
per viele stralende Punkte zeigen, eine Kälte von 10° bis
12° Centigr. 42) Es fehlt indessen viel, daß man dort

41) Nach den Erfahrungen des Hrn. Wells, der die Ursache des
Thaues erklärt hat, erzeugt sich allerdings Wärme in dem Mo-
mente, wo sich der Thau bildet. Kommt er dann zur Verdun-
stung, so muß er den Körpern, welchen er benetzt, eine neue
Quantität Wärme entziehen. Nun aber muß dieser Effekt,
wenn er wirklich existirt, in den Gegenden von Afrika, um die
es sich hier handelt, weit größer sein, als in andern Gegenden,
weil der Thau dort viel reichlicher ist. Jedes Mal, wenn ich
durch die Wiesen in der Nachbarschaft von Aegypten reiste,
empfand ich beim Einbruche der Nacht und bei ruhigem Wet-
ter eine heftige Kälte; ich schrieb sie zum größten Theile dem
Thaue zu, der meine Kleider durchnäßte. Diese Abkühlung
war mit einem Luftzuge und nach Maaßgabe der Stärke des
Windes viel heftiger. --
Jomard.
42) Es handelt sich um eine Masse. Hr. Arago glaubt, daß der

Die Reiſen und Entdeckungen
Oſtküſten Aſia's, folglich da, wo das Klima am kälteſten iſt,
das hunderttheilige Thermometer nur bis auf +5° fällt.
Schnee wird daſelbſt nie bemerkt und nur ein einziges Mal in-
nerhalb fünfzig Jahren hat man dort eine Eisdecke von einer
Linie Dicke geſehen, durch die Wirkung des Zurückſtralens auf
eine Terraſſe gebildet.

„Die Klimate, welche den geographiſchen Breiten des
14ten, 27ſten und 30ſten Parallels entſprechen, ſind unter
einander ſehr verſchieden, nach dem zu urtheilen, was wir bis
jetzt darüber wiſſen. Jn Amerika, zwiſchen dem Gleicher
und dem 10ten Parallelkreiſe, bemerkt man Eis, erſt in einer
Höhe von 1350 oder 1500 Toiſen; die Kälte würde das
Waſſer in den Schläuchen nicht gefrieren, ſie bringt nur dünne
Eisflitter hervor.

„Der Thau verurſacht keinen Froſt, er wird durch eine
Abkühlung der Luft bewirkt. Während ſeiner Bildung bringt
der Thau im Gegentheil Wärme hervor. 41) Die Zurück-
ſtralung erzeugt, unter beſondern Umſtänden, wenn die Kör-
per viele ſtralende Punkte zeigen, eine Kälte von 10° bis
12° Centigr. 42) Es fehlt indeſſen viel, daß man dort

41) Nach den Erfahrungen des Hrn. Wells, der die Urſache des
Thaues erklärt hat, erzeugt ſich allerdings Wärme in dem Mo-
mente, wo ſich der Thau bildet. Kommt er dann zur Verdun-
ſtung, ſo muß er den Körpern, welchen er benetzt, eine neue
Quantität Wärme entziehen. Nun aber muß dieſer Effekt,
wenn er wirklich exiſtirt, in den Gegenden von Afrika, um die
es ſich hier handelt, weit größer ſein, als in andern Gegenden,
weil der Thau dort viel reichlicher iſt. Jedes Mal, wenn ich
durch die Wieſen in der Nachbarſchaft von Aegypten reiſte,
empfand ich beim Einbruche der Nacht und bei ruhigem Wet-
ter eine heftige Kälte; ich ſchrieb ſie zum größten Theile dem
Thaue zu, der meine Kleider durchnäßte. Dieſe Abkühlung
war mit einem Luftzuge und nach Maaßgabe der Stärke des
Windes viel heftiger. —
Jomard.
42) Es handelt ſich um eine Maſſe. Hr. Arago glaubt, daß der
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[222/0003] Die Reiſen und Entdeckungen Oſtküſten Aſia's, folglich da, wo das Klima am kälteſten iſt, das hunderttheilige Thermometer nur bis auf +5° fällt. Schnee wird daſelbſt nie bemerkt und nur ein einziges Mal in- nerhalb fünfzig Jahren hat man dort eine Eisdecke von einer Linie Dicke geſehen, durch die Wirkung des Zurückſtralens auf eine Terraſſe gebildet. „Die Klimate, welche den geographiſchen Breiten des 14ten, 27ſten und 30ſten Parallels entſprechen, ſind unter einander ſehr verſchieden, nach dem zu urtheilen, was wir bis jetzt darüber wiſſen. Jn Amerika, zwiſchen dem Gleicher und dem 10ten Parallelkreiſe, bemerkt man Eis, erſt in einer Höhe von 1350 oder 1500 Toiſen; die Kälte würde das Waſſer in den Schläuchen nicht gefrieren, ſie bringt nur dünne Eisflitter hervor. „Der Thau verurſacht keinen Froſt, er wird durch eine Abkühlung der Luft bewirkt. Während ſeiner Bildung bringt der Thau im Gegentheil Wärme hervor. 41) Die Zurück- ſtralung erzeugt, unter beſondern Umſtänden, wenn die Kör- per viele ſtralende Punkte zeigen, eine Kälte von 10° bis 12° Centigr. 42) Es fehlt indeſſen viel, daß man dort 41) Nach den Erfahrungen des Hrn. Wells, der die Urſache des Thaues erklärt hat, erzeugt ſich allerdings Wärme in dem Mo- mente, wo ſich der Thau bildet. Kommt er dann zur Verdun- ſtung, ſo muß er den Körpern, welchen er benetzt, eine neue Quantität Wärme entziehen. Nun aber muß dieſer Effekt, wenn er wirklich exiſtirt, in den Gegenden von Afrika, um die es ſich hier handelt, weit größer ſein, als in andern Gegenden, weil der Thau dort viel reichlicher iſt. Jedes Mal, wenn ich durch die Wieſen in der Nachbarſchaft von Aegypten reiſte, empfand ich beim Einbruche der Nacht und bei ruhigem Wet- ter eine heftige Kälte; ich ſchrieb ſie zum größten Theile dem Thaue zu, der meine Kleider durchnäßte. Dieſe Abkühlung war mit einem Luftzuge und nach Maaßgabe der Stärke des Windes viel heftiger. — Jomard. 42) Es handelt ſich um eine Maſſe. Hr. Arago glaubt, daß der

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Bemerkungen des Herrn von Humboldt. [Zu Berghaus, H.: Nachricht von den Reisen und Entdeckungen der Briten Oudney, Denham und Clapperton im Sudan.]. In: Hertha, Bd. 3 (1825), S. 221-225, hier S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bemerkungen_1825/3>, abgerufen am 21.11.2024.