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Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851.

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Gleich nach ihrer Vollendung wurde die Schrift Dalberg
vorgelegt, der sie erst für sich las und dann Abschnitt für Ab-
schnitt mit Humboldt durchging. Dabei stellte sich eine sehr
wesentliche Differenz der Ansichten heraus. [Humboldt äussert
in dem Briefe an Forster vom 1. Juni, dass er in der Rücksicht
auf den nächsten Zweck der vorstehenden Schrift einen beson-
dern Grund gefunden habe, sich mit so grosser Schärfe gegen
alle Uebergriffe der Staatsgewalt zu erklären. So ideal mit-
hin auch die Anlage des Ganzen ist, so hat der Verfasser doch
nebenher einen sehr bestimmten praktischen Gesichtspunkt ver-
folgt, nämlich den, Dalberg, den künftigen Regenten
des Erzbisthums Mainz, davon zu überzeugen, wie
verderblich die Sucht zu regieren sei
. Dass ihm dies
schlecht gelungen ist, davon giebt schon dieser Brief an Forster
selbst Zeugniss, in dem gesagt wird, dass Dalberg die Richtig-
keit der Humboldt'schen Ansichten nicht habe zugeben wollen,
und für die Wirksamkeit des Staates einen weit grösseren
Kreis in Anspruch nehme.

Wie weit aber Dalberg's Standpunkt von dem unsrer Schrift
entfernt blieb, das geht noch viel deutlicher aus einem kleinen
Aufsatze hervor, der unter dem Titel:

"Von den wahren Grenzen der Wirksamkeit des Staats in
Beziehung auf seine Mitglieder" im Jahre 1793 zu Leipzig in
der Sommer'schen Buchhandlung anonym erschienen ist, und
der keinen Andren, als den Coadjutor selbst zum Verfasser hat.

Dieser Aufsatz schliesst sich durchweg auf das engste an
den Gedankengang der Humboldt'schen Schrift an, und fast
für jeden Passus in jenem lässt sich mit Leichtigkeit die Stelle
in dieser bezeichnen, durch welche er hervorgerufen ist. Zwar
ein ausgeführtes Gegenstück der vorstehenden Schrift ist er
nicht. Auf 45 Seiten des kleinsten Octavformats und des
splendidesten Drucks enthält er nichts weiter, als eine Anzahl
abgerissener Bemerkungen, wie sie sich dem Verfasser bei der

Gleich nach ihrer Vollendung wurde die Schrift Dalberg
vorgelegt, der sie erst für sich las und dann Abschnitt für Ab-
schnitt mit Humboldt durchging. Dabei stellte sich eine sehr
wesentliche Differenz der Ansichten heraus. [Humboldt äussert
in dem Briefe an Forster vom 1. Juni, dass er in der Rücksicht
auf den nächsten Zweck der vorstehenden Schrift einen beson-
dern Grund gefunden habe, sich mit so grosser Schärfe gegen
alle Uebergriffe der Staatsgewalt zu erklären. So ideal mit-
hin auch die Anlage des Ganzen ist, so hat der Verfasser doch
nebenher einen sehr bestimmten praktischen Gesichtspunkt ver-
folgt, nämlich den, Dalberg, den künftigen Regenten
des Erzbisthums Mainz, davon zu überzeugen, wie
verderblich die Sucht zu regieren sei
. Dass ihm dies
schlecht gelungen ist, davon giebt schon dieser Brief an Forster
selbst Zeugniss, in dem gesagt wird, dass Dalberg die Richtig-
keit der Humboldt’schen Ansichten nicht habe zugeben wollen,
und für die Wirksamkeit des Staates einen weit grösseren
Kreis in Anspruch nehme.

Wie weit aber Dalberg’s Standpunkt von dem unsrer Schrift
entfernt blieb, das geht noch viel deutlicher aus einem kleinen
Aufsatze hervor, der unter dem Titel:

„Von den wahren Grenzen der Wirksamkeit des Staats in
Beziehung auf seine Mitglieder“ im Jahre 1793 zu Leipzig in
der Sommer’schen Buchhandlung anonym erschienen ist, und
der keinen Andren, als den Coadjutor selbst zum Verfasser hat.

Dieser Aufsatz schliesst sich durchweg auf das engste an
den Gedankengang der Humboldt’schen Schrift an, und fast
für jeden Passus in jenem lässt sich mit Leichtigkeit die Stelle
in dieser bezeichnen, durch welche er hervorgerufen ist. Zwar
ein ausgeführtes Gegenstück der vorstehenden Schrift ist er
nicht. Auf 45 Seiten des kleinsten Octavformats und des
splendidesten Drucks enthält er nichts weiter, als eine Anzahl
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[IV/0012] Gleich nach ihrer Vollendung wurde die Schrift Dalberg vorgelegt, der sie erst für sich las und dann Abschnitt für Ab- schnitt mit Humboldt durchging. Dabei stellte sich eine sehr wesentliche Differenz der Ansichten heraus. [Humboldt äussert in dem Briefe an Forster vom 1. Juni, dass er in der Rücksicht auf den nächsten Zweck der vorstehenden Schrift einen beson- dern Grund gefunden habe, sich mit so grosser Schärfe gegen alle Uebergriffe der Staatsgewalt zu erklären. So ideal mit- hin auch die Anlage des Ganzen ist, so hat der Verfasser doch nebenher einen sehr bestimmten praktischen Gesichtspunkt ver- folgt, nämlich den, Dalberg, den künftigen Regenten des Erzbisthums Mainz, davon zu überzeugen, wie verderblich die Sucht zu regieren sei. Dass ihm dies schlecht gelungen ist, davon giebt schon dieser Brief an Forster selbst Zeugniss, in dem gesagt wird, dass Dalberg die Richtig- keit der Humboldt’schen Ansichten nicht habe zugeben wollen, und für die Wirksamkeit des Staates einen weit grösseren Kreis in Anspruch nehme. Wie weit aber Dalberg’s Standpunkt von dem unsrer Schrift entfernt blieb, das geht noch viel deutlicher aus einem kleinen Aufsatze hervor, der unter dem Titel: „Von den wahren Grenzen der Wirksamkeit des Staats in Beziehung auf seine Mitglieder“ im Jahre 1793 zu Leipzig in der Sommer’schen Buchhandlung anonym erschienen ist, und der keinen Andren, als den Coadjutor selbst zum Verfasser hat. Dieser Aufsatz schliesst sich durchweg auf das engste an den Gedankengang der Humboldt’schen Schrift an, und fast für jeden Passus in jenem lässt sich mit Leichtigkeit die Stelle in dieser bezeichnen, durch welche er hervorgerufen ist. Zwar ein ausgeführtes Gegenstück der vorstehenden Schrift ist er nicht. Auf 45 Seiten des kleinsten Octavformats und des splendidesten Drucks enthält er nichts weiter, als eine Anzahl abgerissener Bemerkungen, wie sie sich dem Verfasser bei der

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Zitationshilfe: Humboldt, Wilhelm von: Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Breslau, 1851, S. IV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_grenzen_1851/12>, abgerufen am 23.11.2024.