Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Humboldt, Alexander von: An Hrn Delambre in Paris. Lima, d[en] 25[.] November 1802; An Hrn[.] Prof. Willdenow in Berlin. Mexiko, den 29[.] April 1803. In: Neue Berlinische Monatschrift, Bd. 10 (1803), S. 241-272.

Bild:
<< vorherige Seite

1. A. v. Humboldt.
Fundamenten beschäftiget; hievon sind, meiner
Meinung nach, wenigstens die Mühlsteine noch
nicht von der Stelle gerücktr). Ein edelmüthi-

r) Zum Andenken der in Peru seit dem J. 1737
auf Befehl des Königs Ludwig XIV von Frank-
reich angefangenen Gradmessung, vorzüglich
aber zur Feststellung der Endpunkte der Grund-
linie, welche in der Ebene Paruqui gemessen
worden, ließ Hr de la Condamine in den J.
1740 bis1742 zwei Pyramiden mit Ueberwin
dung unsäglicher Schwierigkeiten errichten, und
zwei Mühlsteine in die Bais derselben so en-
senken, daß die beiden Meßstangen, welche die
äußersten Endpunkte der Grundlinie abgegeben
hatten, in die leeren Zentralräume jener Steine
zu stehen kamen. Dies war mit Genehmigung
der Regierung in Lima geschehen. Jn der
Folge erhob aber einer der Spanischen Gelehr-
ten, welche der Expedizion beigestellt waren,
Don George Juan, darüber Klage. Es ward
sogar zwischen beiden Regierungen darüber kor-
respondirt; und, ungeachtet aller von der Aka-
demie der Wissensch. zu Paris angeführten
triftigen Gründe, dies nützliche Denkmaal im
J. 1747 auf Befehl des Spanischen Hofes ver-
nichtet. Kurz darauf aber zu spät, ward der
Befehl wiederrufen; allein la Condamine ver-
sichert, daß die bald nachher beabsichtigte Wie-
R 2

1. A. v. Humboldt.
Fundamenten beschaͤftiget; hievon ſind, meiner
Meinung nach, wenigſtens die Muͤhlſteine noch
nicht von der Stelle geruͤcktr). Ein edelmuͤthi-

r) Zum Andenken der in Peru ſeit dem J. 1737
auf Befehl des Koͤnigs Ludwig XIV von Frank-
reich angefangenen Gradmeſſung, vorzuͤglich
aber zur Feſtſtellung der Endpunkte der Grund-
linie, welche in der Ebene Paruqui gemeſſen
worden, ließ Hr de la Condamine in den J.
1740 bis1742 zwei Pyramiden mit Ueberwin
dung unſaͤglicher Schwierigkeiten errichten, und
zwei Muͤhlſteine in die Bais derſelben ſo en-
ſenken, daß die beiden Meßſtangen, welche die
aͤußerſten Endpunkte der Grundlinie abgegeben
hatten, in die leeren Zentralraͤume jener Steine
zu ſtehen kamen. Dies war mit Genehmigung
der Regierung in Lima geſchehen. Jn der
Folge erhob aber einer der Spaniſchen Gelehr-
ten, welche der Expedizion beigeſtellt waren,
Don George Juan, daruͤber Klage. Es ward
ſogar zwiſchen beiden Regierungen daruͤber kor-
reſpondirt; und, ungeachtet aller von der Aka-
demie der Wiſſenſch. zu Paris angefuͤhrten
triftigen Gruͤnde, dies nuͤtzliche Denkmaal im
J. 1747 auf Befehl des Spaniſchen Hofes ver-
nichtet. Kurz darauf aber zu ſpaͤt, ward der
Befehl wiederrufen; allein la Condamine ver-
ſichert, daß die bald nachher beabſichtigte Wie-
R 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0021" n="259"/><fw type="header" place="top">1. A. v. Humboldt.</fw><lb/>
Fundamenten bescha&#x0364;ftiget; hievon &#x017F;ind, meiner<lb/>
Meinung nach, wenig&#x017F;tens die Mu&#x0364;hl&#x017F;teine noch<lb/>
nicht von der Stelle geru&#x0364;ckt<note xml:id="note4part1" n="r)" place="foot" next="#note4part2">Zum Andenken der in Peru &#x017F;eit dem J. 1737<lb/>
auf Befehl des Ko&#x0364;nigs Ludwig <hi rendition="#aq">XIV</hi> von Frank-<lb/>
reich angefangenen Gradme&#x017F;&#x017F;ung, vorzu&#x0364;glich<lb/>
aber zur Fe&#x017F;t&#x017F;tellung der Endpunkte der Grund-<lb/>
linie, welche in der Ebene Paruqui geme&#x017F;&#x017F;en<lb/>
worden, ließ Hr de la Condamine in den J.<lb/>
1740 bis1742 zwei Pyramiden mit Ueberwin<lb/>
dung un&#x017F;a&#x0364;glicher Schwierigkeiten errichten, und<lb/>
zwei Mu&#x0364;hl&#x017F;teine in die Bais der&#x017F;elben &#x017F;o en-<lb/>
&#x017F;enken, daß die beiden Meß&#x017F;tangen, welche die<lb/>
a&#x0364;ußer&#x017F;ten Endpunkte der Grundlinie abgegeben<lb/>
hatten, in die leeren Zentralra&#x0364;ume jener Steine<lb/>
zu &#x017F;tehen kamen. Dies war mit Genehmigung<lb/>
der Regierung in Lima ge&#x017F;chehen. Jn der<lb/>
Folge erhob aber einer der Spani&#x017F;chen Gelehr-<lb/>
ten, welche der Expedizion beige&#x017F;tellt waren,<lb/>
Don George Juan, daru&#x0364;ber Klage. Es ward<lb/>
&#x017F;ogar zwi&#x017F;chen beiden Regierungen daru&#x0364;ber kor-<lb/>
re&#x017F;pondirt; und, ungeachtet aller von der Aka-<lb/>
demie der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;ch. zu Paris angefu&#x0364;hrten<lb/>
triftigen Gru&#x0364;nde, dies nu&#x0364;tzliche Denkmaal im<lb/>
J. 1747 auf Befehl des Spani&#x017F;chen Hofes ver-<lb/>
nichtet. Kurz darauf aber zu &#x017F;pa&#x0364;t, ward der<lb/>
Befehl wiederrufen; allein la Condamine ver-<lb/>
&#x017F;ichert, daß die bald nachher beab&#x017F;ichtigte Wie-<lb/></note>. Ein edelmu&#x0364;thi-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">R 2</hi></fw>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0021] 1. A. v. Humboldt. Fundamenten beschaͤftiget; hievon ſind, meiner Meinung nach, wenigſtens die Muͤhlſteine noch nicht von der Stelle geruͤckt r). Ein edelmuͤthi- r) Zum Andenken der in Peru ſeit dem J. 1737 auf Befehl des Koͤnigs Ludwig XIV von Frank- reich angefangenen Gradmeſſung, vorzuͤglich aber zur Feſtſtellung der Endpunkte der Grund- linie, welche in der Ebene Paruqui gemeſſen worden, ließ Hr de la Condamine in den J. 1740 bis1742 zwei Pyramiden mit Ueberwin dung unſaͤglicher Schwierigkeiten errichten, und zwei Muͤhlſteine in die Bais derſelben ſo en- ſenken, daß die beiden Meßſtangen, welche die aͤußerſten Endpunkte der Grundlinie abgegeben hatten, in die leeren Zentralraͤume jener Steine zu ſtehen kamen. Dies war mit Genehmigung der Regierung in Lima geſchehen. Jn der Folge erhob aber einer der Spaniſchen Gelehr- ten, welche der Expedizion beigeſtellt waren, Don George Juan, daruͤber Klage. Es ward ſogar zwiſchen beiden Regierungen daruͤber kor- reſpondirt; und, ungeachtet aller von der Aka- demie der Wiſſenſch. zu Paris angefuͤhrten triftigen Gruͤnde, dies nuͤtzliche Denkmaal im J. 1747 auf Befehl des Spaniſchen Hofes ver- nichtet. Kurz darauf aber zu ſpaͤt, ward der Befehl wiederrufen; allein la Condamine ver- ſichert, daß die bald nachher beabſichtigte Wie- R 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Eine weitere Fassung dieses Textes finden Sie in der Ausgabe Sämtliche Schriften digital (2021 ff.) der Universität Bern.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_willdenow_1803
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_willdenow_1803/21
Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: An Hrn Delambre in Paris. Lima, d[en] 25[.] November 1802; An Hrn[.] Prof. Willdenow in Berlin. Mexiko, den 29[.] April 1803. In: Neue Berlinische Monatschrift, Bd. 10 (1803), S. 241-272, hier S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_willdenow_1803/21>, abgerufen am 23.11.2024.