Humboldt, Alexander von: Briefe aus Paraguay. In: Hertha, Bd. 2 (1825), S. 696-707.Briefe aus Paraguay, behauptet) verbreiten läßt. Jch habe gestern Gelegenheit gehabt,einen Landmann zu sehen, welcher Bonplands nächster Nach- bar ist und ihn täglich sieht. Er versichert, daß es ihm wohl- gehe, daß er Ländereien besitze, die ihm der Doktor Francia ge- geben, er die Arzneikunst ausübe, sich mit der Distillation von Brandwein aus Honig beschäftige, und daß er noch immer, wie seine täglich zunehmenden Sammlungen bezeugen, leiden- schaftlich Pflanzen sammle und beschreibe. Es ist mir nicht erlaubt worden, Briefe an ihn gelangen zu lassen. Er ist nicht in S. Anna bei Corrientes, sondern in S. Anna un- fern Candelaria aufgehoben worden. Das Klima ist hier über- aus angenehm, ja bisweilen so kalt, daß es diese Nacht gefroren hat ... (Jch finde nach der schönen Manuskript-Karte von Las- Briefe aus Paraguay, behauptet) verbreiten läßt. Jch habe geſtern Gelegenheit gehabt,einen Landmann zu ſehen, welcher Bonplands nächſter Nach- bar iſt und ihn täglich ſieht. Er verſichert, daß es ihm wohl- gehe, daß er Ländereien beſitze, die ihm der Doktor Francia ge- geben, er die Arzneikunſt ausübe, ſich mit der Diſtillation von Brandwein aus Honig beſchäftige, und daß er noch immer, wie ſeine täglich zunehmenden Sammlungen bezeugen, leiden- ſchaftlich Pflanzen ſammle und beſchreibe. Es iſt mir nicht erlaubt worden, Briefe an ihn gelangen zu laſſen. Er iſt nicht in S. Anna bei Corrientes, ſondern in S. Anna un- fern Candelaria aufgehoben worden. Das Klima iſt hier über- aus angenehm, ja bisweilen ſo kalt, daß es dieſe Nacht gefroren hat ... (Jch finde nach der ſchönen Manuſkript-Karte von Las- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <floatingText> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0010" n="704"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#b">Briefe aus Paraguay,</hi></fw><lb/> behauptet) verbreiten läßt. Jch habe geſtern Gelegenheit gehabt,<lb/> einen Landmann zu ſehen, welcher Bonplands nächſter Nach-<lb/> bar iſt und ihn täglich ſieht. Er verſichert, daß es ihm wohl-<lb/> gehe, daß er Ländereien beſitze, die ihm der Doktor Francia ge-<lb/> geben, er die Arzneikunſt ausübe, ſich mit der Diſtillation von<lb/> Brandwein aus Honig beſchäftige, und daß er noch immer,<lb/> wie ſeine täglich zunehmenden Sammlungen bezeugen, leiden-<lb/> ſchaftlich Pflanzen ſammle und beſchreibe. Es iſt mir nicht<lb/> erlaubt worden, Briefe an ihn gelangen zu laſſen. Er iſt<lb/> nicht in S. Anna bei Corrientes, ſondern in S. Anna un-<lb/> fern Candelaria aufgehoben worden. Das Klima iſt hier über-<lb/> aus angenehm, ja bisweilen ſo kalt, daß es dieſe Nacht<lb/> gefroren hat ...</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>(Jch finde nach der ſchönen Manuſkript-Karte von Las-<lb/> tarria, daß Jtapua unter 27° 22′ ſüdlicher Breite an dem<lb/> weſtlichen Ufer des Rio Parana liegt, faſt Candelaria ge-<lb/> genüber. Was Herr Grandſire von der Kanalverbindung<lb/> zwiſchen dem Amazonen- und Plata-Strome ſagt, bezieht<lb/> ſich auf die Nähe der drei großen Flüſſe Topayos, Ma-<lb/> deira und Paraguay, ſüdweſtlich von dem niedrigen Ge-<lb/> birge Parecis. Der Guaver<hi rendition="#aq">è</hi> oder Jtenes fließt in den<lb/> Madeira, der Jauru in den Paraguay-Strom. Südlich<lb/> von Santa Barbara nahet ſich der Aguapehi ſo ſehr dem<lb/> Rio Alegre, daß der Jſthmus nur 5322 portugaliſche Bra-<lb/> ças breit iſt. Auf dieſem Punkte wollte man, unter der<lb/> Staatsverwaltung des Grafen von Barca, einen Kanal gra-<lb/> ben. Die Stadt Villabella, dieſem Jſthmus nahe, auf dem<lb/> rechten Ufer des Guapor<hi rendition="#aq">è</hi>, oder Jtenes, etwas oberhalb der<lb/> Einmündung des Sarare, kann einſt für das Verkehr der<lb/> Völker im Jnnern von Amerika von großer Wichtigkeit<lb/> werden. Wenn man bedenkt, daß der Amazonenſtrom mit<lb/> dem Orinoko durch den Caſſiquiare zuſammenhängt, ſo er-<lb/> ſieht man, daß das Durchgraben des Jſthmus von Villa-<lb/> bella eine Flußverbindung zwiſchen dem Delta des Orinoko<lb/> (der Jnſel Trinidad gegenüber) und Buenos-Ayres oder<lb/></p> </div> </body> </floatingText> </div> </body> </text> </TEI> [704/0010]
Briefe aus Paraguay,
behauptet) verbreiten läßt. Jch habe geſtern Gelegenheit gehabt,
einen Landmann zu ſehen, welcher Bonplands nächſter Nach-
bar iſt und ihn täglich ſieht. Er verſichert, daß es ihm wohl-
gehe, daß er Ländereien beſitze, die ihm der Doktor Francia ge-
geben, er die Arzneikunſt ausübe, ſich mit der Diſtillation von
Brandwein aus Honig beſchäftige, und daß er noch immer,
wie ſeine täglich zunehmenden Sammlungen bezeugen, leiden-
ſchaftlich Pflanzen ſammle und beſchreibe. Es iſt mir nicht
erlaubt worden, Briefe an ihn gelangen zu laſſen. Er iſt
nicht in S. Anna bei Corrientes, ſondern in S. Anna un-
fern Candelaria aufgehoben worden. Das Klima iſt hier über-
aus angenehm, ja bisweilen ſo kalt, daß es dieſe Nacht
gefroren hat ...
(Jch finde nach der ſchönen Manuſkript-Karte von Las-
tarria, daß Jtapua unter 27° 22′ ſüdlicher Breite an dem
weſtlichen Ufer des Rio Parana liegt, faſt Candelaria ge-
genüber. Was Herr Grandſire von der Kanalverbindung
zwiſchen dem Amazonen- und Plata-Strome ſagt, bezieht
ſich auf die Nähe der drei großen Flüſſe Topayos, Ma-
deira und Paraguay, ſüdweſtlich von dem niedrigen Ge-
birge Parecis. Der Guaverè oder Jtenes fließt in den
Madeira, der Jauru in den Paraguay-Strom. Südlich
von Santa Barbara nahet ſich der Aguapehi ſo ſehr dem
Rio Alegre, daß der Jſthmus nur 5322 portugaliſche Bra-
ças breit iſt. Auf dieſem Punkte wollte man, unter der
Staatsverwaltung des Grafen von Barca, einen Kanal gra-
ben. Die Stadt Villabella, dieſem Jſthmus nahe, auf dem
rechten Ufer des Guaporè, oder Jtenes, etwas oberhalb der
Einmündung des Sarare, kann einſt für das Verkehr der
Völker im Jnnern von Amerika von großer Wichtigkeit
werden. Wenn man bedenkt, daß der Amazonenſtrom mit
dem Orinoko durch den Caſſiquiare zuſammenhängt, ſo er-
ſieht man, daß das Durchgraben des Jſthmus von Villa-
bella eine Flußverbindung zwiſchen dem Delta des Orinoko
(der Jnſel Trinidad gegenüber) und Buenos-Ayres oder
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