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Humboldt, Alexander von: Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Bd. 1, H. IV (1838), S. 1-40.

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Ueber die Schwankungen
Continent gehabt? Der brasilischen Goldwäschen ist hier kaum Erwäh-
nung zu thun, da sie in jener Zeit jährlich kaum 1700 Mark lie-
ferten. Will man nun auch annehmen, daß in diesen dem ersten
Ausbruch der Revolution näheren zwölf Jahren die Golderzeugung
des spanischen Amerika bis unter 1/3 von dem gesunken sey, was in
der letzten blühenden Epoche (1800-1806) der mittlere Goldertrag
gewesen war, so beträgt der zwölfjährige Verlust der Jmportation
(1816-1827) doch nur 83,200 Kil. Nun hat aber der Ural in
den Jahren 1823-1827 bereits einen Ersatz von 17,300 Kil.
gegeben. Es sind also im Ganzen in jenen zwölf Jahren nur
286,000 Mark Gold weniger nach Europa gekommen. Jch habe
geflissentlich ein Beispiel ausgewählt, welches hinlänglich sichere nu-
merische Elemente darbietet. Das gefundene Resultat ist die Ent-
behrung einer Goldmenge, die nur zwischen 1/4 und 1/5 des, während

geeignet, über das Verhältniß des Tauschwerthes der Metalle ein
richtiges Urtheil zu gewähren. Jn London sind die Preise des unge-
münzten Goldes und des Silbers beide veränderlich; es wird beides
gegen das gemünzte englische Geld oder gegen die jenes Geld reprä-
sentirenden Noten verhandelt. Jn Hamburg dagegen hat das unge-
münzte Silber keinen veränderlichen Preis, es ist selbst das Maaß,
welches alle andern Preise bestimmt. Die feine Cölnische Mark a 273/4
Mark banco ist die Valuta, in der alle Waaren, und also auch das
ungemünzte Geld, gehandelt und berechnet werden. Es unterliegen
die Verhältnisse der Preise beider Metalle in London doppelten Zu-
fälligkeiten in Vergleich mit Hamburg. Soll in London eine bedeu-
tende Quantität Silber gegen Gold eingehandelt werden, so muß zu-
förderst das Silber verkauft werden, wodurch der Preis des Silbers
etwas fällt. Für das gelöste Geld wird Gold gekauft, wodurch das
Gold also steigt. Jst eine solche Operation von Belang, so wird das
Verhältniß des Goldes zum Silber doppelt erhöht, das Gold steigt
und das Silber fällt. Bei einer ganz ähnlichen Operation in Ham-
burg findet kein Verkauf des Silbers statt: der Preis des Silbers
ist unveränderlich und nur das verursachte Steigen des Goldes ändert
das Verhältniß." Hier folgen einzelne Gruppen von Jahren aus der
von meinem Freunde mitgetheilten Tabelle der Hamburger Ver-
hältnisse:
1816: 15,790 -- 1817: 15,635. -- 1818: 15,685 -- 1819: 15,642.
-- 1820: 15,660. -- 1825: 15,693. -- 1826: 15,750. -- 1827:
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1834: 15,663. -- 1835: 15,693. 1836: 15,733. -- 1837: 15,711.

Ueber die Schwankungen
Continent gehabt? Der braſiliſchen Goldwäſchen iſt hier kaum Erwäh-
nung zu thun, da ſie in jener Zeit jährlich kaum 1700 Mark lie-
ferten. Will man nun auch annehmen, daß in dieſen dem erſten
Ausbruch der Revolution näheren zwölf Jahren die Golderzeugung
des ſpaniſchen Amerika bis unter ⅓ von dem geſunken ſey, was in
der letzten blühenden Epoche (1800–1806) der mittlere Goldertrag
geweſen war, ſo beträgt der zwölfjährige Verluſt der Jmportation
(1816–1827) doch nur 83,200 Kil. Nun hat aber der Ural in
den Jahren 1823–1827 bereits einen Erſatz von 17,300 Kil.
gegeben. Es ſind alſo im Ganzen in jenen zwölf Jahren nur
286,000 Mark Gold weniger nach Europa gekommen. Jch habe
gefliſſentlich ein Beiſpiel ausgewählt, welches hinlänglich ſichere nu-
meriſche Elemente darbietet. Das gefundene Reſultat iſt die Ent-
behrung einer Goldmenge, die nur zwiſchen ¼ und ⅕ des, während

geeignet, über das Verhältniß des Tauſchwerthes der Metalle ein
richtiges Urtheil zu gewähren. Jn London ſind die Preiſe des unge-
münzten Goldes und des Silbers beide veränderlich; es wird beides
gegen das gemünzte engliſche Geld oder gegen die jenes Geld reprä-
ſentirenden Noten verhandelt. Jn Hamburg dagegen hat das unge-
münzte Silber keinen veränderlichen Preis, es iſt ſelbſt das Maaß,
welches alle andern Preiſe beſtimmt. Die feine Cölniſche Mark à 27¾
Mark banco iſt die Valuta, in der alle Waaren, und alſo auch das
ungemünzte Geld, gehandelt und berechnet werden. Es unterliegen
die Verhältniſſe der Preiſe beider Metalle in London doppelten Zu-
fälligkeiten in Vergleich mit Hamburg. Soll in London eine bedeu-
tende Quantität Silber gegen Gold eingehandelt werden, ſo muß zu-
förderſt das Silber verkauft werden, wodurch der Preis des Silbers
etwas fällt. Für das gelöste Geld wird Gold gekauft, wodurch das
Gold alſo ſteigt. Jſt eine ſolche Operation von Belang, ſo wird das
Verhältniß des Goldes zum Silber doppelt erhöht, das Gold ſteigt
und das Silber fällt. Bei einer ganz ähnlichen Operation in Ham-
burg findet kein Verkauf des Silbers ſtatt: der Preis des Silbers
iſt unveränderlich und nur das verurſachte Steigen des Goldes ändert
das Verhältniß.“ Hier folgen einzelne Gruppen von Jahren aus der
von meinem Freunde mitgetheilten Tabelle der Hamburger Ver-
hältniſſe:
1816: 15,790 — 1817: 15,635. — 1818: 15,685 — 1819: 15,642.
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[36/0037] Ueber die Schwankungen Continent gehabt? Der braſiliſchen Goldwäſchen iſt hier kaum Erwäh- nung zu thun, da ſie in jener Zeit jährlich kaum 1700 Mark lie- ferten. Will man nun auch annehmen, daß in dieſen dem erſten Ausbruch der Revolution näheren zwölf Jahren die Golderzeugung des ſpaniſchen Amerika bis unter ⅓ von dem geſunken ſey, was in der letzten blühenden Epoche (1800–1806) der mittlere Goldertrag geweſen war, ſo beträgt der zwölfjährige Verluſt der Jmportation (1816–1827) doch nur 83,200 Kil. Nun hat aber der Ural in den Jahren 1823–1827 bereits einen Erſatz von 17,300 Kil. gegeben. Es ſind alſo im Ganzen in jenen zwölf Jahren nur 286,000 Mark Gold weniger nach Europa gekommen. Jch habe gefliſſentlich ein Beiſpiel ausgewählt, welches hinlänglich ſichere nu- meriſche Elemente darbietet. Das gefundene Reſultat iſt die Ent- behrung einer Goldmenge, die nur zwiſchen ¼ und ⅕ des, während * * geeignet, über das Verhältniß des Tauſchwerthes der Metalle ein richtiges Urtheil zu gewähren. Jn London ſind die Preiſe des unge- münzten Goldes und des Silbers beide veränderlich; es wird beides gegen das gemünzte engliſche Geld oder gegen die jenes Geld reprä- ſentirenden Noten verhandelt. Jn Hamburg dagegen hat das unge- münzte Silber keinen veränderlichen Preis, es iſt ſelbſt das Maaß, welches alle andern Preiſe beſtimmt. Die feine Cölniſche Mark à 27¾ Mark banco iſt die Valuta, in der alle Waaren, und alſo auch das ungemünzte Geld, gehandelt und berechnet werden. Es unterliegen die Verhältniſſe der Preiſe beider Metalle in London doppelten Zu- fälligkeiten in Vergleich mit Hamburg. Soll in London eine bedeu- tende Quantität Silber gegen Gold eingehandelt werden, ſo muß zu- förderſt das Silber verkauft werden, wodurch der Preis des Silbers etwas fällt. Für das gelöste Geld wird Gold gekauft, wodurch das Gold alſo ſteigt. Jſt eine ſolche Operation von Belang, ſo wird das Verhältniß des Goldes zum Silber doppelt erhöht, das Gold ſteigt und das Silber fällt. Bei einer ganz ähnlichen Operation in Ham- burg findet kein Verkauf des Silbers ſtatt: der Preis des Silbers iſt unveränderlich und nur das verurſachte Steigen des Goldes ändert das Verhältniß.“ Hier folgen einzelne Gruppen von Jahren aus der von meinem Freunde mitgetheilten Tabelle der Hamburger Ver- hältniſſe: 1816: 15,790 — 1817: 15,635. — 1818: 15,685 — 1819: 15,642. — 1820: 15,660. — 1825: 15,693. — 1826: 15,750. — 1827: 15,727. — 1828: 15,776. — 1829: 15,769. — 1833: 15,748. — 1834: 15,663. — 1835: 15,693. 1836: 15,733. — 1837: 15,711.

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Ueber die Schwankungen der Goldproduktion mit Rücksicht auf staatswirthschaftliche Probleme. In: Deutsche Vierteljahrs Schrift, Bd. 1, H. IV (1838), S. 1-40, hier S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_schwankungen_1838/37>, abgerufen am 23.11.2024.