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Humboldt, Alexander von: Vorwort von Alexander von Humboldt; Über einige sehr wichtige Punkte der Geographie Guayana's von Alexander von Humboldt. In: Schomburgk, O. A.: Robert Hermann Schomburgk's Reisen in Guiana und am Orinoko während der Jahre 1835-1839. Leipzig, 1841, S. XV-XXIII; S. 1-39.

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und des untern Orinoko zu der Trinitätsinsel. Von der
Zeit an fixirte sich die Mythe vom Dorado in dem östli-
chen Theile von Guyana zwischen dem 62 und 66° der
Länge, in der Gegend, welche erst neuerdings Gegenstand
nützlicher und schwieriger Forschungen geworden ist.
Dieselben Namen wurden andern Oertlichkeiten zuge-
theilt; die geographische Mythe modifizirte sich nach der
Gestaltung eines Landes, welches, am Fusse des Pacarai-
nagebirges gelegen, häufigen Ueberschwemmungen ausge-
setzt ist. Wie überhaupt immer die Quellen grosser Flüsse
die menschliche Neugier gereizt haben, indem sie ein un-
begrenztes Feld zu den gewagtesten Hypothesen darbieten,
so zeigt sich auch die Frage von den Quellen des Orinoko
eng verbunden mit der Entdeckung des Dorado im östli-
chen Guyana. Die von einem gewissen Martinez erdichte-
ten, von Raleigh verbreiteten und in der abenteuerlichen
Geschichte Martin Juan's de Albujar nachgeahmten Sa-
gen, hatten im Jahre 1595 die Phantasie Antonio's de Ber-
rio und seines Maese de Campo, Domingo de Vera, ent-
flammt. Dieser Martinez war nämlich von den Karaiben
"von Stadt zu Stadt geführt worden, bis er nach Manoa,
der Hauptstadt des Dorado kam, wo er einen Verwandten
des Inka Atabalipa (Atahualpa) zu sehen glaubte, den er
schon in Caxamarea gekannt zu haben behauptete." Da
Martinez am obern Caroni wohnte, der von dem Pacaraina-
gebirge herabkommt, und nach langer Abwesenheit unter
den Indianern auf der Trinitätsinsel vom Rio Essequibo
aus wieder erschien, so hat er ohne Zweifel dazu beigetra-
gen, den See Manoa auf dem Isthmus des Rupunuri oder
Rupunuwini genau zu bestimmen. Dieser See wurde nach

und des untern Orinoko zu der Trinitätsinsel. Von der
Zeit an fixirte sich die Mythe vom Dorado in dem östli-
chen Theile von Guyana zwischen dem 62 und 66° der
Länge, in der Gegend, welche erst neuerdings Gegenstand
nützlicher und schwieriger Forschungen geworden ist.
Dieselben Namen wurden andern Oertlichkeiten zuge-
theilt; die geographische Mythe modifizirte sich nach der
Gestaltung eines Landes, welches, am Fusse des Pacarai-
nagebirges gelegen, häufigen Ueberschwemmungen ausge-
setzt ist. Wie überhaupt immer die Quellen grosser Flüsse
die menschliche Neugier gereizt haben, indem sie ein un-
begrenztes Feld zu den gewagtesten Hypothesen darbieten,
so zeigt sich auch die Frage von den Quellen des Orinoko
eng verbunden mit der Entdeckung des Dorado im östli-
chen Guyana. Die von einem gewissen Martinez erdichte-
ten, von Raleigh verbreiteten und in der abenteuerlichen
Geschichte Martin Juan's de Albujar nachgeahmten Sa-
gen, hatten im Jahre 1595 die Phantasie Antonio's de Ber-
rio und seines Maese de Campo, Domingo de Vera, ent-
flammt. Dieser Martinez war nämlich von den Karaiben
„von Stadt zu Stadt geführt worden, bis er nach Manoa,
der Hauptstadt des Dorado kam, wo er einen Verwandten
des Inka Atabalipa (Atahualpa) zu sehen glaubte, den er
schon in Caxamarea gekannt zu haben behauptete.“ Da
Martinez am obern Caroni wohnte, der von dem Pacaraina-
gebirge herabkommt, und nach langer Abwesenheit unter
den Indianern auf der Trinitätsinsel vom Rio Essequibo
aus wieder erschien, so hat er ohne Zweifel dazu beigetra-
gen, den See Manoa auf dem Isthmus des Rupunuri oder
Rupunuwini genau zu bestimmen. Dieser See wurde nach

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[18/0030] und des untern Orinoko zu der Trinitätsinsel. Von der Zeit an fixirte sich die Mythe vom Dorado in dem östli- chen Theile von Guyana zwischen dem 62 und 66° der Länge, in der Gegend, welche erst neuerdings Gegenstand nützlicher und schwieriger Forschungen geworden ist. Dieselben Namen wurden andern Oertlichkeiten zuge- theilt; die geographische Mythe modifizirte sich nach der Gestaltung eines Landes, welches, am Fusse des Pacarai- nagebirges gelegen, häufigen Ueberschwemmungen ausge- setzt ist. Wie überhaupt immer die Quellen grosser Flüsse die menschliche Neugier gereizt haben, indem sie ein un- begrenztes Feld zu den gewagtesten Hypothesen darbieten, so zeigt sich auch die Frage von den Quellen des Orinoko eng verbunden mit der Entdeckung des Dorado im östli- chen Guyana. Die von einem gewissen Martinez erdichte- ten, von Raleigh verbreiteten und in der abenteuerlichen Geschichte Martin Juan's de Albujar nachgeahmten Sa- gen, hatten im Jahre 1595 die Phantasie Antonio's de Ber- rio und seines Maese de Campo, Domingo de Vera, ent- flammt. Dieser Martinez war nämlich von den Karaiben „von Stadt zu Stadt geführt worden, bis er nach Manoa, der Hauptstadt des Dorado kam, wo er einen Verwandten des Inka Atabalipa (Atahualpa) zu sehen glaubte, den er schon in Caxamarea gekannt zu haben behauptete.“ Da Martinez am obern Caroni wohnte, der von dem Pacaraina- gebirge herabkommt, und nach langer Abwesenheit unter den Indianern auf der Trinitätsinsel vom Rio Essequibo aus wieder erschien, so hat er ohne Zweifel dazu beigetra- gen, den See Manoa auf dem Isthmus des Rupunuri oder Rupunuwini genau zu bestimmen. Dieser See wurde nach

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