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Humboldt, Alexander von: Ueber die Gesetze, welche man in der Verteilung der Pflanzenformen beobachtet. In: Journal für Chemie und Physik, Bd. 18, H. 2 (1816), S. 129-145.

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man in d. Verth. d. Pflanzenformen beobachtet.
raud-Soulavie beschäftigt sich vorzugsweise mit den
cultivirten Pflanzen; er unterscheidet die Klimate
des Oelbaums, des Weinstocks, der Kastanie. Er
giebt einen Durchschnitt des Mont-Mezin, welchem
er eine Anzeige der verschiedenen Stände des
Quecksilbers im Barometer beifügt, weil er allen
Resultaten barometrischer Messungen misstrauet.
Nach der Geographie des plantes de la France meridio-
nale
erschien Stromeyers Tentamen historiae geogra-
phicae vegetabilium
Goett. 1800. unter der Form einer
Dissertation. Aber dieser Versuch giebt vielmehr
den Plan eines künftigen Werkes, und zeichnet die
zu berücksichtigenden Schriftsteller auf, als dass er
die Grenzen der Höhen nachwiese, welche die
wildwachsenden Pflanzen in verschiedenen Klima-
ten erreichen. Auch Treviranus in seiner Biologie
spricht sehr philosophische Ansichten über diesen
Gegenstand aus. Man findet dort allgemeine Be-
trachtungen, jedoch keine Höhenmessungen, keine
Anzeigen der Thermometerstände, welche die Stützen
einer Lehre von der Geographie der Pflanzen sind.
Erst seitdem man angefangen hat, die Höhenmessun-
gen durch barometrische Nivellements und die Be-
stimmungen der mittleren Temperatur zu vervoll-
kommnen oder, -- was für die Entwicklung der Ve-
getation von besonderer Wichtigkeit ist, -- die Un-
terschiede zwischen der Temperatur des Sommers
und des Winters, so wie der Tage und Nächte ge-
nauer anzugeben, hat sich das Studium der Pflan-
zengeographie zu dem Rang einer Wissenschaft er-
hoben. Wenige Studien haben in neuester Zeit
schnellere Fortschritte gemacht, indem man, nach
jenen frühsten Versuchen, kürzlich durch die ver-
einigten Arbeiten vieler Reisenden schon dahin ge-

man in d. Verth. d. Pflanzenformen beobachtet.
raud-Soulavie beschäftigt sich vorzugsweise mit den
cultivirten Pflanzen; er unterscheidet die Klimate
des Oelbaums, des Weinstocks, der Kastanie. Er
giebt einen Durchschnitt des Mont-Mezin, welchem
er eine Anzeige der verschiedenen Stände des
Quecksilbers im Barometer beifügt, weil er allen
Resultaten barometrischer Messungen miſstrauet.
Nach der Geographie des plantes de la France méridio-
nale
erschien Stromeyers Tentamen historiae geogra-
phicae vegetabilium
Goett. 1800. unter der Form einer
Dissertation. Aber dieser Versuch giebt vielmehr
den Plan eines künftigen Werkes, und zeichnet die
zu berücksichtigenden Schriftsteller auf, als daſs er
die Grenzen der Höhen nachwiese, welche die
wildwachsenden Pflanzen in verschiedenen Klima-
ten erreichen. Auch Treviranus in seiner Biologie
spricht sehr philosophische Ansichten über diesen
Gegenstand aus. Man findet dort allgemeine Be-
trachtungen, jedoch keine Höhenmessungen, keine
Anzeigen der Thermometerstände, welche die Stützen
einer Lehre von der Geographie der Pflanzen sind.
Erst seitdem man angefangen hat, die Höhenmessun-
gen durch barometrische Nivellements und die Be-
stimmungen der mittleren Temperatur zu vervoll-
kommnen oder, — was für die Entwicklung der Ve-
getation von besonderer Wichtigkeit ist, — die Un-
terschiede zwischen der Temperatur des Sommers
und des Winters, so wie der Tage und Nächte ge-
nauer anzugeben, hat sich das Studium der Pflan-
zengeographie zu dem Rang einer Wissenschaft er-
hoben. Wenige Studien haben in neuester Zeit
schnellere Fortschritte gemacht, indem man, nach
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[131/0003] man in d. Verth. d. Pflanzenformen beobachtet. raud-Soulavie beschäftigt sich vorzugsweise mit den cultivirten Pflanzen; er unterscheidet die Klimate des Oelbaums, des Weinstocks, der Kastanie. Er giebt einen Durchschnitt des Mont-Mezin, welchem er eine Anzeige der verschiedenen Stände des Quecksilbers im Barometer beifügt, weil er allen Resultaten barometrischer Messungen miſstrauet. Nach der Geographie des plantes de la France méridio- nale erschien Stromeyers Tentamen historiae geogra- phicae vegetabilium Goett. 1800. unter der Form einer Dissertation. Aber dieser Versuch giebt vielmehr den Plan eines künftigen Werkes, und zeichnet die zu berücksichtigenden Schriftsteller auf, als daſs er die Grenzen der Höhen nachwiese, welche die wildwachsenden Pflanzen in verschiedenen Klima- ten erreichen. Auch Treviranus in seiner Biologie spricht sehr philosophische Ansichten über diesen Gegenstand aus. Man findet dort allgemeine Be- trachtungen, jedoch keine Höhenmessungen, keine Anzeigen der Thermometerstände, welche die Stützen einer Lehre von der Geographie der Pflanzen sind. Erst seitdem man angefangen hat, die Höhenmessun- gen durch barometrische Nivellements und die Be- stimmungen der mittleren Temperatur zu vervoll- kommnen oder, — was für die Entwicklung der Ve- getation von besonderer Wichtigkeit ist, — die Un- terschiede zwischen der Temperatur des Sommers und des Winters, so wie der Tage und Nächte ge- nauer anzugeben, hat sich das Studium der Pflan- zengeographie zu dem Rang einer Wissenschaft er- hoben. Wenige Studien haben in neuester Zeit schnellere Fortschritte gemacht, indem man, nach jenen frühsten Versuchen, kürzlich durch die ver- einigten Arbeiten vieler Reisenden schon dahin ge-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Gesetze, welche man in der Verteilung der Pflanzenformen beobachtet. In: Journal für Chemie und Physik, Bd. 18, H. 2 (1816), S. 129-145, hier S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_gesetze_1816/3>, abgerufen am 23.11.2024.