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Humboldt, Alexander von: Entwurf zu einer Tafel für die Wärme-leitende Kraft der Körper. In: Chemische Annalen. Bd. 1 (1792) S. 413-422.

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entschied) auf bestimmte Resultate Verzicht thun.
Selbst später hin, da die Florentinische und
Paduanische Schule die Einrichtung dieses Jn-
struments verbesserte, da sein Gebrauch in Frank-
reich, Deutschland und England allgemein wurde,
blieb der Begriff von der Wirkung einer bestimmten
Menge von Calorique auf die Temperatur verschie-
dener Substanzen, oder die Lehre von den spezifi-
schen Wärmen ungleichartiger Stoffe, noch lange
unaufgeklärt. Diese Entdeckung, eine der größten
und fruchtbarsten, deren sich die neuere Physik er-
freuen darf, war dem Scharfsinne der Herren
Wilke, De Lüc und Black vorbehalten. Sie
gab zu neuen Versuchen Veranlassung, verbreitete
dadurch ein allgemeines Licht über die wichtigsten
Naturerscheinungen, und wurde eine Hauptstütze
für die neue Theorie der Wärmeleitung.

Die Beobachtungen selbst aber, auf welche
sich diese Theorie gründet, fallen in eine frühere
Periode. Schon im Jahre 1752 machte Herr
Richmann *) seine Erfahrungen über die Lei-

tungs-
genaue Zergliederung verdienten. Der Umstand, daß
unser Körper ein feuchter Körper ist, der nach Verhält-
niß der mehrern oder mindern Anhäufung von Feuch-
tigkeit
, des Drucks der Atmosphäre, ihrer Tem-
peratur
, ihrer Bewegung mehr oder weniger
verdampft, scheint dabey sehr wichtig zu seyn --
vielleicht eben so wichtig, als die Zu- und Abnahme
innerer Wärme, deren Ursachen Herr Schurer so
schön aufgefunden hat. (Abhandl. vom Säure-
stoff
, 1790. S. 50.)
*) Comm. Aead. Petropol. ad anuum 1752. p. 841.



entſchied) auf beſtimmte Reſultate Verzicht thun.
Selbſt ſpaͤter hin, da die Florentiniſche und
Paduaniſche Schule die Einrichtung dieſes Jn-
ſtruments verbeſſerte, da ſein Gebrauch in Frank-
reich, Deutſchland und England allgemein wurde,
blieb der Begriff von der Wirkung einer beſtimmten
Menge von Calorique auf die Temperatur verſchie-
dener Subſtanzen, oder die Lehre von den ſpezifi-
ſchen Waͤrmen ungleichartiger Stoffe, noch lange
unaufgeklaͤrt. Dieſe Entdeckung, eine der groͤßten
und fruchtbarſten, deren ſich die neuere Phyſik er-
freuen darf, war dem Scharfſinne der Herren
Wilke, De Luͤc und Black vorbehalten. Sie
gab zu neuen Verſuchen Veranlaſſung, verbreitete
dadurch ein allgemeines Licht uͤber die wichtigſten
Naturerſcheinungen, und wurde eine Hauptſtuͤtze
fuͤr die neue Theorie der Waͤrmeleitung.

Die Beobachtungen ſelbſt aber, auf welche
ſich dieſe Theorie gruͤndet, fallen in eine fruͤhere
Periode. Schon im Jahre 1752 machte Herr
Richmann *) ſeine Erfahrungen uͤber die Lei-

tungs-
genaue Zergliederung verdienten. Der Umſtand, daß
unſer Koͤrper ein feuchter Koͤrper iſt, der nach Verhaͤlt-
niß der mehrern oder mindern Anhaͤufung von Feuch-
tigkeit
, des Drucks der Atmoſphaͤre, ihrer Tem-
peratur
, ihrer Bewegung mehr oder weniger
verdampft, ſcheint dabey ſehr wichtig zu ſeyn —
vielleicht eben ſo wichtig, als die Zu- und Abnahme
innerer Waͤrme, deren Urſachen Herr Schurer ſo
ſchoͤn aufgefunden hat. (Abhandl. vom Saͤure-
ſtoff
, 1790. S. 50.)
*) Comm. Aead. Petropol. ad anuum 1752. p. 841.
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[415/0004] entſchied) auf beſtimmte Reſultate Verzicht thun. Selbſt ſpaͤter hin, da die Florentiniſche und Paduaniſche Schule die Einrichtung dieſes Jn- ſtruments verbeſſerte, da ſein Gebrauch in Frank- reich, Deutſchland und England allgemein wurde, blieb der Begriff von der Wirkung einer beſtimmten Menge von Calorique auf die Temperatur verſchie- dener Subſtanzen, oder die Lehre von den ſpezifi- ſchen Waͤrmen ungleichartiger Stoffe, noch lange unaufgeklaͤrt. Dieſe Entdeckung, eine der groͤßten und fruchtbarſten, deren ſich die neuere Phyſik er- freuen darf, war dem Scharfſinne der Herren Wilke, De Luͤc und Black vorbehalten. Sie gab zu neuen Verſuchen Veranlaſſung, verbreitete dadurch ein allgemeines Licht uͤber die wichtigſten Naturerſcheinungen, und wurde eine Hauptſtuͤtze fuͤr die neue Theorie der Waͤrmeleitung. Die Beobachtungen ſelbſt aber, auf welche ſich dieſe Theorie gruͤndet, fallen in eine fruͤhere Periode. Schon im Jahre 1752 machte Herr Richmann *) ſeine Erfahrungen uͤber die Lei- tungs- *) *) Comm. Aead. Petropol. ad anuum 1752. p. 841. *) genaue Zergliederung verdienten. Der Umſtand, daß unſer Koͤrper ein feuchter Koͤrper iſt, der nach Verhaͤlt- niß der mehrern oder mindern Anhaͤufung von Feuch- tigkeit, des Drucks der Atmoſphaͤre, ihrer Tem- peratur, ihrer Bewegung mehr oder weniger verdampft, ſcheint dabey ſehr wichtig zu ſeyn — vielleicht eben ſo wichtig, als die Zu- und Abnahme innerer Waͤrme, deren Urſachen Herr Schurer ſo ſchoͤn aufgefunden hat. (Abhandl. vom Saͤure- ſtoff, 1790. S. 50.)

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Entwurf zu einer Tafel für die Wärme-leitende Kraft der Körper. In: Chemische Annalen. Bd. 1 (1792) S. 413-422, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_entwurf_1792/4>, abgerufen am 26.04.2024.