Humboldt, Alexander von: Vorwort. In: Humboldt, Wilhelm von: Gesammelte Werke. Bd. 1. Berlin, 1841, S. III-VI.schiedensten Zeitepochen und unter den wech- Die litterarische Anordnung des Ganzen Meine Lage hat mir nicht erlaubt, die Her- schiedensten Zeitepochen und unter den wech- Die litterarische Anordnung des Ganzen Meine Lage hat mir nicht erlaubt, die Her- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0002" n="IV"/> schiedensten Zeitepochen und unter den wech-<lb/> selnden Eindrücken grosser Ereignisse des<lb/> Völkerlebens erzeugt wurden. Sie offenbaren<lb/> uns den Menschen in dem ganzen Reichthum<lb/> seines herrlichen Gemüthes und seiner See-<lb/> lenkraft, den Politiker, gleichzeitig gestärkt, in<lb/> seiner freien Sinnesart, durch eine tiefe Kennt-<lb/> niss des Alterthums von Hellas, Latium und<lb/> Indien, wie durch ein ernstes Eindringen in<lb/> den Zusammenhang der neuesten Weltbege-<lb/> benheiten.</p><lb/> <p>Die litterarische Anordnung des Ganzen<lb/> ist nicht in chronologischer Folge, sondern<lb/> nach einer gewissen Gleichartigkeit des Stof-<lb/> fes geschehen. An die Gleichartigkeit der<lb/> Behandlungsweise des Stoffes brauche ich nicht<lb/> zu erinnern. Es zeigt sich darin, wie ich schon<lb/> an einem andern Orte auszusprechen gewagt<lb/> habe, eine eigenthümliche Grösse, die nicht<lb/> aus intellectuellen Anlagen allein, sondern vor-<lb/> zugsweise aus der Grösse des Charakters, aus<lb/> einem von der Gegenwart nie beschränkten<lb/> Sinne und aus den unergründeten Tiefen der<lb/> Gefühle entspringt.</p><lb/> <p>Meine Lage hat mir nicht erlaubt, die Her-<lb/> ausgabe der Schriften selbst zu übernehmen.<lb/> Ich würde haben fürchten müssen, durch Rei-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [IV/0002]
schiedensten Zeitepochen und unter den wech-
selnden Eindrücken grosser Ereignisse des
Völkerlebens erzeugt wurden. Sie offenbaren
uns den Menschen in dem ganzen Reichthum
seines herrlichen Gemüthes und seiner See-
lenkraft, den Politiker, gleichzeitig gestärkt, in
seiner freien Sinnesart, durch eine tiefe Kennt-
niss des Alterthums von Hellas, Latium und
Indien, wie durch ein ernstes Eindringen in
den Zusammenhang der neuesten Weltbege-
benheiten.
Die litterarische Anordnung des Ganzen
ist nicht in chronologischer Folge, sondern
nach einer gewissen Gleichartigkeit des Stof-
fes geschehen. An die Gleichartigkeit der
Behandlungsweise des Stoffes brauche ich nicht
zu erinnern. Es zeigt sich darin, wie ich schon
an einem andern Orte auszusprechen gewagt
habe, eine eigenthümliche Grösse, die nicht
aus intellectuellen Anlagen allein, sondern vor-
zugsweise aus der Grösse des Charakters, aus
einem von der Gegenwart nie beschränkten
Sinne und aus den unergründeten Tiefen der
Gefühle entspringt.
Meine Lage hat mir nicht erlaubt, die Her-
ausgabe der Schriften selbst zu übernehmen.
Ich würde haben fürchten müssen, durch Rei-
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