Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: Beschreibung einer neuen Spin-[,] Zwirn-[,] Haspel-[,] Kratz- und Krempel-Maschine zu hundert und mehrern Faden. In: Physikalisch-ökonomische Bibliothek, Bd. 16, St. 2 (1790), S. 228-244.

Bild:
<< vorherige Seite

XI. Beschreib. einer Spinmasch.
wird zwischen mehrern Walzen von hartem
Holze durchgeklemt, welche paarweise über
einander liegen, ohngefähr wie die stäh-
lernen Walzen an einem Streckwerk. Diese
Lockenwalzen können durch Schrauben näher
aneinander gepreßt oder gelüftet werden.
Die üntern allein werden durch mehrere
Schnüre ohne Ende in Bewegung gesetzt.
Die öbern erhalten durch die Friction die ent-
gegengesetzte Bewegung und die ganze Ver-
richtung ist völlig der ähnlich, auf welcher
die Hindus die rohe Baumwolle von den
Samenkörnern reinigen. Alle Walzen
werden durch eine Scheibe bewegt, um
welche sich daher halb soviel Schnüre schlin-
gen als einzelne Walzen sind. Diejenigen,
durch welche die Locke zuerst geht, müssen
einen grösseren Durchmesser haben und sich
daher langsamer bewegen, als die entfernte-
ren. Die natürliche Wirkung dieser Ver-
richtung ist, daß die Locke durch die schnel-
lere Bewegung der kleineren Walzen ange-
zogen, aus der blechernen Büchse durch die
grössere Walze durchgeführt und so beträcht-
lich ausgedehnt wird. Je geschwinder die
kleinen Walzen umlaufen, d. i., je kleiner
ihr Durchmesser ist, desto dünner (feiner)
erhält man die Locke. Die ausgedehnte
Wolle muß nun noch zu einem Faden zu-
sammengedreht werden. Dies verrichtet

ein
Q 5

XI. Beſchreib. einer Spinmaſch.
wird zwiſchen mehrern Walzen von hartem
Holze durchgeklemt, welche paarweiſe uͤber
einander liegen, ohngefaͤhr wie die ſtaͤh-
lernen Walzen an einem Streckwerk. Dieſe
Lockenwalzen koͤnnen durch Schrauben naͤher
aneinander gepreßt oder geluͤftet werden.
Die uͤntern allein werden durch mehrere
Schnuͤre ohne Ende in Bewegung geſetzt.
Die oͤbern erhalten durch die Friction die ent-
gegengeſetzte Bewegung und die ganze Ver-
richtung iſt voͤllig der aͤhnlich, auf welcher
die Hindus die rohe Baumwolle von den
Samenkoͤrnern reinigen. Alle Walzen
werden durch eine Scheibe bewegt, um
welche ſich daher halb ſoviel Schnuͤre ſchlin-
gen als einzelne Walzen ſind. Diejenigen,
durch welche die Locke zuerſt geht, muͤſſen
einen groͤſſeren Durchmeſſer haben und ſich
daher langſamer bewegen, als die entfernte-
ren. Die natuͤrliche Wirkung dieſer Ver-
richtung iſt, daß die Locke durch die ſchnel-
lere Bewegung der kleineren Walzen ange-
zogen, aus der blechernen Buͤchſe durch die
groͤſſere Walze durchgefuͤhrt und ſo betraͤcht-
lich ausgedehnt wird. Je geſchwinder die
kleinen Walzen umlaufen, d. i., je kleiner
ihr Durchmeſſer iſt, deſto duͤnner (feiner)
erhaͤlt man die Locke. Die ausgedehnte
Wolle muß nun noch zu einem Faden zu-
ſammengedreht werden. Dies verrichtet

ein
Q 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0005" n="231"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XI.</hi> Be&#x017F;chreib. einer Spinma&#x017F;ch.</fw><lb/>
wird zwi&#x017F;chen mehrern Walzen von hartem<lb/>
Holze durchgeklemt, welche paarwei&#x017F;e u&#x0364;ber<lb/>
einander liegen, ohngefa&#x0364;hr wie die &#x017F;ta&#x0364;h-<lb/>
lernen Walzen an einem Streckwerk. Die&#x017F;e<lb/>
Lockenwalzen ko&#x0364;nnen durch Schrauben na&#x0364;her<lb/>
aneinander gepreßt oder gelu&#x0364;ftet werden.<lb/>
Die u&#x0364;ntern <hi rendition="#fr">allein</hi> werden durch mehrere<lb/>
Schnu&#x0364;re ohne Ende in Bewegung ge&#x017F;etzt.<lb/>
Die o&#x0364;bern erhalten durch die Friction die ent-<lb/>
gegenge&#x017F;etzte Bewegung und die ganze Ver-<lb/>
richtung i&#x017F;t vo&#x0364;llig der a&#x0364;hnlich, auf welcher<lb/>
die Hindus die rohe Baumwolle von den<lb/>
Samenko&#x0364;rnern reinigen. Alle Walzen<lb/>
werden durch eine Scheibe bewegt, um<lb/>
welche &#x017F;ich daher halb &#x017F;oviel Schnu&#x0364;re &#x017F;chlin-<lb/>
gen als einzelne Walzen &#x017F;ind. Diejenigen,<lb/>
durch welche die Locke zuer&#x017F;t geht, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
einen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren Durchme&#x017F;&#x017F;er haben und &#x017F;ich<lb/>
daher lang&#x017F;amer bewegen, als die entfernte-<lb/>
ren. Die natu&#x0364;rliche Wirkung die&#x017F;er Ver-<lb/>
richtung i&#x017F;t, daß die Locke durch die &#x017F;chnel-<lb/>
lere Bewegung der kleineren Walzen ange-<lb/>
zogen, aus der blechernen Bu&#x0364;ch&#x017F;e durch die<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Walze durchgefu&#x0364;hrt und &#x017F;o betra&#x0364;cht-<lb/>
lich ausgedehnt wird. Je ge&#x017F;chwinder die<lb/>
kleinen Walzen umlaufen, d. i., je kleiner<lb/>
ihr Durchme&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t, de&#x017F;to du&#x0364;nner (feiner)<lb/>
erha&#x0364;lt man die Locke. Die ausgedehnte<lb/>
Wolle muß nun noch zu einem Faden zu-<lb/>
&#x017F;ammengedreht werden. Dies verrichtet<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Q 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0005] XI. Beſchreib. einer Spinmaſch. wird zwiſchen mehrern Walzen von hartem Holze durchgeklemt, welche paarweiſe uͤber einander liegen, ohngefaͤhr wie die ſtaͤh- lernen Walzen an einem Streckwerk. Dieſe Lockenwalzen koͤnnen durch Schrauben naͤher aneinander gepreßt oder geluͤftet werden. Die uͤntern allein werden durch mehrere Schnuͤre ohne Ende in Bewegung geſetzt. Die oͤbern erhalten durch die Friction die ent- gegengeſetzte Bewegung und die ganze Ver- richtung iſt voͤllig der aͤhnlich, auf welcher die Hindus die rohe Baumwolle von den Samenkoͤrnern reinigen. Alle Walzen werden durch eine Scheibe bewegt, um welche ſich daher halb ſoviel Schnuͤre ſchlin- gen als einzelne Walzen ſind. Diejenigen, durch welche die Locke zuerſt geht, muͤſſen einen groͤſſeren Durchmeſſer haben und ſich daher langſamer bewegen, als die entfernte- ren. Die natuͤrliche Wirkung dieſer Ver- richtung iſt, daß die Locke durch die ſchnel- lere Bewegung der kleineren Walzen ange- zogen, aus der blechernen Buͤchſe durch die groͤſſere Walze durchgefuͤhrt und ſo betraͤcht- lich ausgedehnt wird. Je geſchwinder die kleinen Walzen umlaufen, d. i., je kleiner ihr Durchmeſſer iſt, deſto duͤnner (feiner) erhaͤlt man die Locke. Die ausgedehnte Wolle muß nun noch zu einem Faden zu- ſammengedreht werden. Dies verrichtet ein Q 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beschreibung_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beschreibung_1790/5
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Beschreibung einer neuen Spin-[,] Zwirn-[,] Haspel-[,] Kratz- und Krempel-Maschine zu hundert und mehrern Faden. In: Physikalisch-ökonomische Bibliothek, Bd. 16, St. 2 (1790), S. 228-244, hier S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_beschreibung_1790/5>, abgerufen am 03.12.2024.