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Humboldt, Alexander von: Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Bd. 1, H. IV (1838), S. 1-40.

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Ueber die Schwankungen
in seinem oft erwähnten Werke über die edeln Metalle den Ertrag
der Goldwäschen von Nordamerika nur noch zu 130,000 Dollars an-
schlagen; aber wenige Jahre darauf stieg derselbe auf 800,000, ja
selbst auf eine Million Dollars. Jn der Grafschaft Cavarras
(Nord-Carolina) wurde ein Goldgeschiebe von 28 Pfund (englischem
avoir du poids-Gewicht) gefunden und daneben mehrere von vier
bis zehn Pfund.* Seit meiner Rückkehr aus Sibirien habe ich
ununterbrochen, und meist vergeblich, gesucht, mir eine genaue Aus-
kunft über den Fortgang der Goldwäschen in den südlichen Staaten
zu verschaffen, und erst ganz neuerlichst ist es mir geglückt, durch
die Güte des jetzigen Bank-Directors, Herrn Albert Gallatin, eines
der geistreichsten Staatsmänner** unserer Zeit, meine Wünsche
befriedigt zu sehen. Jch schalte hier einige Stellen aus einem Briefe
des vielgereisten Mannes ein:

"Der Goldreichthum des Urals und vielleicht des ganzen nörd-
lichen Asiens mußte allerdings Jhre Aufmerksamkeit auf unsere
Goldwäschen und auf unseren Goldbergbau in den südlichen Staaten
leiten. Jch hoffe, bald durch den Professor Patterson, der zugleich
der Director der Münze ist, und durch den Professor Renwick in
New-York, beide ausgezeichnete Mineralogen, Jhre geognostischen
Fragen beantworten zu können. Jetzt sende ich Jhnen, nach offiziellen
Documenten, die specielle Uebersicht von dem, was aus unserm in-
ländischen Golde seit 1824 in unserer Münze, ausgeprägt worden ist.***

* Nach handschriftlichen, mir von meinem ältesten Jugendfreunde, Herrn
Berghauptmann Freiesleben, mitgetheilten Nachrichten soll gar 1821 in
Anson County ein 48 Pfd. schweres Goldgeschiebe zwischen Geröllen
von Quarz und Grauwackenschiefer gefunden worden seyn. Diese
handschriftlichen Nachrichten begleiteten eine Sammlung von Minera-
lien, welche der Bruder des verstorbenen Akademie-Jnspectors Kohler
nach Freiberg sandte. -- Möchten doch nordamerikanische Gelehrte
uns etwas Bestimmteres über jene kolossalen Goldgeschiebe von 28
und 48 englischen Pfunden berichten!
** Aus Genf gebürtig, aber schon während des Befreiungskrieges in den
Vereinigten Staaten ansäßig, Minister der Finanzen unter Jeffer-
sons glänzender Präsidentschaft, dann Gesandter in Paris, St. Peters-
burg und London.
*** Diese statistische Uebersicht findet sich ebenfalls in dem überaus inhalt-
reichen American Almanac and Repository of useful knowledge for
1838. (Boston. publ. by Ch. Bower), p. 134, einem Werkchen, das
vielen europäischen zum Muster dienen könnte.

Ueber die Schwankungen
in ſeinem oft erwähnten Werke über die edeln Metalle den Ertrag
der Goldwäſchen von Nordamerika nur noch zu 130,000 Dollars an-
ſchlagen; aber wenige Jahre darauf ſtieg derſelbe auf 800,000, ja
ſelbſt auf eine Million Dollars. Jn der Grafſchaft Cavarras
(Nord-Carolina) wurde ein Goldgeſchiebe von 28 Pfund (engliſchem
avoir du poids-Gewicht) gefunden und daneben mehrere von vier
bis zehn Pfund.* Seit meiner Rückkehr aus Sibirien habe ich
ununterbrochen, und meiſt vergeblich, geſucht, mir eine genaue Aus-
kunft über den Fortgang der Goldwäſchen in den ſüdlichen Staaten
zu verſchaffen, und erſt ganz neuerlichſt iſt es mir geglückt, durch
die Güte des jetzigen Bank-Directors, Herrn Albert Gallatin, eines
der geiſtreichſten Staatsmänner** unſerer Zeit, meine Wünſche
befriedigt zu ſehen. Jch ſchalte hier einige Stellen aus einem Briefe
des vielgereisten Mannes ein:

„Der Goldreichthum des Urals und vielleicht des ganzen nörd-
lichen Aſiens mußte allerdings Jhre Aufmerkſamkeit auf unſere
Goldwäſchen und auf unſeren Goldbergbau in den ſüdlichen Staaten
leiten. Jch hoffe, bald durch den Profeſſor Patterſon, der zugleich
der Director der Münze iſt, und durch den Profeſſor Renwick in
New-York, beide ausgezeichnete Mineralogen, Jhre geognoſtiſchen
Fragen beantworten zu können. Jetzt ſende ich Jhnen, nach offiziellen
Documenten, die ſpecielle Ueberſicht von dem, was aus unſerm in-
ländiſchen Golde ſeit 1824 in unſerer Münze, ausgeprägt worden iſt.***

* Nach handſchriftlichen, mir von meinem älteſten Jugendfreunde, Herrn
Berghauptmann Freiesleben, mitgetheilten Nachrichten ſoll gar 1821 in
Anſon County ein 48 Pfd. ſchweres Goldgeſchiebe zwiſchen Geröllen
von Quarz und Grauwackenſchiefer gefunden worden ſeyn. Dieſe
handſchriftlichen Nachrichten begleiteten eine Sammlung von Minera-
lien, welche der Bruder des verſtorbenen Akademie-Jnſpectors Kohler
nach Freiberg ſandte. — Möchten doch nordamerikaniſche Gelehrte
uns etwas Beſtimmteres über jene koloſſalen Goldgeſchiebe von 28
und 48 engliſchen Pfunden berichten!
** Aus Genf gebürtig, aber ſchon während des Befreiungskrieges in den
Vereinigten Staaten anſäßig, Miniſter der Finanzen unter Jeffer-
ſons glänzender Präſidentſchaft, dann Geſandter in Paris, St. Peters-
burg und London.
*** Dieſe ſtatiſtiſche Ueberſicht findet ſich ebenfalls in dem überaus inhalt-
reichen American Almanac and Repository of useful knowledge for
1838. (Boſton. publ. by Ch. Bower), p. 134, einem Werkchen, das
vielen europäiſchen zum Muſter dienen könnte.
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[32/0033] Ueber die Schwankungen in ſeinem oft erwähnten Werke über die edeln Metalle den Ertrag der Goldwäſchen von Nordamerika nur noch zu 130,000 Dollars an- ſchlagen; aber wenige Jahre darauf ſtieg derſelbe auf 800,000, ja ſelbſt auf eine Million Dollars. Jn der Grafſchaft Cavarras (Nord-Carolina) wurde ein Goldgeſchiebe von 28 Pfund (engliſchem avoir du poids-Gewicht) gefunden und daneben mehrere von vier bis zehn Pfund. * Seit meiner Rückkehr aus Sibirien habe ich ununterbrochen, und meiſt vergeblich, geſucht, mir eine genaue Aus- kunft über den Fortgang der Goldwäſchen in den ſüdlichen Staaten zu verſchaffen, und erſt ganz neuerlichſt iſt es mir geglückt, durch die Güte des jetzigen Bank-Directors, Herrn Albert Gallatin, eines der geiſtreichſten Staatsmänner ** unſerer Zeit, meine Wünſche befriedigt zu ſehen. Jch ſchalte hier einige Stellen aus einem Briefe des vielgereisten Mannes ein: „Der Goldreichthum des Urals und vielleicht des ganzen nörd- lichen Aſiens mußte allerdings Jhre Aufmerkſamkeit auf unſere Goldwäſchen und auf unſeren Goldbergbau in den ſüdlichen Staaten leiten. Jch hoffe, bald durch den Profeſſor Patterſon, der zugleich der Director der Münze iſt, und durch den Profeſſor Renwick in New-York, beide ausgezeichnete Mineralogen, Jhre geognoſtiſchen Fragen beantworten zu können. Jetzt ſende ich Jhnen, nach offiziellen Documenten, die ſpecielle Ueberſicht von dem, was aus unſerm in- ländiſchen Golde ſeit 1824 in unſerer Münze, ausgeprägt worden iſt. *** * Nach handſchriftlichen, mir von meinem älteſten Jugendfreunde, Herrn Berghauptmann Freiesleben, mitgetheilten Nachrichten ſoll gar 1821 in Anſon County ein 48 Pfd. ſchweres Goldgeſchiebe zwiſchen Geröllen von Quarz und Grauwackenſchiefer gefunden worden ſeyn. Dieſe handſchriftlichen Nachrichten begleiteten eine Sammlung von Minera- lien, welche der Bruder des verſtorbenen Akademie-Jnſpectors Kohler nach Freiberg ſandte. — Möchten doch nordamerikaniſche Gelehrte uns etwas Beſtimmteres über jene koloſſalen Goldgeſchiebe von 28 und 48 engliſchen Pfunden berichten! ** Aus Genf gebürtig, aber ſchon während des Befreiungskrieges in den Vereinigten Staaten anſäßig, Miniſter der Finanzen unter Jeffer- ſons glänzender Präſidentſchaft, dann Geſandter in Paris, St. Peters- burg und London. *** Dieſe ſtatiſtiſche Ueberſicht findet ſich ebenfalls in dem überaus inhalt- reichen American Almanac and Repository of useful knowledge for 1838. (Boſton. publ. by Ch. Bower), p. 134, einem Werkchen, das vielen europäiſchen zum Muſter dienen könnte.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Bd. 1, H. IV (1838), S. 1-40, hier S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_schwankungen_1838/33>, abgerufen am 26.04.2024.