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Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822.

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denheit der Sprache und des Styls, die sie entdeckt
haben.

Daher übergehe ich ganz die Menge von wun-
derbaren Geschichten und Sagen des alten Testa-
ments. Nur ein leichtsinniger Spötter kann dies
heilige Buch, in dem wir so viel Gutes, Schönes
und Göttliches finden, frevelhaft höhnend herab-
würdigen, weil es ihm unmöglich ist, sich in den
Geist der orientalischen Vorwelt und Dichtung zu
versetzen, und weil er zu wenig geschichtliche und
Sprachkenntnisse besitzt, um neuere Einschiebsel und
Entstellungen von dem Urtext zu sondern. Wer sich
durch die Schriften gelehrter und geistvoller Män-
ner, eines Jerusalem, Teller, Herder, Eichhorn,
Paulus, Stolz, de Wette u. a. zu belehren sucht,
der handelt wahrlich vernünftiger und klüger, als
jener, der nach unzuverläßigen Uebersetzungen, de-
ren Verfasser oft kaum ihre Muttersprache, geschwei-
ge denn eine ältere verstanden, den Jnhalt der
heiligen Schrift beurtheilen und ihn vielleicht gar
verspotten will.

Von den Juden, denen wir so Manches ver-
danken, was wir füglich entbehren könnten, stam-
men auch die Ordalien oder Gottesurtheile unserer
Vorfahren her. Wir kennen von den israelitischen
Ordalien eigentlich nur eines, das verfluchte
Eiferwasser
oder Bitterwasser, von welchem
im 4ten Buch Mos. Kap. 5. V. 11. u. ff. die Rede
ist. Wenn nemlich ein Mann gegen seine Gattin
den Verdacht der Untreue hegte, so mußte er sie,
nach der Verordnung des Gesetzgebers, zu einem
Priester führen, der ihr unter fürchterlichen Be-
schwörungen, ein bitteres Wasser zu trinken gab.
Blieb sie nach dem Genuß dieses Wassers gesund,
so sollte sie für unschuldig gehalten werden; ward
sie hingegen krank, so galt es für einen Beweis
ehelicher Untreue. Diese Ordalie ist ganz im Geiste

denheit der Sprache und des Styls, die ſie entdeckt
haben.

Daher uͤbergehe ich ganz die Menge von wun-
derbaren Geſchichten und Sagen des alten Teſta-
ments. Nur ein leichtſinniger Spoͤtter kann dies
heilige Buch, in dem wir ſo viel Gutes, Schoͤnes
und Goͤttliches finden, frevelhaft hoͤhnend herab-
wuͤrdigen, weil es ihm unmoͤglich iſt, ſich in den
Geiſt der orientaliſchen Vorwelt und Dichtung zu
verſetzen, und weil er zu wenig geſchichtliche und
Sprachkenntniſſe beſitzt, um neuere Einſchiebſel und
Entſtellungen von dem Urtext zu ſondern. Wer ſich
durch die Schriften gelehrter und geiſtvoller Maͤn-
ner, eines Jeruſalem, Teller, Herder, Eichhorn,
Paulus, Stolz, de Wette u. a. zu belehren ſucht,
der handelt wahrlich vernuͤnftiger und kluͤger, als
jener, der nach unzuverlaͤßigen Ueberſetzungen, de-
ren Verfaſſer oft kaum ihre Mutterſprache, geſchwei-
ge denn eine aͤltere verſtanden, den Jnhalt der
heiligen Schrift beurtheilen und ihn vielleicht gar
verſpotten will.

Von den Juden, denen wir ſo Manches ver-
danken, was wir fuͤglich entbehren koͤnnten, ſtam-
men auch die Ordalien oder Gottesurtheile unſerer
Vorfahren her. Wir kennen von den iſraelitiſchen
Ordalien eigentlich nur eines, das verfluchte
Eiferwaſſer
oder Bitterwaſſer, von welchem
im 4ten Buch Moſ. Kap. 5. V. 11. u. ff. die Rede
iſt. Wenn nemlich ein Mann gegen ſeine Gattin
den Verdacht der Untreue hegte, ſo mußte er ſie,
nach der Verordnung des Geſetzgebers, zu einem
Prieſter fuͤhren, der ihr unter fuͤrchterlichen Be-
ſchwoͤrungen, ein bitteres Waſſer zu trinken gab.
Blieb ſie nach dem Genuß dieſes Waſſers geſund,
ſo ſollte ſie fuͤr unſchuldig gehalten werden; ward
ſie hingegen krank, ſo galt es fuͤr einen Beweis
ehelicher Untreue. Dieſe Ordalie iſt ganz im Geiſte

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[326/0360] denheit der Sprache und des Styls, die ſie entdeckt haben. Daher uͤbergehe ich ganz die Menge von wun- derbaren Geſchichten und Sagen des alten Teſta- ments. Nur ein leichtſinniger Spoͤtter kann dies heilige Buch, in dem wir ſo viel Gutes, Schoͤnes und Goͤttliches finden, frevelhaft hoͤhnend herab- wuͤrdigen, weil es ihm unmoͤglich iſt, ſich in den Geiſt der orientaliſchen Vorwelt und Dichtung zu verſetzen, und weil er zu wenig geſchichtliche und Sprachkenntniſſe beſitzt, um neuere Einſchiebſel und Entſtellungen von dem Urtext zu ſondern. Wer ſich durch die Schriften gelehrter und geiſtvoller Maͤn- ner, eines Jeruſalem, Teller, Herder, Eichhorn, Paulus, Stolz, de Wette u. a. zu belehren ſucht, der handelt wahrlich vernuͤnftiger und kluͤger, als jener, der nach unzuverlaͤßigen Ueberſetzungen, de- ren Verfaſſer oft kaum ihre Mutterſprache, geſchwei- ge denn eine aͤltere verſtanden, den Jnhalt der heiligen Schrift beurtheilen und ihn vielleicht gar verſpotten will. Von den Juden, denen wir ſo Manches ver- danken, was wir fuͤglich entbehren koͤnnten, ſtam- men auch die Ordalien oder Gottesurtheile unſerer Vorfahren her. Wir kennen von den iſraelitiſchen Ordalien eigentlich nur eines, das verfluchte Eiferwaſſer oder Bitterwaſſer, von welchem im 4ten Buch Moſ. Kap. 5. V. 11. u. ff. die Rede iſt. Wenn nemlich ein Mann gegen ſeine Gattin den Verdacht der Untreue hegte, ſo mußte er ſie, nach der Verordnung des Geſetzgebers, zu einem Prieſter fuͤhren, der ihr unter fuͤrchterlichen Be- ſchwoͤrungen, ein bitteres Waſſer zu trinken gab. Blieb ſie nach dem Genuß dieſes Waſſers geſund, ſo ſollte ſie fuͤr unſchuldig gehalten werden; ward ſie hingegen krank, ſo galt es fuͤr einen Beweis ehelicher Untreue. Dieſe Ordalie iſt ganz im Geiſte

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Zitationshilfe: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule, oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weißer Jude zu werden. Bd. 1. Jerusalem [i. e. Aarau], 1822, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hundtradowsky_judenschule01_1822/360>, abgerufen am 21.11.2024.